Endzeit
mich Peter zu trösten. Wenigstens einer, der zu mir hielt.
»Kannst Du bei Pamela nicht ein gutes Wort für mich einlegen?«
»Zwecklos!« sagte Peter. »Schau, er hat sie schon in seinen Fängen.«
Tatsächlich drehten sich die beiden bereits auf der Tanzfläche. Das heißt, sie schmiegten sich mehr zusammen, als daß sie tanzten. Ich hätte den Discjockey, der »Nights in White Satin« aufgelegt hatte, erwürgen können.
Aber Damon war ein Günstling der Götter. Wenn er ein Mädchen zum Tanzen aufforderte, dann wurden die Geschwindigkeitsregler quasi eine Stufe niedriger gestellt.
Ich beschloß, zumindest was meine Person anging, die Collegefeier für gescheitert zu erklären und meinen Liebeskummer an der improvisierten Bar zu ertränken.
Es war gegen zehn Uhr, als ich aus den Augenwinkeln mitbekam, daß Damon und Pamela die Party verließen und die Treppe zum Foyer hinabgingen.
Innerhalb eines Augenblicks beschloß ich, den beiden zu folgen. Ich weiß nicht, was ich mir davon versprach. Vielleicht wollte ich nur Gewißheit, daß Pamela unerreichbar für mich blieb. Oder die, daß Damon ein Scheusal war. Vielleicht war es auch nur der unheilvolle Drang in uns Menschen, uns selbst Verletzungen beizubringen. Vor allen Dingen solche, die psychischer Natur waren.
Nun, erst einmal durfte ich physischen Schmerz auskosten. Ich geriet auf den Stufen der Treppe ins Stolpern, stürzte und rollte bis zu deren Fuß. Als ich mich wieder aufrappelte, am ganzen Körper verbeult, aber immerhin ohne gebrochene Knochen und nunmehr auch wieder nüchtern, sah ich gerade noch, wie die beiden in Damons Porsche stiegen und mit aufheulendem Motor vom Schulhof brausten.
Sie kamen ungefähr zwanzig Meter weit. Damon bog gerade auf die Hauptstraße ein, als ein von einem verhinderten Rennfahrer gelenkter Chevrolet ohne Licht den roten Porsche seitlich rammte und zum Überschlagen brachte.
Ein paar Sekunden später gingen beide Wagen in Flammen auf, während ich wie gelähmt dastand und mit tränenerfüllten, weit aufgerissenen Augen in das Inferno starrte. . .. weit aufgerissenen Augen in das Inferno starrte. ... in das Inferno starrte. ... starrte.
*
»Mein Gott, das ist doch kein Grund zum Heulen!« hörte ich Peter sagen. »Gegen Damons Charme bist du halt machtlos.« Ich stand wieder an der Bar!
Ich war fassungslos, rieb mir über die noch immer tränenden Augen, bis ich sicher war, nicht zu träumen. An der gegenüberliegenden Seite des Saals sah ich Damon und Pamela an der Garderobe stehen. Damon half Peters Schwester gerade in den Mantel.
Was war mit mir los? Hatte ich alles nur phantasiert? Die beiden hatten die Feier noch gar nicht verlassen!
»Ich glaub', ich hab' zuviel getrunken«, sagte ich mit schwerer Zunge.
»Den Eindruck habe ich allerdings auch«, sagte Peter.
Noch immer wuchs meine Verwirrung. Ich fühlte Schmerzen am ganzen Körper, als wäre ich tatsächlich die Treppe hinuntergestürzt. Bildete ich mir auch das nur ein? Wahrscheinlich war ich noch immer nicht ganz wieder in der Realität.
Trotzdem wußte ich eines mit aller Klarheit: Pamela durfte nicht in Damons roten Porsche steigen! Weil sie dann sterben würde.
Die beiden erreichten bereits das Foyer, als ich mich aus meiner Erstarrung löste und ihnen hinterher stürmte.
»Pamela! Halt!« rief ich und kam mir dabei wie in einem drittklas-sigen College-Film vor. »Du darfst nicht mit ihm fahren!«
Die beiden drehten sich zu mir um. Damon tippte sich mit dem Finger bezeichnend an die Stirn. »Wohl zuviel gebechert, was, Kierszan? Man sollte sich zurückhalten, wenn man keinen Alkohol verträgt.«
Auch das Mädchen sah mich nur mitleidig an. Es war ein Blick, den ich kaum ertrug.
Mein Schritt geriet ins Stocken. »Ich ... ihr ...« Was sollte ich nur sagen, um sie aufzuhalten?
»Komm, lassen wir den Spinner!« meinte Damon und zog Pamela mit sich.
»Aber ihr dürft nicht gehen!« rief ich verzweifelt. Damon lachte nur. Mit drei Schritten hatte ich ihn erreicht und riß ihn herum. »Du kannst meinetwegen allein fahren, aber nicht mit Pamela!«
»Also gut, du willst es nicht anders!« stieß er hervor. Wut blitzte in seinen Augen. Er holte zum Schlag aus.
Ich spürte, wie er mich genau zwischen den Augen traf. Normalerweise hätte mich ein Schlag dieses Kalibers wohl ausgeknockt. Nicht so an diesem Abend. Außer den Schmerzen meines imaginären Sturzes spürte ich nichts.
Ich schlug zurück und sah den Unglauben in seinen Augen - bis er
Weitere Kostenlose Bücher