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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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griffen, das Blake aufgeschlagen auf dem Tisch hatte liegen lassen. Und dann stockte ihm das Herz, der Boden schwankte unter seinen Füßen, und ihm war, als würde das Blut, das durch seinen Körper strömte, plötzlich die Richtung ändern.
    Auf dem Daumennagel des Professors war ein dunkler Fleck von haargenau der gleichen Form wie die fehlende Buchecke.
    Der alte Mann hob den Kopf und fing Blakes erschrockenen Blick auf. Eine tiefe Falte zuckte über seine Stirn wie ein Blitz, und Blake umklammerte seinen Rucksack mit dem Buch darin - auf keinen Fall wollte er den Mann zu nahe an sich herankommen lassen. Er konnte dem Blick des Professors nicht standhalten und schaute weg.
    Aber Jolyon hatte genug gesehen. Er legte ein Stück Papier als Lesezeichen zwischen die Seiten des Bestiariums, klappte das Buch zu und schob es Blake langsam hin. Dann machte er Mrs Richards ein Zeichen und nahm sie beiseite.
    Blake sah ihnen nach, während sie aus seiner Hörweite gingen. Er ahnte, dass sie über ihn sprachen. Jolyon zeigte auf die Abteilung, in der jemand Bücher aus den Regalen gerissen hatte, und sagte etwas in ihr Ohr. Die Bibliothekarin schüttelte den Kopf und drehte sich nach Blake um.
    »An die Arbeit!«, rief sie ihm zu.
    Blake warf einen Blick auf den Stapel Arbeitsblätter, die auf ihn warteten. Ausnahmsweise erschienen ihm seine Hausaufgaben wie eine sichere Zuflucht. Ihm war immer noch taumelig von dem Schock, den ihm die düstere Nachricht in Endymion Springs Buch in die Glieder gejagt hatte.
    Als er seine Blätter geordnet hatte, fuhr er fort, alle entdeckten Grammatikfehler zu umkringeln - er empfand sogar ein gewisses Vergnügen dabei, die Fehler anderer Leute aufzuspüren. Er wollte sich den Verdacht nicht eingestehen, der sich immer tiefer in seine Gedanken schlich. Die schwarze Seite belagerte ihn. Er hatte sich in seinem Vater geirrt, in seiner Mutter, sogar in Duck ... wahrscheinlich irrte er sich auch in Jolyon. Vielleicht gab es wirklich keinen Menschen, dem er vertrauen konnte.
    Er hielt den Kopf gesenkt und schaute kein einziges Mal auf -nicht, als Paula Richards einen schweren Bücherstapel neben ihm absetzte, und auch nicht, als Jolyon wie ein Schatten an ihm vorbeistrich und die Bibliothek verließ.

    Blake fühlte sich gefangen wie die Tiere in diesem Bestiarium. Er und Duck mussten an entgegengesetzten Enden eines dunkel polierten Tisches sitzen, so dass sie weder unauffällig miteinander sprechen, noch einander heimlich Zettel zuschieben konnten. Ab und zu kritzelte Mrs Richards etwas in ihr Notizbuch, und Blake rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. Ihr Stift machte ein anklagendes Kratzgeräusch auf dem Papier, und er stellte sich vor, wie sie der Liste seiner Missetaten gerade ein neues Vergehen hinzufügte.
    Die bedrohliche schwarze Seite zerrte an seiner Fantasie und machte ihm Angst. Er hätte gern nachgeschaut, ob sich die Worte inzwischen verändert hatten oder ob eine neue Nachricht auf ihn wartete. Aber Paula Richards' Blick war nicht zu entkommen. Ihre grünen Augen, von den Brillengläsern unheimlich vergrößert, glichen fleischfressenden Pflanzen - und er war die Fliege, die langsam in der Falle ihrer Wimpern verschlungen wurde.
    Er trommelte mit dem Stift auf seine Arbeitsblätter und sah sich um. Neben ihm wuchs ein kleiner Bücherstapel in die Höhe. Paula Richards stellte gerade Bücher über Christina Rossetti zusammen - das war die Schriftstellerin, von der Diana Bentley vorgestern beim Dinner gesprochen hatte. Auf einem der Bände turnten teuflische Kobolde und Dämonen den goldfarbenen Buchrücken hinauf und hinunter, ein anderer hatte einen roten Ledereinband mit Tintenflecken darauf. Paula Richards hatte ihn aufgeschlagen liegen lassen, und Blake konnte an den Seitenrändern winzige handschrifdiche Notizen erkennen - eng stehende Kleinbuchstaben, die wie eine altertümliche Stickerei aussahen.
    Nicht weit von seinem Ellbogen entfernt lag das Bestiarium, in dem Jolyon sein Lesezeichen hinterlassen hatte. Langsam, wie in Zeitlupe, damit es Paula Richards nicht auffiel, schob er die Finger näher an den glatten, weißen Band und zog ihn ebenso langsam heran. Duck beobachtete ihn gespannt. Zum Glück war die Bibliothekarin so vertieft in ihre Arbeit, dass sie nichts merkte.
    So beiläufig wie möglich öffnete Blake das Buch.
    Jolyon hatte nicht den Eintrag über den Blätterdrachen gelesen, sondern einen ganz anderen. Als Blake das Wort am Beginn der Beschreibung

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