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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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und nur ein argloser Mensch kann sie lesen. Das hat schon Johann Fust gewusst... genau wie Horatio Middleton, Jeremiah Wood, Lucius St. Boniface de la Croix und all die anderen, die jahrelang nach dem Buch gesucht haben.«
    Als sie das sagte, brach ein Sonnenstrahl durch die Wolken und überzog Türme und Kuppeln mit einem Schimmer von Gold. Die Wärme aber blieb draußen vor dem Fenster. In Blake war es eisgeworden. Diese Namen sagten ihm etwas, gen Gesichter starrten ihn von den Wänden des Colleges an, seit er in Oxford war. Es waren die Gelehrten ausdie Männer auf den Porträts. Sie alle hielten ihre geheiligten unidentifizierbaren Bücher in Händen und verschlangen ihn förmlich mit ihren Augen.
    Plötzlich zog Diana ein dünnes schwarzes Buch aus ihrer Tasche und warf es in die Luft. Er erkannte undeutlich ein F auf dem Einband und begriff, dass es das Buch über Faust sein musste, das er im Antiquariat gefunden hatte.
    »Dieses Buch ...«, rief er überrascht.
    »Ja, es war wirklich sehr rücksichtsvoll von dir, dass du es für mich gesucht hast«, sagte sie mit falschem Lächeln. »In dieser historischen Erklärung der Faustsage liegt der Schlüssel der ganzen Geschichte von Endymion Spring. Darin steht nicht nur, wie das Letzte Buch nach Oxford kam, sondern auch, wie man es öffnet, wie man seine Rätsel löst und seine Macht nutzen kann. Natürlich ist es inzwischen ziemlich schäbig anzusehen — schließlich wurde es jahrhundertelang von einer Hand zur anderen weitergegeben, seit der anonyme Autor es geschrieben hat -, trotzdem ist es sehr hilfreich ...«
    Blake fröstelte. Sein Blick kehrte zurück zum Schreibtisch, zu dem Papiermesser, doch das verschwand plötzlich in Dianas Hand. Sie beobachtete ihn unablässig.
    »Hast du wirklich geglaubt, du könntest mich überlisten?«, sagte sie »Du kleiner Junge? Gib jetzt das Buch her!«
    Mit zitternden Knien wich Blake zum Fenster zurück.
    Diana folgte ihm und ließ dabei ständig die Spitze des Papiermessers gegen ihre Finger wippen. Blake überlief es kalt vor Angst, doch sie legte das Messer und das Buch nur auf eine Vitrine - außerhalb seiner Reichweite.
    »Sag, sind die Seiten tatsächlich zum Leben erwacht? Haben sich die Wörter gezeigt?«
    Er versteifte sich, als sie neben ihn trat und mit einem Ruck sein Kinn anhob. Ihre Finger waren lang und kalt wie Eiszapfen, nur zerschmolzen sie nicht.
    Mit bohrendem Blick sah sie ihm in die Augen. Blake schaute weg.
    Von weit unten wehten die Geräusche der Menschen herauf, die sich in den Straßen drängten. Irgendwo bellte ein Hund. Blake warf unwillkürlich wieder einen Blick zum Fenster, und diesmal sah er aus den Augenwinkeln eine eiserne Feuerleiter seitlich am Turm aufblitzen. Vielleicht gab es ja doch einen Ausweg ... Aber die kalte Hand in seinem Gesicht und der unerbittlich funkelnde Blick hielten ihn gefangen.
    »Zeig mir das Buch!«, forderte sie und stieß ihn grob in die Zimmermitte. Er prallte gegen den Schreibtisch und fiel zu Boden. Ein stechender Schmerz schoss ihm durch die Brust, und ein fremder, metallischer Geschmack war plötzlich in seinem Mund. Blut.
    Ohnmächtig musste er es über sich ergehen lassen, wie sie sich über ihn beugte, den Rucksack von seinen Schultern riss und auf den Tisch warf.
    Wie ein Raubtier, das seine Beute ausweidet, zerrte sie den Reiß-verschluss auf und fetzte Ducks Regenmantel heraus. Schließlich fand sie, was sie suchte: das in unauffälliges braunes Leder gebundene Buch. Endymion Spring . Sie tauchte mit den Händen in den Rucksack, um es herauszunehmen, fuhr aber jäh zurück, als hätte sie etwas gestochen.
    »Es hat mich gezwickt!«, schrie sie auf.
    Blake sah sie wie durch einen Nebel; er begriff kaum, was vor sich ging.
    Diana zog ihren langen weißen Handschuh über und versuchte noch einmal, das Buch herauszunehmen. Diesmal gelang es ihr, und sie legte es behutsam auf den Tisch.
    Sie starrte auf den Umschlag - immer noch war in runden Buchstaben Endymion Springs Name auf den Ledereinband gedruckt. Dann fing sie an, mit ihren behandschuhten Händen darin zu blättern, ungeduldig, voller Gier nach seinem verborgenen Wissen.
    »Aber da stimmt etwas nicht!«, schrie sie und sah auf. »Du hinterhältiger kleiner Teufel! Was hast du damit gemacht?«
    Sie schlug mit der Faust auf den Tisch, dann packte sie Blake am Kragen und zerrte ihn auf die Füße. Obwohl Lichtpünktchen vor seinen Augen tanzten und flimmerten, zwang er sich zu einem Blick in das

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