Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
Vom Netzwerk:
nicht, dass deine tapfere kleine Bibliothekarin einen Schimmer hat, wonach wir die ganze Zeit wirklich gesucht haben.«
    »Und Sie?«, fragte Blake. »Wofür wollen Sie das Letzte Buch haben?«
    Sie setzte ein eiskaltes Lächeln auf und raunte in sein Ohr: »Ich will seine Macht besitzen: seine Fähigkeit, in die Zukunft zu blicken, die Vergangenheit zu durchschauen. Ich will die Möglichkeit haben, kindliche Alpträume wahr werden zu lassen. Was ist die Macht von Hexerei und Zauberei dagegen?«
    Blake schauderte.
    »Und nun«, sagte Diana siegessicher, während sie das Buch in die Luft hielt, »wird das Letzte Buch gelesen!«
    In diesem Augenblick kam ein ohrenbetäubendes wildes Gebell von der Straße, es hörte sich an, als hätte eine ganze Hundemeute die Bibliothek umzingelt. Blake lief zum Fenster, um nachzusehen.
    Es war nur ein einziger Hund: ein unansehnlicher, schmuddeliger Köter, der sich wieder und wieder gegen die Eingangstür der Bibliothek warf. Alice! Psalmanazar konnte sie kaum bändigen. Er zerrte an ihrem roten Halstuch, aber Alice riss sich los und sprang von neuem gegen die Tür. Ihr lautes Gebell wurde so hart und dröhnend von den Mauern zurückgeworfen, dass die Leute stehen blieben und herüberschauten.
    »Geh da weg!«, rief Diana erschrocken, ließ das Buch aus der Hand fallen und stürzte sich auf Blake. Sie kratzte mit einem ihrer langen schwarzen Fingernägel quer über seinen Nacken, und er zuckte zusammen vor Schmerz. Dann aber rannte er blitzschnell zum Tisch und griff nach dem Buch und der Schmetterlingsbrosche - zwei Waffen zu seiner Verteidigung.
    Draußen wurde das Geheul des Hundes hartnäckiger. Neue Stimmen mischten sich in den Lärm. Duck hämmerte an die Treppentür.
    »Gib das sofort zurück!«, rief Diana wutschnaubend.
    Erstaunt spürte Blake, dass sich die Brosche in seiner Hand wie zu einer Kralle verbog, als wolle sie ihn stechen. Sie fühlte sich jetzt an wie die Schließe an Endymion Springs Buch, an der er sich bei der ersten Bekanntschaft den Knöchel geritzt hatte.
    Und plötzlich wusste er haargenau, was er zu tun hatte.
    Mit einer hastigen Bewegung ritzte er sich mit der Spitze der Brosche die Haut auf und legte dann den verletzten Finger schützend um den Schnitt des Letzten Buches. Damit tat er, was das Buch in der College-Bibliothek von Anfang an hatte erreichen wollen. Und was ihm auch das Rätsel die ganze Zeit hatte sagen wollen: ... mit Kinderblut versiegeln ...
    Er sah zu, wie Blut aus der kleinen Wunde quoll und auf den Schnitt des Buches tropfte.
    »Du Biest!«, kreischte Diana. »Was machst du da? Weg von dem Buch!«
    Sie stürzte zum Tisch - und blieb starr vor Schreck stehen. Das Blut aus Blakes Finger hatte augenblicklich ein Siegel gebildet, einen rostroten Fleck. Die Seiten des Letzten Buches waren verschlossen.
    Diana riss es ihm aus den Händen und umklammerte es wie ein wildes Tier seine Beute, doch das Letzte Buch, ein zerschrammter brauner Lederband nur, blieb verschlossen. Sie konnte das Blutsiegel nicht lösen.
    »Was hast du getan?«, brüllte sie. »Warum lässt es sich nicht öffnen?«
    Wütend funkelte sie ihn an, aber eine Antwort bekam sie nicht.
    Blake hatte inzwischen Ducks gelben Regenmantel vom Boden aufgerafft und war zur Tür gerannt. Er riss sie auf und stürmte die enge Wendeltreppe hinauf.
    Er hatte keine Zeit, Duck zu befreien. Das Beste war, vom Dach aus nach Hilfe zu rufen. Er jagte die alten ausgetretenen Steinstufen hinauf, stolperte und schürfte sich an der Mauer seine wunden Finger noch mehr auf.
    Diana war ihm dicht auf den Fersen.
    »Komm sofort zurück, du Monster! Mach das Buch auf!« Ihre Stimme gellte durch den engen Treppenschacht.
    Direkt unterhalb des Turmdachs hatte Blake einen Notausgang entdeckt. Ohne zu überlegen, rannte er hin, stemmte sich gegen die Tür - und stöhnte auf, als ihm der harte Metallriegel einen Stoß in den Bauch versetzte. Ein bohrender Schmerz durchzuckte ihn.
    Nach einem zweiten Versuch gab die Tür zum Glück nach, und er taumelte hinaus auf eine harte unebene Fläche, stolperte über die kupfernen Dachziegel und landete auf allen vieren.
    Alarmsirenen schrillten ihm in die Ohren.
    Er rollte ein paar Meter über den Boden des quadratischen Daches. Fratzengesichter und Turmspitzen drehten sich vor seinen Augen. Schließlich blieb er auf dem Rücken liegen, stöhnend vor Schmerz, und starrte in den blauen Himmel. Er rappelte sich auf und sah sich fieberhaft nach der Feuerleiter

Weitere Kostenlose Bücher