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Endzeit

Endzeit

Titel: Endzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Jensen
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in Bethanys Mund ein, den sie in völlig untypischem Gehorsam schon weit geöffnet hat. Ihre Füße sehen aus, als wären sie durch Schlamm gewatet. Der Arzt registriert das alles, erkundigt sich aber nicht nach Bethanys Verletzungen. Oder warum sie überhaupt hier ist.
    »Fertig?«, fragt er. Sie nickt. Für beide ist es eine vertraute Routine. Er legt ihr die Maske mit dem Narkosemittel über Nase und Mund und wischt ihre Schläfen mit einem nassen Schwamm ab.
    Kurz darauf schließen sich Bethanys Augen, sie versinkt. Ich halte die Luft an. Der Arzt schaltet die Zeituhr ein und drückt die Elektroden an ihre Schläfen. Nach einigen Sekunden runzelt er unzufrieden die Stirn.
    »Ihr Gehirn hat einen Widerstand aufgebaut«, murmelt er. Die Sekunden vergehen. Fünf, sechs.
    »Woher wissen Sie das? Ich dachte, dass man die Mittel zur Muskelentspannung und die Narkose verabreicht, damit sich die Wirkung nur auf das Gehirn beschränkt.«
    »Es gibt gewisse Anzeichen. Und ich kann keines davon entdecken. Die Maschine funktioniert einwandfrei, zeigt aber keine Wirkung.«
    Die zehn Sekunden sind vorbei. Er nimmt die Elektroden ab. Bethany bewegt sich nicht, rollt nicht einmal die Zehen ein, wie ich es beim letzten Mal beobachtet habe, als ich mich an Farnblätter erinnert fühlte. Irgendwo in der Ferne klingelt ein Telefon.
    »Können Sie es noch einmal versuchen?«, flüstere ich. »Und diesmal länger?«
    |277| Er presst die Lippen aufeinander. »Es ist nicht ratsam, es zweimal am selben Tag zu machen.«
    »Sie sagen, ihr Gehirn habe einen Widerstand aufgebaut. Und die einzelnen Anwendungen sind doch ohnehin nicht hundertprozentig vergleichbar, oder?«
    Er wirkt verärgert. »Ich warte, bis sie zu sich gekommen ist. Dann entscheide ich.«
    Nach zwei Minuten öffnet Bethany die Augen. Ich nehme ihr die Maske ab. Sie hinterlässt einen schwachen roten Fleck um ihren Mund, wie die Grimasse eines traurigen Clowns. »Scheiße, hat nicht funktioniert«, nuschelt sie durch den Mundschutz. Ihre Gesichtsmuskeln sind schlaff und verzerrt, sie schwitzt. Selbst ihr Haar sieht fettiger aus, als hätten die Stromstöße ihr Leben in Jahren statt in Sekunden vorangetrieben. Sie spuckt den Mundschutz aus. »Gib mir mehr davon, Schwachkopf. Und diesmal einen richtigen Schuss. Gib mir dreißig Sekunden.«
    Er blinzelt und richtet die Antwort an mich. »Ich gebe ihr zwanzig.« Er krempelt die Ärmel auf, nimmt den Mundschutz und wischt ihn mit einem Papiertuch ab. Dabei fallen mir die Einstiche an seinen Armen auf. Ich hätte es mir denken können. Plötzlich fügen sich die Teile des Puzzles zusammen.
    »Zwanzig sind nicht genug«, protestiert Bethany, während das Narkosemittel seine Wirkung zeigt. »Was sind Sie eigentlich für ein Arzt?«
    Er verstopft ihr den Mund mit dem Gummi.
    »Ein Arzt, der Angst hat, seine Approbation zu verlieren?«, frage ich, als sich ihre Augen geschlossen haben.
    Er lächelt schwach. »Die habe ich schon vor einem Jahr verloren.«
    Auch das hätte mir klar sein müssen. »Ich wüsste gern den Grund.«
    »Klar doch«, sagt er und überprüft die Regler an dem Metallkasten. »Ich habe jemanden umgebracht.«
    Mein Gott. »Mit einem Gerät wie diesem?«
    |278| Er überlegt kurz. »Nein. Es war eine modernere Version.«
    »Bei dieser Behandlung?« Meine Stimme klingt schrill vor Panik.
    Er sieht mich an. »Ja. Ich kann mir nicht vorstellen, welche Behandlung man sonst damit durchführen sollte. Aber ich werde es nicht noch einmal tun. Ich gehe nicht über zwanzig Sekunden hinaus. Das habe ich von Anfang an deutlich gesagt.«
Und wenn es nicht reicht? Was dann?
»Soll ich es bleiben lassen?«
    »Nein«, erwidere ich und verabscheue uns beide dafür. »Jetzt sind Sie hier. Bringen wir’s hinter uns.«
    Er drückt den Schalter, und wir halten beide die Luft an. Nur ein leichtes Zucken von Bethanys Zehen zeigt, dass etwas geschehen ist. Nach zwanzig Sekunden stößt sie einen winzigen Laut aus, einen hohen Seufzer, den Beginn eines Stöhnens.
    »Meinen Sie, es hat diesmal funktioniert?«
    Er steht auf, schaut aufs Handy, klopft auf seine Taschen und geht zur Tür. »Ich werde nicht bleiben, um das herauszufinden.«
    »Moment«, sage ich. »Ich weiß nicht mal Ihren Namen. Was mich betrifft, sind wir uns nie begegnet. Die Ausrüstung kann nicht zu Ihnen zurückverfolgt werden. Würden Sie es noch einmal versuchen, falls es nicht funktioniert hat?«
    »Sie haben mich wohl nicht richtig verstanden«, sagt er von der

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