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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Linda Francis
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Alarmbereitschaft versetzt.
    Als niemand die Tür öffnete, klingelte ich so lange, bis meine Bemühungen erfolgreich waren. Die Tür wurde aufgerissen, und mein Künstler stand im Türrahmen. Er sah alles andere als erfreut aus.

    Ich zwang mich dazu, nicht zurückzuweichen. »Also haben Sie eine Fledermaushöhle«, sagte ich.
    Er kniff die Lippen zusammen und starrte mich auf eine Art und Weise an, die besagte, dass seine Geduld erschöpft war. »Was wollen Sie?«, fragte er.
    Ich blinzelte. »Ich …«
    Ich verstummte. Sein Zorn hatte mich wachgerüttelt, und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich, Frede Ware, war um Worte verlegen. Es wurde immer mehr zur Gewohnheit, was mir ganz und gar nicht gefiel.
    »Ich habe zu tun«, sagte er und schlug mir die Tür vor der Nase zu.
    Wieder einmal.
    Umgehend war ich wieder die Alte. Ich hatte die Nase voll von unfreundlichen Leuten (die Ironie des Ganzen entging mir nicht, als ich daran dachte, wie ich mich in der Galerie, im Auto und in meiner Einfahrt aufgeführt hatte). Ich drückte die Tür auf.
    »Sie können mir nicht andauernd die Tür vor der Nase zuschlagen!«
    Er blieb nicht stehen und ging durch das Haus. Ich folgte ihm bis zur Hintertür. Der Regen war jetzt noch stärker geworden.
    Er eilte unbeirrt weiter. Ich blieb auf der Schwelle stehen und beobachtete, wie er in sein Studio ging.
    Was sollte ich bloß tun? Ich bin auf dezente Art und Weise schön, ich bin hübsch, ja sogar umwerfend, wenn ich mich elegant kleide, aber ich bin realistisch genug, um zu wissen, dass mein gutes Aussehen auf meine Kleidung, mein Benehmen und mein Haar zurückzuführen ist. Und mein Haar sieht im Regen nicht gerade schön aus. Obwohl ich nicht annähernd so viel Haarspray benutze wie meine
Mutter, bin ich auch nicht gerade sparsam damit. Und Haarspray verträgt sich nicht mit Regen. Deshalb blieb ich an der Hintertür stehen und ging keinen Schritt weiter.
    Wenn ich schon eine große, inakzeptable, dramatische Szene mit Sawyer Jackson hätte, wäre das Mindeste, was ich tun könnte, so gut wie möglich auszusehen.
    Aber wenn ich ihm nicht folgte, würde es überhaupt keine Szene geben.
    Einen Augenblick lang kam ich mir wie Scarlett O’Hara vor. Ich stampfte mit dem Fuß auf und sagte mir, dass ich nicht noch einmal Hunger leiden wollte. Ich nahm eine Bürste aus meiner Handtasche und fuhr durch mein Haar, um das Haarspray auszubürsten. Dann stürmte ich nach draußen.
    Der Regen peitschte mir ins Gesicht. Obwohl die erste Aprilhälfte in Zentraltexas viel wärmer ist als zum Beispiel in Alaska oder Omaha, war der Regen überraschend kalt. Er brachte mich wieder zu Verstand. Eigentlich hätte ich sofort umkehren, in meinen Mercedes steigen und nach Hause fahren sollen. Aber das fiel mir erst sehr viel später ein.
    Während ich in dem strömenden Regen stand, waren all die Regeln, die meine Mutter mir ein Leben lang eingetrichtert hatte, wie weggeblasen. Die Junior League und akzeptables Benehmen waren mir völlig egal. Ich ging über das nasse Gras, und meine unvernünftig spitzen Absätze sanken in den Matsch, der zwischen den hellgrünen Grashalmen herausquoll. Die Bluse klebte an meiner Haut.
    Ich war so überrascht, dass ich mir keine Gedanken um gutes Benehmen machte (ganz zu schweigen davon, dass ich mich konzentrieren musste, um auf diesen Absätzen nicht das Gleichgewicht zu verlieren) und es überhaupt
nicht bemerkte, als Sawyer genau vor mir stand, bis ich fast über ihn gestolpert wäre.
    »Oh.«
    »Was machen Sie denn hier draußen? Sie werden ja klatschnass.«
    Obwohl er ärgerlich war, hatte er immer noch so etwas wie einen Beschützerinstinkt.
    »Ja, nun.«
    »Ist das alles, was Sie sagen können«, sagte er.
    »Nein. Eigentlich wollte ich sagen, dass Ihre Ausstellung ein absoluter Treffer werden wird.«
    Das war zugegebenermaßen eine völlig dämliche Antwort.
    Er blickte mich auf merkwürdige Art an, so als wäre er nicht ganz sicher, was da vor ihm stand. Dann stieß er einen Fluch aus. Ich muss die Worte, oder den Satz, nicht wiederholen. Aber sie waren schlimmer als ordinär, unverzeihliche vulgäre Ausdrücke, die aneinandergereiht waren wie eine Perlenkette (keine Zuchtperlen).
    »Gehen Sie doch in Ihre spießige Welt zurück, Prinzessin.«
    Meine Laune war genauso schlecht wie seine, aber benutzte ich etwa derart vulgäre Ausdrücke und Beleidigungen? Non . Ich hatte das Bestreben, wie eine kultivierte erwachsene Person zu reden.
    »Meinen Sie

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