Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
angerührt.«
    »Ist Hiroshe... der Pilot meines Landungsboots... noch da?«
    »Nein, Sir. Er wurde getötet.«
    De Soya kann die polternde Stimme des Sergeanten über das laute Dröhnen hinweg kaum noch hören. »Fordern Sie einen Piloten und ein Shuttle an, Sergeant. Bringen Sie mich, sich selbst und den Rest Ihres Trupps –«
    »Nur noch zwei Männer, Sir.«
    »Hören Sie. Bringen Sie uns vier zur Raphael. Das Schiff wird wissen, was zu tun ist. Sagen Sie ihm, dass wir dem Mädchen folgen müssen... dem Schiff... und der St. Anthony. Wohin diese Schiffe auch immer gehen, dorthin gehen wir auch. Sergeant?«
    »Ja, Pater Captain!«
    »Sie und Ihre Männer sind Auferstehungschristen, richtig?«
    »Ja, Pater Captain!«
    »Nun, bereiten Sie sich auf eine wahrhaftige Auferstehung vor, Sergeant.«
    »Aber Ihr Bein...«, sagt Captain Lempriere aus großer Entfernung. Der Doppler-Effekt verzerrt seine Stimme beim Zurückweichen.
    »Bei meiner Auferstehung werde ich wieder damit vereint sein«, murmelt Pater Captain de Soya. Er möchte die Augen schließen und ein Gebet sprechen, aber er muss nicht die Augen schließen, um das Licht auszusperren – die Dunkelheit um ihn herum ist undurchdringlich. In das Rauschen und Summen hinein sagt er, ohne zu wissen, ob ihn jemand hören kann oder ob er tatsächlich laut spricht: »Rasch, Sergeant. Sofort!«

17

    Jetzt, da ich dies so viele Jahre später schreibe, hätte ich gedacht, dass es mir schwer fallen würde, mich an Aenea zu erinnern, wie sie als Kind gewesen ist. Aber es fällt mir nicht schwer. In meinen Erinnerungen sind die späteren Jahre, die späteren Bilder, so vorherrschend – volles Sonnenlicht auf dem Körper der Frau, als wir uns zum ersten Mal in der Schwerelosigkeit liebten und zwischen den Ästen des Orbitalwaldes dahinschwebten; wie ich mit ihr über die Hängebrücken von Hsuank’ung Su spaziere, während die rosa Klippen von Hua Shan im Hintergrund vom Sonnenlicht angestrahlt werden –, dass ich befürchtet hatte, die Erinnerungen an frühere Zeiten könnten zu verschwommen sein. Aber das sind sie nicht. Und ich habe auch nicht dem Impuls nachgegeben, Jahre zu überspringen, obwohl mich die Angst plagt, dass diese Schilderung jeden Augenblick vom quantenmechanischen Zischen von Schrödingers Giftgas unterbrochen werden könnte. Ich werde schreiben, was ich schreiben kann.
    Das Schicksal soll den Endpunkt meiner Geschichte bestimmen.
    A. Bettik führte uns die Wendeltreppe zu dem Raum mit dem Flügel hinauf, während wir in den Weltraum rasten. Das Sperrfeld hielt die Schwerkraft trotz der ungestümen Beschleunigung konstant, und dennoch erfüllte mich ein ungezügeltes Gefühl der Ausgelassenheit –
    möglicherweise waren es auch nur die Nachwirkungen einer so großen Adrenalinausschüttung in so kurzer Zeit. Das Kind war schmutzig, zerzaust und immer noch außer sich.
    »Ich möchte sehen, wo wir sind«, sagte sie. »Bitte.«
    Das Schiff gehorchte, indem es die Wand jenseits der Holonische in ein Fenster verwandelte. Der Kontinent Equus blieb hinter uns zurück, doch das Gesicht des Pferdes wurde von einer roten Staubwolke eingehüllt. Im Norden krümmte sich der Ausläufer von Hyperion zu einer deutlichen Kurve. Binnen einer Minute war die ganze Welt zu einer Kugel geworden, zwei der drei Kontinente waren unter verstreuten Wolkenbänken zu sehen, das Große Südmeer bildete eine atemberaubende blaue Fläche, während der Archipel der Neun Schwänze vom Grün der Untiefen umgeben war, und dann schrumpfte die Welt weiter, wurde zu einer blaurotweißen Kugel und blieb hinter uns zurück. Wir entfernten uns mit großer Geschwindigkeit.
    »Wo sind die Kriegsschiffe?«, fragte ich den Androiden. »Sie hätten uns inzwischen stellen müssen. Oder in Stücke schießen.«
    »Das Schiff und ich haben ihre Langwellenkanäle überwacht«, sagte A. Bettik. »Sie waren... beschäftigt.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte ich und ging am Rand der Holonische auf und ab, weil ich zu aufgeregt war, um mich in die weichen Kissen sinken zu lassen. »Dieser Kampf... wer...«
    »Das Shrike«, sagte Aenea und sah mich zum ersten Mal richtig an.
    »Mutter und ich hatten gehofft, dass es nicht so weit kommen würde, aber natürlich ist es doch so gekommen. Es tut mir Leid. So schrecklich Leid.«
    Mir wurde klar, dass mich das Mädchen in dem Sturm wahrscheinlich nicht gehört hatte, daher blieb ich stehen, ließ mich auf die Lehne der Couch sinken und sagte: »Wir hatten noch

Weitere Kostenlose Bücher