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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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keine Rolle spielen mochte. Aber Peter hatte Recht: Ich musste fort. Die Frage war nur ... wohin.

    Die Antwort kam wenige Tage später.
    Frankfurt wimmelte von Menschen. Der Winter hatte seinen Griff auf die Stadt gelockert, und aus dem ganzen Kaiserreich kamen Menschen zur Frühjahrsmesse. Schwer beladene Schiffe ankerten auf dem Fluss und brachten Kaufleute aus fremden Ländern in die Stadt. Händler und Gesellen drängten sich über die morastigen Straßen in Richtung Stadtmauer und versperrten mit ihren Wagen und Karren die Tore. Kleinbauern und Handwerker aus den umliegenden Dörfern kamen, gebückt unter der Last ihrer Holz- und Strohbündel, über die Brücke und errichteten Verkaufsstände auf den gepflasterten Plätzen der Stadt. Unbeirrt von all dem Trubel stolzierten Kirchenmänner und Patrizier durch die Straßen, wie zartgliedrige Vögel zwischen gewöhnlichen Sperlingen, und zeigten sich in ihrer ganzen Pracht.
    Peter betrachtete sie sehnsüchtig. »Irgendwann werde ich mir auch solche Gewänder leisten können«, flüsterte er, als ein wohlhabender Edelmann in leuchtend grünem, mit Kaninchenfell besetztem Umhang vorüberging.
    Aus allen Richtungen drängten die Menschen zum Rathaus, einem Gebäude mit mehreren hohen Giebeln, im alten Viertel gleich neben dem Marktplatz. Von den Mauern hingen Fahnen und Flaggen herab, und von den Türmen ertönte zur Feier des Tages freudiges Glockengeläut, das die Pilger vor dem Marktbesuch zum Kirchgang aufforderte.
    Unten in der weiträumigen Steinhalle bereiteten Goldschmiede, Silberschmiede und Handwerker jeglicher Art ihre Stände vor. Zwischen böhmischem Glas, italienischem Öl und flämischem Stoff gab es fein gehämmerte Broschen, Ringe und Salzstreuer aus den edelsten Metallen. Die Vielfalt war überwältigend. Noch nie hatte ich solche Reichtümer gesehen.
    Peter hielt sich lange vor den Ständen der Stoffhändler auf. Er machte ein Gesicht wie ein Liebhaber im siebten Himmel und strich zärtlich über die Ballen mit Leinen-, Brokat- und Seidenstoffen. Endlich fand er Gefallen an einer zerknautschten Geldbörse aus purpurrotem Samt - ein Geschenk für Christina. Er streichelte die Börse wie ein exotisches Tier, bevor er sich von seinen Münzen trennte, um sie zu bezahlen. Sie kostete ihn fast sein ganzes Vermögen. »Das muss ihr beweisen, dass ich sie liebe«, erklärte er mir.
    Ich erfreute mich lieber an den Düften, die vom anderen Ende der Halle herwehten. Dort hatten Kaufleute mit bronzefarbener Haut eine ganze fremdländische Küste voller Früchte und Gewürze aufgebaut. Hörner, Tüten und Beutel voll Ingwer, Safran, Anissamen und Mandeln lagen neben klebrigen Datteln aus Nordafrika, die mir am Gaumen hängen blieben, als ich darauf biss.
    Gerade hatte ich an einem feuerroten Pulver geschnuppert, das mir fast Flammen in die Nase jagte, als mir Peter auf die Schulter klopfte und mit ein paar Silbermünzen vor meinen Augen hin und her fuchtelte.
    »Meister Gutenberg sagt, damit sollen wir uns vergnügen«, sagte grinsend. »Ich weiß auch schon, wie wir sie gut anlegen können.« Spitzbübisch tanzten seine Augenbrauen auf und ab, während er mich zur Tür dirigierte.
    Ich warf noch einen Blick zum Stand meines Meisters. Er hatte sich neben einem Mann in lächerlich bunter Kleidung eingerichtet, der Lederrollen zum Binden von Büchern verkaufte. Daneben bot ein dicker Mann mit Warzennase billig blutrünstige Bilder von Märtyrern an. Ins Geschäft kam er meistens mit Pilgern, die sich in ihrer Frömmigkeit gern auf solche Dinge stürzten.
    Die Bibel hatte seit Eröffnung der Messe schon reges Interesse auf sich gezogen. Es war sogar so, dass Fust Leute abwehren musste, die sich - wie Schweine um einen Trog - lärmend um den Stand drängten, um die Qualität des Drucks aus der Nähe zu prüfen.
    »Das ist ja akkurater als die Handschrift eines Schreibers«, hörte ich einen sagen. »Ich brauche meine Augengläser nicht!« Er schwenkte eine beinerne Brille durch die Luft, als hätte mein Meister ein kleineres Wunder zu Stande gebracht.
    »Wie erzielt Ihr ein solches Ergebnis?«, fragte ein anderer, nahm einen Probebogen vom Tisch und hielt ihn ins Licht, das durch die schmalen Fenster hereinfiel.
    Fust gab ihm einen Klaps auf die Finger. »Bewundern darfst du's, aber nicht anfassen«, zischte er. Er fing von weitem meinen Blick auf, und ich zuckte zusammen. Den ganzen Weg von Mainz her hatte er mir in den Nacken geatmet und wahrscheinlich

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