Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
Vom Netzwerk:
gab sie schließlich zu. »Ich musste immer über das Buch mit den leeren Seiten nachdenken und über das, was uns Professor Jolyon erzählt hat. Und dann hab ich den Hund am Gartentor kratzen hören, und da dachte ich, es könnte ... es könnte vielleicht... wichtig sein. Der Obdachlose könnte in Schwierigkeiten sein.«
    Der Hund sah sie hoffnungsvoll an, sein Schwanz wedelte schon fast automatisch. Ohne das Halsband sah er älter und verwahrloster aus, als Blake ihn in Erinnerung hatte. Er tat ihm Leid. Wahrscheinich hatte er Hunger, der arme Kerl.
    »Wir sollten Mum immerhin sagen, wohin wir gehen, meinst du nicht auch?« Wenigstens einen Anschein von Verantwortungsbewusstsein wollte er wahren.
    »Und wohin gehen wir?«, fragte sie spöttisch.
    Er sah sich ratlos um und zog die Schultern hoch. Am nördlichen Flussufer tauchte eine Reihe von kastenförmigen Bootshäusern aus dem Nebel auf, rechts zog sich ein verlassener Sportplatz hin. »Keine Ahnung«, sagte er endlich. »Aber wenigstens könnten wir ihr von dem Hund erzählen - und vielleicht auch von dem Obdachlosen. Sie könnte ihm vielleicht helfen ... wenn er wirklich Probleme hat.«
    Duck schüttelte den Kopf. »Bist du verrückt? Sie würde uns doch nie gehen lassen. Unsere einzige Chance ist jetzt.«
    Blake biss sich auf die Lippe. Sie hatte Recht. Nie würde ihre Mutter einem solchen Ausflug am frühen Morgen zustimmen, egal, wie wichtig er wäre.
    »Und wenn es eine Falle ist?« In Gedanken ging er noch einmal Jolyons Warnung durch. Sie könnten beide in Gefahr sein.
    »Na klar! Ein Hund will uns entführen! Du kannst Mum ja sagen, du hast alles versucht, um mich zurückzuhalten.« Und damit marschierte sie weiter hinter dem Hund her, der wieder die Führung übernommen hatte.
    Was blieb Blake übrig? Er war überzeugt, dass der Obdachlose etwas über Endymion Spring wusste. Vielleicht könnte er ihnen sogar bei der Suche helfen? Trotzdem, seine Methoden waren mehr als ungewöhnlich, und Blake war unsicher, ob man dem Mann trauen konnte.
    »Gut, dann bringen wir die Sache aber schnell hinter uns, ja?«, sagte er und fiel in Trab, um Duck wieder einzuholen. Er wollte nicht zugeben, dass er Angst hatte — schon gleich gar nicht vor seiner Schwester -, aber er würde auch nicht umkehren ohne sie. Wenigstens könnte er sie verteidigen, falls etwas passieren würde.
    »Klar«, sagte sie und stiefelte voraus.
    Wider besseres Wissen folgte er ihr.

     
    Draußen vor der Stadt war der Nebel noch dichter. Auf dem Wasser glitten in silbrigen V-Formationen Schwäne wie geisterhafte Tänzerinnen an ihnen vorbei. Für Ruderer oder Jogger war es noch zu früh, Duck und Blake waren allein auf dem matschigen Pfad. Sie stapften an morastigen Wiesen und Feldern vorbei und an weiteren Bootsschuppen, in denen die Colleges ihre langen Renn- und Ruderboote aufbewahrten.
    Blake sah die verschwommene Silhouette der Stadt immer mehr hinter einer Allee auf der anderen Flussseite verschwinden. Türme und Kuppeln lösten sich im trüben Licht auf. Aber er war überzeugt, rgendwo in dieser beeindruckenden Kulisse lag das Geheimnis von Endymion Spring verborgen, und er war fest entschlossen, es zu finden - egal wie. Selbst wenn er dazu jedes einzelne Buch aufschlagen und jeder einzelnen Spur nachgehen müsste.
    Unter seinen Füßen gluckste der Matsch und spritzte beim Gehen um seine Hosenbeine. Duck war so umsichtig gewesen, Stiefel anzuziehen, aber sie fror. Die Morgenkälte drang durch ihren dünnen Regenmantel.
    Um nett zu ihr zu sein, bot er ihr seine Jacke an, und sie nahm sie mit einem kleinen dankbaren Lächeln an. Sie sagte nichts, schaute nur konzentriert auf den Weg, der vor ihnen lag, und ihre Gedanken waren offenbar weit weg.
    War sie neidisch, weil er, Blake, von Endymion Spring ausgewählt worden war? Oder wurde auch sie nicht los, was ihre Mutter gestern Abend gesagt hatte? Dass sie auch nach Weihnachten nicht wieder als Familie zusammenleben würden? Wollte sie ihr das heimzahlen, indem sie weglief?
    Er wusste nicht, was er denken sollte. Aber er war froh, dass sie bei ihm war, und dieses Gefühl überraschte ihn.
    Schweigend trotteten sie weiter.
    Hinter ihnen schlugen unzählige Glocken die volle Stunde. Vier, fünf... sechs Uhr. Ein Getön aus hellen und dumpfen Schlägen hing kreisend über der Stadt wie ein Schwarm metallener Vögel. Blake zog sich die Kapuze seines Sweatshirts über den Kopf, drehte die Hände tief in die Taschen und schlurfte mit hängenden

Weitere Kostenlose Bücher