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Endzeit

Endzeit

Titel: Endzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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gespürt, daß du anders bist als die anderen - sowohl in deiner Existenz als Mensch, als auch in der des Wolfes.«
    Kierszan zuckte die Schultern. »Und was hat es mir gebracht? Ich konnte damals weder Pamela gewinnen, noch meine Freunde und mich vor dem Fluch des Vollmonds retten. Wolfham wurde meine zweite Heimat - bis zum großen Vampirkrieg. Seitdem jagen sie uns.«
    »Immerhin lebst du!«
    Kierszan verzog verächtlich den Mund. »Ich nenne es nicht leben, sondern vegetieren. Schon dort draußen lebte ich schlechter als ein Hund, immer auf der Suche nach Nahrung und auf der Flucht vor Dienerkreaturen. Ich wußte nicht, daß es noch schlimmer kommen würde. Man hält uns hier fest, um uns an abartige Vampire zu verkaufen - damit wir uns in Gladiatorenkämpfen gegenseitig die Keh-len aufreißen!«
    Chiyoda blickte ihn beschwörend an.
    »Ich bin hier, um dich an deine eigentlichen Kräfte zu erinnern«, sagte er. »Der Werwolf in dir ist nur eine Facette deiner Persönlichkeit, während deine magische Kraft die weitaus mächtigere ist. Seit Anum die Herrschaft über die Welt erlangt und alle Technik aus ihr verbannt hat, ist die Magie auf dem Vormarsch. Sie kann sich in einer Welt ohne Technikglauben ungehindert entfalten. Du mußt es nur wollen, und deine Freiheit ist nur eine Sache von Augenblicken.«
    Hoffnung glomm in Kierszans Augen auf. »Du meinst, es gibt wirklich noch einen Weg für mich?«
    Chiyoda nickte. »Deine Zukunft liegt vor mir wie ein offenes Buch. Hab Mut!«
    Seine Gestalt begann plötzlich durchscheinend zu werden. Sie flackerte wie eine Kerzenflamme im Wind.
    Ungläubig sah Kierszan, wie Chiyoda verschwand, als hätte es ihn nie gegeben. Hatte er nur geträumt? War es eine Vision? Nein, dazu war sie viel zu real gewesen!
    Kierszan spannte seinen Körper, von neuer Hoffnung erfüllt. Wenn Chiyoda Recht behielt, hatte die Gefangenschaft bald schon ein Ende. Er mußte seine magischen Kräfte aktivieren, um einen Weg in die Freiheit zu finden ...
    *
    Nona war nun schon seit drei Tagen in Leones Obhut. Er hatte sie nicht wieder angerührt. Fast schien es, als wüßte er nichts mit ihr anzufangen.
    Noch nicht?
    Nona hatte von Leone erfahren, wie es um die Welt dort draußen stand. Außerhalb seines gut gesicherten Hauses tobten Anarchie und Chaos. Die Menschen suchten zwar die großen Städte bei ihrer Suche nach Nahrung und Wasser auf, doch gleichzeitig hatten sie hier auch am meisten zu fürchten. Horden von Dienerkreaturen streiften umher und töteten wahllos.
    Der »Hohe Herr Anum«, wie er sich nannte, hatte seine Machtgelüste wahrgemacht. Nona hatte nicht erfahren können, ob der letzte der Kelchhüter nur über dieses Land herrschte oder längst über die ganze Welt. Da er sämtliche Technik, die ihm lediglich ein pervertierter Ersatz für Magie war, eliminiert hatte, existierten keine Nachrichten- und Kommunikationsmittel mehr. Alles, was man von der restlichen Welt erfuhr, waren mündliche Berichte von seltenen Reisenden.
    Der große Vampirkrieg hatte im Jahr 2002 stattgefunden und eine hochtechnisierte Welt zurück in die Barbarei geworfen.
    »Nimm mich mit!« verlangte Nona, als Leone sich am vierten Abend mit einem Sack voller Tauschgüter erneut auf die Straßen begeben wollte, um seinen Geschäften nachzugehen.
    Nachdenklich sah er sie an.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es gut für dich wäre«, sagte er schließlich. »Ich weiß noch immer nicht, wer du wirklich bist.« Er schien zu überlegen. »Andererseits«, fuhr er dann fort, »kann eine schöne Frau bei gewissen Geschäften hilfreich sein. Also gut, komm mit!«
    Er führte sie hinaus und verschloß das Rolltor hinter ihnen. Die Straße war menschenleer, aber es konnte ebensogut möglich sein, daß sich in den Schatten der Häuser Dienerkreaturen versteckt hielten, die nur darauf lauerten, daß sie sich herauswagten. Leone machte zwar auch mit diesem Abschaum Geschäfte, aber sie waren unberechenbar.
    Der Mond am Himmel hatte fast seine volle Größe erreicht. Bereits in den letzten Tagen hatte Nona das vertraute Locken verspürt. Nun würde es nur noch einen Tag dauern, und sie würde sich in die Kreatur verwandeln, die sie in sich trug. Die Vorboten der Span-nung und Gier waren unter freiem Himmel stärker zu spüren als in Leones Haus. Die Strahlen des Mondes lockten und flüsterten von Sehnsucht und Erfüllung. Aus ihrer zierlichen Gestalt würde sich eine Kreatur erheben, die weit mächtiger war als die Ketten der

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