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Endzeit

Endzeit

Titel: Endzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Kürschnerfabriken herrührte, die es in der unmittelbaren Umgebung gab, hatten wir uns fast schon daran gewöhnt - bis wir dieses Haus betreten hatten.
    »Jetzt wissen wir wenigstens, warum es überall im Ort so stinkt«, versuchte ich zu scherzen. »Wir haben die Quelle gefunden: Es ist euer Haus!«
    Wir ließen die Eingangstür geöffnet, in der Hoffnung, daß ein steter Durchzug die Atmosphäre ein wenig erträglicher machen würde.
    Vielleicht war es aber auch nur eine instinktive Geste, wie mir erst später bewußt wurde: Als wollten wir uns nicht den Weg nach draußen abschneiden, uns eine letzte Möglichkeit offenlassen - im wahrsten Sinne des Wortes.
    Peter ging voran in die Küche, Jane und ich folgten ihm tapfer. Vielleicht hatte die Witwe tatsächlich noch einen alten Braten in der Pfanne hinterlassen.
    Auch die Küche war riesig und wurde beherrscht von einem wuchtigen, gußeisernen Ofen, der fast die ganze Wand einnahm. Ich hatte noch nie einen Ofen gesehen, von dem mehrere Rohre in den Schornstein führten. Bei diesem war es so. Es mußten fünf oder sechs Röhren sein, die an verschiedenen Stellen in der Wand verschwanden. Man hätte einen Menschen darin braten können.
    Peter bemerkte meinen Blick.
    »Ein Prunkstück!« schwärmte er. »So einen findet man heutzutage nicht mehr so leicht. Ich wollte ihn der Besitzerin abkaufen, aber sie hat ihn mir sogar geschenkt. Na ja, ins Altersheim hätte sie ihn wohl kaum mitnehmen können ... Wenn ich nur wüßte, wofür sie ihn überhaupt gebraucht hat. Jedenfalls scheint es mehr als ein Ofen zu sein, denn er hat verschiedene Öffnungen und Fächer, und einige von ihnen scheinen eher der Vorratshaltung zu dienen .«
    Jane zuckte die Schultern.
    »Vielleicht finden wir ja irgendwo noch eine Gebrauchsanweisung«, scherzte sie.
    Peter ging nicht darauf ein. »Den anderen Plunder hier werden wir wohl nach und nach rauswerfen, die ganzen morschen Regale, den wurmstichigen Schrank, genau wie die anderen Sachen. Die Küche ist der einzige Raum, in dem wir erst mal alles dringelassen haben. Aus allen anderen Zimmern haben wir die Möbel bereits von einer Entrümpelungsfirma abholen lassen. Das spart uns eine ganze Menge Arbeit.«
    Ich atmete auf.
    Jane öffnete die Türen des Küchenschrankes, der die ganze gegenüberliegende Wand einnahm. Der Schrank kam mir ebenso ungewöhnlich vor wie der Ofen. Er hatte Dutzende von Türen, Fächern und Schubladen, von denen keine den anderen gleich war. Als hätte ein verrückter Tischler versucht, sämtliche Maße und Winkel seiner jemals im Leben angefertigten Schränke in diesem einen Exemplar zu vereinen.
    »Aha, ich wußte doch, daß ich hier irgendwo Tee deponiert hatte«, ließ Jane sich vernehmen und hielt eine Packung Darjeeling hoch.
    Ich war immer noch zu beeindruckt von dieser monströs wirkenden Kücheneinrichtung, als daß mich der Tee irgendwie interessierte.
    »Sagtest du, du wolltest diesen Schrank zum Sperrmüll geben?« fragte ich Peter.
    »Mir bleibt nichts anderes übrig. Du findest darin nämlich nichts wieder - bis auf den Tee natürlich. Nein, er ist wirklich total unpraktisch. Leider werden wir ihn wohl zertrümmern müssen, um ihn hier herauszubugsieren. Wir haben es schon versucht, aber er rührt sich nicht vom Fleck. Scheint einbetoniert oder festgenagelt zu sein. Außerdem geht er weder durch irgendein Fenster noch durch die Tür.«
    »Wirklich schade«, sagte ich und meinte es ehrlich. So ein Schrank in meiner Arbeitsecke würde endlich mal mit den Papierbergen aufräumen!
    »Sogar das alte Porzellan hat sie uns gelassen, obwohl ich das nun wirklich nicht verstehe«, sagte Jane. »Echt Meißen aus Deutschland. Aber vielleicht hat sie es ja mitnehmen wollen .«
    »Hatte sie denn keine Erben?« fragte ich. »Normalerweise kommen diese modernen Aasgeier doch meistens noch, bevor das Opfer die Lider schließt - laßt euch das von einem angehenden Anwalt sagen!«
    Peter schüttelte den Kopf. »Soweit ich weiß, hatte sie gar keine Verwandten. Wenigstens keine leiblichen. So genau kenn' ich mich da aber nicht aus. Wir hatten, wie gesagt, genug andere Sorgen, als uns in aller Ausführlichkeit mit der Familienhistorie der werten Dame zu befassen. Als sie vor zwei Wochen so plötzlich starb, habe ich natürlich sofort in dieser Richtung recherchiert. Wir hatten zwar schon den Kaufvertrag mit ihr abgeschlossen, und das Geld war unterwegs, doch ein plötzlich auftauchender Erbe hätte noch alles zunichte machen

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