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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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Kinder sahen sich verzweifelt an, als die Frau näher kam, und seufzten erleichtert auf, als sie vorbeigegangen war. Nach einer Weile ließ sie ihren immer noch beladenen Rollwagen stehen, öffnete die Tür zur unteren Ebene und verschwand.
    Kaum war sie weg, gab Blake Endymion Spring wieder frei, drückte mit den Fingern die Seiten nieder und flüsterte: »Bitte, zeig uns den Weg! Aber leiser jetzt, okay? Bestimmt laufen hier unten noch mehr Leute herum.«
    Dieses Mal flatterten die Seiten langsamer, und schließlich entfaltete sich vor Blake ein übergroßer Bogen. Die feinen Adern im Papier, die er früher schon gesehen hatte, waren deutlich zu erkennen und schimmerten von innen heraus: Es war, als habe Endymion Spring den Weg ausgeleuchtet, dem Blake folgen sollte.
    Das war es also! Die Linien im Papier waren eine Art Karte.
    Er schaute zu, wie die Linien über das Papier krochen, wie sie Kurven beschrieben und einander schnitten, wie sie sich in unerwartete Richtungen verzweigten und schließlich zum Stillstand kamen -ungefähr an der Stelle, wo sie sich jetzt befanden.
    »Und?«, wisperte Duck, die nicht sehen konnte, was die Karte enthüllte.
    Blake sagte nichts, sondern wartete, bis das Papier die nächste Wegstrecke aufzeigte. Der Lichtschimmer auf der Seite vor ihm wurde heller und beleuchtete eine neue Abteilung der Bibliothek: eine Linie, rechts und links von einem Netz aus Regalen gesäumt. Blake wandte sich in die angegebene Richtung.
    »He, wohin gehst du?«
    »Komm einfach mit«, flüsterte er ohne sich umzudrehen. »Ich glaube, das ist der richtige Weg.«

    Das Buch führte sie an etlichen sich kreuzenden Regalreihen vorbei, über einen langen, trüb beleuchteten Gang und schließlich eine Metalltreppe hinunter. Ihre Schritte klangen hohl auf den Stufen. Unten angekommen machte Blake seiner Schwester ein Zeichen, keinen Laut von sich zu geben, dann öffnete er eine verschrammte Holztür und kam in einen weiteren Raum mit Metallgitter-Boden und Bücherregalen.
    Die Luft hier unten war muffig und verbraucht. Manche der Bücher waren von einer feinen Staubschicht überzogen, als wären sie seit Ewigkeiten nicht mehr in die Hand genommen oder aufgeschlagen worden. Andere zeigten dagegen Spuren von allzu häufiger Benutzung: Man hatte sie bandagiert und zusammengebunden wie Mumien, damit ihr Innenleben nicht herausquoll. Die klobigen schwarzen Eisenregale erstreckten sich in die Ferne. Überall auf dem Boden lagen Lederkrümel herum wie Teilchen von toten Insekten.
    Duck strich im Gehen mit den Fingern über die Buchrücken und markierte ihren Weg durch die unterirdische Welt der Bibliothek. Staub flog wie Motten unter ihren Fingen auf.
    Blake verlor allmählich den Überblick. Seit einer Weile schon irritierte ihn ein rostiges Knirschen, das in diesem Teil der Magazine zu hören war. Das Geräusch wurde lauter, je weiter sie vordrangen — es hörte sich an, als würde eine mechanische Schlange über den Boden gleiten. Die Härchen auf Blakes Armen richteten sich auf wie kleine Antennen, und die Angst jagte ihm einen Schauer nach dem anderen über den Körper.
    Dann sah er es. Ein riesiges motorbetriebenes Ungetüm, nur wenige Meter entfernt, hockte lauernd an einer freien Stelle in der Tiefe der Bibliothek.
    Größe Metallräder drehten sich unermüdlich wie die Zahnräder eines Uhrwerks und beförderten in regelmäßigen Abständen Plastikcontainer - manche davon mit Büchern beladen - auf ein Förderband. Die Maschine knarrte und ächzte, war aber durchaus leistungsfähig: Bücher erschienen und verschwanden, je nachdem, ob sie von den Magazinen hinauf in die Lesesäle oder zurücktransportiert wurden.
    »Schnell!«, zischte Blake, griff nach Ducks Hand und hastete mit ihr in eine dunkle Schlucht zwischen zwei Regalwänden. »Hier muss eben noch jemand gewesen sein.«
    Fußspuren, wirr wie die Abdrücke tanzender Füße, zeichneten sich im Staub rund um die Maschine ab.
    Mit wild klopfendem Herzen schlich Blake durch die Regalreihen. Von den Neonröhren an der Decke hingen Kordeln herunter und streiften seine Schultern, aber Blake machte keinen Gebrauch davon - schließlich durften sie nicht entdeckt werden. So tasteten sie sich weiter durch den schmalen Gang und folgten dem matten Schimmer des Buches, das ihr einziger Wegweiser war.
    Mitten im Gang blieb Blake auf einmal stehen. Rechts und links von ihm türmten sich die Bücher wie unbesiegbare Armeen, immer dichter schienen ihm die Regale auf den

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