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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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am Themseufer entlang, dann könnt ihr Oxford nicht verfehlen«, sagte William. »Ich bin schon weit herumgekommen, aber eine solche Bibliothek habe ich sonst noch nirgends gefunden.«
    William war mit seiner Geschichte am Ende. Mit einem letzten Rülpser sank er auf die Knie, blieb wie ein Bündel auf dem Boden liegen und ließ Peter und mich mit seinen Auskünften allein zurück.
    Der Marktlärm draußen erinnerte uns an unsere Pflichten, und widerstrebend machten wir uns auf den Weg zum Rathaus, um Meister Gutenberg und Fust zu helfen.

    Am Abend, im Schlafraum des Gasthauses, in dem wir untergebracht waren, erklärte mir Peter seinen Plan.
    »Dieser Ort, von dem William erzählt hat«, flüsterte er. »Da musst du hin.«
    Die Worte stachen wie Pfeile in mein Herz. Ich wusste, dass Peter nicht gut mitkommen konnte, aber die Aussicht, Mainz zu verlassen und mich allein auf die weite Reise machen zu müssen, war schier unerträglich. Einen Moment brannten mir Tränen in den Augen, und damit Peter mein Gesicht nicht sehen konnte, drehte ich mich :u dem bleichen, schnarchenden Fremden um, der neben mir lag. n dem einen großen Gemeinschaftsbett schliefen viele stinkende, ingewaschene Menschen.
    Wie die meisten der reicheren Kaufleute hatten sich Fust und Meister Gutenberg für eine etwas feinere Unterkunft ein paar Strafen weiter entschieden. Wir mussten selber für uns sorgen.
    »Es ist die einzige Möglichkeit«, fuhr Peter fort. »Ich habe gründlich nachgedacht. Als ich in Paris Bücher abgeschrieben habe, bin ich einmal auf ein altes Sprichwort gestoßen: >Der sicherste Ort, um ein Blatt zu verstecken, ist ein Wald.< Wie soll auch jemand unter so vielen Blättern ein einzelnes Blatt finden?«
    Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, mir das vorzustellen: Ich zählte die Blätter an den Bäumen und jedes Mal, wenn ich fast alle gezählt hatte, fuhr ein leichter Wind in die Äste, und schon hatte sich alles wieder verändert. Es war eine Aufgabe für Narren -ein Unternehmen für die Ewigkeit.
    Peter legte mir die Hand auf die Schulter. »Verstehst du? Der beste Ort, die Drachenhaut loszuwerden, ist eine Bibliothek. Dort verlieren sich die magischen Seiten in einem Labyrinth aus Wörtern, in einem Wald aus anderen Büchern. Fust würde sie nie mehr finden.«
    Widerwillig nickte ich. Meine Werkzeugtasche - als kenne sie ihr Schicksal - hatte ihre wundersame Verwandlung in ein kleines Buch längst abgeschlossen. Der braune Ledereinband mit meinem gedruckten Namen darauf wurde von zwei Schließen aus Drachenkrallen zusammengehalten, so dass sich das Papier im Inneren nicht bewegen und seine Geheimnisse preisgeben konnte. Vielleicht würden die Pergamentbogen in der Truhe das Gleiche tun?
    »Die Bibliothek von St. Viktor ist zu nahe«, sagte Peter. Er meinte die Abtei in Paris, in der er zum Schreiber ausgebildet worden war. »Dorthin könnte dir Fust zu leicht folgen, und er würde das Buch im Nu entdecken. Er kennt es zu gut. Aber diese Bibliothek in Oxford ist unbekannt. Wer weiß, sie ist vielleicht sogar größer ... Auf jeden Fall ist sie weit genug weg. Nie würde Fust dich dort finden.«
    Der Gedanke zerriss mir das Herz. Ich zitterte. Als ich mir dann aber wieder vorstellte, wie Fust immer aufdringlicher um mich herumschlich, seit ich die Truhe geöffnet hatte - er glaubte offenbar, ich besäße den Schlüssel für alle seine Wünsche -, da sah ich endgültig ein, dass Peter Recht hatte. Ich musste fort. Mir blieb keine Wahl: Ich musste mein persönliches Glück opfern, um die Drachenhaut zu retten.
     

Oxford
     
     

     

 
    Vierzehn
     
    in Kratzen weckte ihn auf. Etwas wollte herein! Blake öffnete die Augen und riss sich hastig die Decken vom Leib. Der getarnte Drache fiel ihm ein, den er vor ein paar Stunden im Baum gesehen hatte. Blakes Beine hatten sich im Bettbezug verheddert, aber nach einer Weile schaffte er es, sich zu befreien. Schwer atmend wich er an die Wand zurück. Er griff nach seinem Kopfkissen, hielt es wie einen Schild vor sich und starrte aus dem Fenster.
    Da war nichts. Niemand wollte herein.
    Er rieb sich über die Augen. Der Sturm der letzten Nacht hatte die Blätter von den Ästen des Baumes gefegt, und der Drache, wenn einer da gewesen war, war davongeflogen. Seine Fantasie musste ihm einen Streich gespielt haben.
    Angestrengt lauschte Blake, ob er außer dem Pulsieren seines Blutes in den Ohren noch andere Geräusche hörte. Da kam von draußen wieder das leise kratzende

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