Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Endzeit

Endzeit

Titel: Endzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
hier unten gewohnt und die oberen Stockwerke und den Keller vergammeln lassen. Einmal die Woche kam eine vom Sozialamt gestellte Hilfe, die ihr die Einkäufe erledigte und putzte.«
    »Selbst wenn sie keine Verwandten mehr hatte, so muß sie doch irgendwelche Kontakte gepflegt haben. Was ist mit dieser Kirchengemeinde, der sie ihr Vermögen gespendet hat?«
    Peter zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Weißt Du, die Leute hier erzählen einem nicht viel, und der Makler stammt von außerhalb und hat sie kaum gekannt. Ich habe sie auch nur ein einziges Mal gesehen, als ich mit dem Makler das Haus besichtigte. Sie machte auf mich den Eindruck eines steinalten, tückischen Geiers.«
    Trotz des Regens öffneten wir sämtliche Fenster, um frische Luft hereinzulassen.
    »Die meisten Fensterrahmen sind noch ziemlich gut in Schuß. Keine Thermopenverglasung, aber wenn ich die Fensterdichtungen auswechseln lasse, müßte es genügen. Hoffentlich! Denn das Einsetzen neuer Fenster dürfte ziemlich schwierig werden. Es sind nämlich alles spezielle Maße. Die meisten sind noch nicht einmal rechteckig. Merkwürdigerweise unterscheiden sich sogar die Außen- von den Innenmaßen. Es scheint, als ob die Fenster teilweise im Mauerwerk weiterführen. Aber ich kann dir versichern, daß das noch längst nicht das Merkwürdigste ist.«
    Ich runzelte skeptisch die Stirn. »Und das wäre?«
    »Sage ich dir bei Gelegenheit. Versprochen. Aber jetzt schau mal nach draußen. Fällt dir was auf?«
    Ich lehnte mich aus dem Fenster, das auf die Straße hinausführte. Das Asphaltband war menschenleer.
    »Was du da siehst, ist die Hauptverkehrsstraße von Wolfham. Die einzige, die direkt in die Nachbargemeinden führt. Aber niemand benutzt sie.«
    »Na, phantastisch«, sagte ich. »Wahrscheinlich gehen hier alle schon um sechs ins Bett, und sie sperren die Straßen, damit niemand sie stören kann. Gratuliere zu diesem ruhigen Plätzchen am Arsch der Welt!«
    Peter grinste. Aber es war ein Grinsen, das mich vermuten ließ, daß er eine ganze Menge mehr wußte, als er zu sagen bereit war.
    Insgesamt befanden sich im Erdgeschoß außer der Küche und einem kleinen Badezimmer noch sechs weitere Räume und Kammern. Die meisten waren miteinander durch schiefe Türen verbunden.
    Peter führte mich über die spiralförmige Treppe in die oberen Räume. Die Anordnung der Zimmer war noch verwirrender als im Erdgeschoß. Es waren winzige Kammern, manche nicht größer als zwei Quadratmeter. Auch von der Höhe her waren sie verschieden. Einige schienen bis zum Dachfirst zu reichen, die Decken der meisten waren aber so niedrig, daß wir nur bückend weitergehen konnten.
    »Hier scheinen überall Zwischendecken gezogen worden zu sein«, sagte Peter und klopfte mit seinen Knöcheln an die Decke über unseren Köpfen. Sofort rieselte weißer Kalk auf uns herab und hüllte uns ein. Es hatte, wie nicht anders zu erwarten gewesen war, hohl geklungen.
    »Nach und nach werde ich diese Zwischendecken einreißen«, sagte Peter. »Ich frage mich, wer hier gehaust hat. Wir werden uns jedenfalls erst einmal unten einquartieren.«
    »Hier oben kann man sich glatt verirren«, sagte ich. Ich hatte insgeheim mitgezählt und war auf zwanzig Räume und Kammern gekommen, aber plötzlich merkte ich, daß wir einige davon schon das zweite Mal betraten. Ich schaute aus einem der windschiefen, vieleckigen Fenster und hinab auf die verwahrlosten Walmdächer von Wolfham. Aus einigen Schornsteinen kringelte sich grauer Rauch, aber die meisten Häuser machten einen verlassenen, von ihren Bewohnern aufgegebenen Eindruck.
    Mittlerweile war es draußen dunkel geworden. Der volle Mond stand am Himmel.
    »Und was ist mit dem Dachgeschoß?« fragte ich.
    »Das zeige ich dir ein anderes Mal. Im Moment ist es unbegehbar, aber in ein paar Monaten habe ich da Ordnung geschaffen.«
    »Schade, ich hätte gern die Aussicht genossen. Garantiert kann man von dort ganz Wolfham überblicken.«
    Ich hatte mich gerade dem Fenster abgewandt, um Peter in die nächste Kammer zu folgen, als ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung hinter der Fensterscheibe wahrnahm.
    Ich wirbelte herum und hätte schwören können, für einen Moment wieder den Schatten zu sehen, den ich schon im Garten wahrgenommen hatte: ein schwarzes, hundeähnliches Etwas. Ich stürzte ans Fenster und sah nach draußen, aber es war nichts zu entdecken.
    »Ist was?« fragte Peter.
    Ich schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich hatte ich mich geirrt. Es

Weitere Kostenlose Bücher