Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Endzeit

Endzeit

Titel: Endzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Jensen
Vom Netzwerk:
Gletscher, und riesige Gebiete wurden überflutet. Artensterben war eine Folge. Dieses Mal wird nicht nur die jeweilige Region betroffen sein, ob nun in Sibirien, |269| Indonesien oder Florida. Der ganze Planet wird sich auf einen Schlag erwärmen. Wir sehen uns einer Katastrophe gegenüber, wie sie die Menschheit noch nie erlebt hat.«
    Ich kann es mir nicht vorstellen, obwohl sich die Erde vor mir dreht und die weißen, blauen und grünen Flecken sich verschieben und miteinander verschmelzen wie bei einer riesigen Kugel aus Knetgummi.
    »Aber das Energieunternehmen, dem die Bohrinsel gehört, muss das doch wissen.« Ich kann meine eigene Sturheit förmlich hören. Noch scheint Leugnen eine angemessene Reaktion zu sein. Die drei verhalten sich absurd. Das ist doch Science-Fiction. Die Tatsache, dass es derartige Katastrophen schon einmal gegeben hat, ist irrelevant. So etwas mag in prähistorischen Zeiten geschehen sein, ist im Zeitalter des Menschen aber undenkbar. Die Natur kann die Zivilisation nicht einfach zerstören. Dafür sind wir zu weit fortgeschritten. Heutzutage können wir mit solchen Dingen umgehen. Wir können uns auf sie vorbereiten.
    »Zu diesem Zeitpunkt gibt es möglicherweise noch keine sichtbaren Anzeichen«, sagt Ned. »Aber selbst wenn die Firma Bescheid weiß, wird sie damit wohl kaum an die Öffentlichkeit gehen wollen. Vor allem nicht, wenn dort Korruption und Missmanagement herrschen. Und es gibt viele solcher Firmen, das können Sie mir glauben.«
    »Sie könnten doch versuchen, die Katastrophe unter Kontrolle zu bringen«, sage ich und höre sofort, wie absurd das klingt.
    Eine Seite meines Gesichts wird ganz heiß, als würde mein Körper begreifen, was mein Gehirn noch nicht wahrhaben will. Ein Augenblick vergeht. Kristin Jonsdottir tritt ans Fenster, öffnet die Schlitze der Jalousien und schaut hinaus. Ned klickt weiter auf seinem Laptop, und der Physiker, der wohl endlich begriffen hat, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben will, starrt wie gebannt auf die Leinwand. Draußen kratzt ein Flugzeug einen weißen Bogen in den Himmel und hinterlässt eine zarte Schneckenspur aus Dampf.
    |270| »Was nun?«, frage ich.
    »Ich habe mit Harish Modak gesprochen«, sagt Frazer Melville. »Er ist nach wie vor nicht unserer Meinung, was die Dringlichkeit betrifft. Allerdings konnte ich ihn überreden, heute Abend aus Paris herzukommen.« Er hält inne und wirft einen Blick auf Kristin. Sie nickt. Da ist noch mehr. Etwas, über das sie Bescheid weiß und das beiden unangenehm ist. »Er kommt unter der Voraussetzung, dass wir ihm bis dahin etwas Neues präsentieren können. Wenn schon nicht den definitiven Beweis, so doch zumindest weitere überzeugende Belege.«
    »Warum um Himmels willen hast du das zugesagt, wenn du es nicht garantieren kannst?« Ich bin völlig verblüfft. Kristin wirft mir einen seltsam flehenden Blick zu.
    »Weil mir nichts Besseres eingefallen ist. Ich hatte gehofft, dass sich Bethany mit deiner Hilfe an weitere Einzelheiten erinnern kann.«
    Mit einem Schlag begreife ich. »Und an dieser Stelle komme ich ins Spiel? Darum bin ich hier?«
    »Gabrielle«, sagt Kristin sanft, »wir brauchen Ihre Hilfe. Sie haben in dieser Sache schon viel mehr unternommen, als wir jemals hätten verlangen können. Aber ohne Sie geht es nicht.«
    Ich seufze angewidert. »Ohne EKT bekommen wir keine weiteren Informationen von Bethany. Ist Ihnen das klar? Das ist die einzige Möglichkeit.«
    Schweigen. Ja, es ist ihnen durchaus klar.
    »Das sagt sie die ganze Zeit«, bestätigt Kristin leise. »Nur das scheint zu funktionieren.«
    »Ich soll es überwachen«, denke ich laut nach. »Und falls etwas schiefgeht, habe ich die Verantwortung.«
    Der Physiker legt seine Hand auf meine und drückt sie. Wenn ich noch einen Rest von Stolz hätte, würde ich sie abschütteln, aber ich brauche seine Berührung. Ich spüre seine Wärme. Es gab eine Zeit, da hätte mich bei dieser Geste die Liebe schier überwältigt. Jetzt möchte ich nur weinen. Er sagt mit sanfter Stimme: |271| »Du weißt, wie wir uns nach Istanbul gefühlt haben. Als wir an dem Abend die Nachrichten gehört und   …«
    Nein. Ich will das nicht.
    Mein Handy klingelt. Ich sollte nicht rangehen, bin aber dankbar für die Ablenkung und die Entschuldigung, mich auszuklinken. Ich melde mich und bereue es im selben Augenblick.
    »Hier ist Detective Kavanagh, Miss Fox. Wo befinden Sie sich gerade?«
    »Zu Hause«, lüge ich rasch. Ein

Weitere Kostenlose Bücher