Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
Vom Netzwerk:
gekommen war. Er hatte die Finger in die Ohren gesteckt und versucht, diese Möglichkeit auszusperren. Er brachte es nicht fertig, das Wort auch nur zu denken: Scheidung. Das hörte sich fast so endgültig, so verhängnisvoll an wie Tod.
    Ein unheimliches Schweigen hatte sich ausgebreitet, danach, als seine Eltern nichts mehr zu sagen wussten. Sie waren mit geschwollenen Augen und rauem Hals durchs Haus gelaufen. Es war, als hätten sie nicht geschrieen, sondern geboxt, und Blake war derjenige, der sich von oben bis unten grün und blau geschlagen vorkam.
    Schließlich hatte das Klingeln des Telefons die Stille zerrissen. Da war Duck aufgestanden und hatte ihren Regenmantel geholt, den sie seitdem nicht mehr abgelegt hatte.
    Blake sah zur Tür seines dunklen Oxforder Zimmers. Eigendich sollte er mal nach seiner Schwester sehen. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sie zum letzten Mal gefragt hatte, wie es ihr eigentlich ging. Aber vielleicht schlief sie ja schon und ahnte nicht, dass möglicherweise die Welt auseinander fiel?
    Er blickte zufällig auf seinen Nachttisch, auf den er den Papierrachen gelegt hatte. Fast hätte er ihn vergessen. Aber da lag er nun nd erinnerte ihn an seine Aufgabe: Endymion Spring. Er musste las Buch von Endymion Spring finden.
    Nur hatte er absolut keine Ahnung, wo er anfangen sollte.
    Wieder war er versucht, den Drachen auseinander zu falten, um Lachzusehen, ob er etwa eine geheime Nachricht enthielt. Aber Lein, er war einfach zu schön, als dass man ihn zerstören durfte. Au-ßerdem war Blake zu müde, er konnte kaum mehr die Augen offen halten. Sein Kopf war voll schläfriger Gedanken, und keiner davon ergab viel Sinn.
    Er streckte den schweren Arm, knipste das Licht aus und kuschelte sich unter die Decke. Die Sturmgeräusche draußen lullten hn allmählich in den Schlaf.
    Aus halb geschlossenen Augen blinzelte er noch einmal zum Fenster. Er hörte den Regen eintönig gegen die Scheibe trommeln, er sah im Garten einen Baum rhythmisch im Wind schwanken. Fasziniert von seinen Bewegungen beobachtete er ihn eine Weile. Die Blätter, hell gesprenkelt vom Licht der Straßenlampen, zitterten und glänzten wie ein goldener Drache, der sich im Wind drehte und wendete.
    Er lächelte. In dem Baum könnte tatsächlich ein Drache sitzen, dachte er schläfrig. Seine Augen fielen zu, und er sah, wie der vage Umriss langsam Gestalt annahm: spitze blattähnliche Ohren, ein hornartiges Maul, kräftige schwarze Flügel wie zurückgebogene Äste. Jedes einzelne Blatt könnte eine Schuppe sein und dort, die schwarze Lücke, ein Auge. Da war sogar ein dünner vergoldeter Schwanz, der wie eine Efeuranke aus den untersten Ästen hing. Der Drache reckte sich, wiegte sich hin und her und putzte sich im Wind.
    Ja, in dem Baum könnte ein Drache sein, der sich gerade anschickt, die Flügel auszubreiten und davonzufliegen. Gleich würde er einen Feuerstrahl ausstoßen und in den herbstlichen Himmel aufsteigen ...
    Doch bevor er es sicher wusste, war Blake eingeschlafen.
     

Mainz
    Frühjahr 1453
     
     

     

 
    ch erwachte aus einem unruhigen Schlaf. Peter lag auf dem Rücken neben mir, die Hände nachdenklich über der Brust gefaltet. Seine vom Mondlicht scharf umrissene Gestalt glich einer der gemeißelten Figuren, wie sie sich im Dom auf den Grabplatten beigesetzter Männer fanden, ein Inbegriff der Ruhe und des Friedens. Aber trotz aller Beherrschung nach außen hin: Seine Gedanken kreisten fieberhaft um einen Plan, wie er mich und die Drachenhaut aus Mainz fortschaffen könnte — so weit weg wie möglich.
    Wir hörten, wie Fust in der Werkstatt auf und ab lief wie ein Tier und wie er immer wieder in der Truhe herumwühlte, die ich kurz zuvor geöffnet hatte. Ob er die schlafenden, durch mein Blut sichtbar gewordenen Wörter entdeckt hatte?
    »Du ahnst nicht, was du getan hast«, schimpfte Peter. Seine Worte hingen wie leises Donnergrollen im Raum.
    Ich stellte mich schlafend, aber er verpasste mir einen Rippenstoß. Als ich mich herumwälzte, sah ich überrascht, dass seine Augen feucht von Tränen waren. Er hatte tatsächlich Angst, ob aber um mein Wohlergehen oder um seins, konnte ich nicht erkennen.
    »Er wird sich durch nichts aufhalten lassen. Du hast... was immer du mit dem Papier getan hast... du hast alles verdorben. Du bist nicht mehr sicher.«
    Ich sah ihn erschrocken an.
    »Fust weiß doch Bescheid«, sagte er. »Er kann zwar die Wörter noch nicht erkennen, aber er weiß genau, dass sie da

Weitere Kostenlose Bücher