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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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Schultern weiter.
    Seltsam unwirklich schien ihm die Welt so früh am Morgen - wie ein Traum. Nebelschwaden hockten wie Reste von Schlaf in den Bäumen am Ufer und ließen ihre ausgefransten Ränder wie Silberwedel ins trübe Wasser hängen. Die Sonne versuchte sich durch den Dunst zu kämpfen, aber sie war zu schwach. Nur ein matter Goldring drang durch die Wolken. An Blakes Sohlen klebten Dreckklumpen; es war, als hätte er Hufe unter den Schuhen.
    Er wurde allmählich müde von dem langen Fußmarsch, da entdeckte er auf dem Kamm eines Hügels ein kleines Dorf. In der Ferne verlor sich ein schmaler Kanal, und man hörte Wasser durch ein Wehr rauschen. Es klang wie ein Wasserfall. Auf einem Schild stand, dass sie sich auf dem Gebiet der Iffley-Schleuse befänden, dass Radfahrer abzusteigen hätten und Hunde an kurzer Leine zu führen seien.
    Der Hund des Obdachlosen kümmerte sich nicht um das Schild, sondern führte sie über eine Steinbrücke zu einem Asphaltstreifen, an dem sich zu beiden Seiten gepflegte Blumenbeete hinzogen. Die Kinder sahen sich um. Das Wasser, das hier in die Schleuse floss, war tief, schwarz und mit herabgefallenen Blättern und Müll gesprenkelt. Weiter vorn tuckerte ein bunt gestrichenes Großboot fluss-aufwärts und ließ Schwaden von kohlschwarzem Rauch in der Luft zurück.
    Da sahen sie ihn.
    Der Obdachlose saß auf der untersten Stufe einer Steintreppe, die direkt zum Wasser hinunterführte. Enten zankten sich um die Brotbrocken, die er in die Strömung warf. Er sah die Kinder, stand aber nicht auf.
    »Was machen wir jetzt?«, flüsterte Blake.
    »Hingehen wahrscheinlich.«
    »Ich geh da nicht runter«, antwortete er und sah kurz zu der gekrümmten Gestalt des Mannes hin. »Das könnte gefährlich werden. Wenn er mit uns reden will, soll er raufkommen.«
    Sie warteten unschlüssig, während der Mann weiter die Enten fütterte. Dann stellte Blake erleichtert fest, dass auf der anderen Seite der Schleuse noch jemand war: ein Schleusenwärter mit einer Seilrolle um die Schultern, der Anlegeplätze, Vertäuungen und Gerätschaften kontrollierte. Er sah sie und hob eine Hand zum Gruß.
    »Keine Sorge wegen dem Hund«, rief der Mann über das Wasser. »Der braucht keine Leine nicht. Ist ein ganz harmloser Bursche, der.«
    Der Obdachlose hatte sich steifbeinig erhoben und stieg die Treppe hinauf. Blake beschlich eine leise Angst, und er schob Duck hinter sich, um sie zu schützen. Der Mann trug dasselbe schäbige Gewand und die Nachtmütze mit dem Pelzrand wie neulich. Er war groß und hager und hatte einen Stab in der Hand - fast wie ein alter Zauberer.
    Der Mann und der Junge wechselten einen stummen Blick, dann führte der Fremde sie zu einer kleinen Lichtung hinter einer Baumgruppe nahe der Schleuse: ein ungestörter Ort zum Reden. Blake vergewisserte sich, dass der Schleusenwärter sie sehen konnte, für den Fall, dass sie Hilfe brauchten.
    Wieder winkte der Mann herüber.
    Auch Duck schien ein wenig von ihrem anfänglichen Mut verloren zu haben. Vermutlich fragte sie sich - wie Blake -, warum sie jetzt nicht gemütlich unter ihren Bettdecken lagen und wie die Murmeltiere schliefen. Hier draußen konnte ihnen alles Mögliche zustoßen, und keiner würde davon erfahren. Misstrauisch folgten sie dem Mann zwischen die lichten, fast blattlosen Bäume.
    In der Mitte der Lichtung waren Reste einer Feuerstelle, und Blake setzte sich auf einen der Holzklötze daneben. Der Holzhaufen aus Zweigen und dünnen Ästen kam Blake vor wie ein dickes schwelendes Stachelschwein, und er beugte sich weiter vor, dankbar für die Wärme. Ein kratziger Rauchgeruch kitzelte in seiner Nase.
    Der Hund kam angekrochen, legte seine graue Schnauze auf Blakes Knie und sah ihn aus traurigen Augen an.
    Der Junge streichelte seinen Kopf, während der Mann noch mehr Feuerholz sammelte. Auf der anderen Seite der Lichtung war eine Plane über einen Stoß Zweige gespannt, und Blake vermutete, dass der Mann öfter hier kampierte. Ein paar Konservendosen lagen auf dem laubübersäten Boden und alte mit Ziegelsteinen beschwerte Decken.
    Der Fremde kam zurück und warf einen Arm voll Stöcke auf die Glutreste. Der Holzhaufen zischte und knisterte, ging aber nicht in Flammen auf. Schulterzuckend setzte sich der Mann den Kindern gegenüber, hielt aber Abstand. Er wollte ihnen keine Angst einjagen. Sein Gewand hatte sich vorn ein wenig geöffnet, und Blake sah fasziniert, dass Dutzende Taschen ins Innenfutter eingenäht waren. Aus

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