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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
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schüttelte sie ab. Er kannte sie alle jetzt seit einem halben Jahr und wusste genau, wann er nur dazu benutzt wurde, Frans eifersüchtig zu machen. Frans’ amüsierter Blick zeigte ihm, dass dieser Brittas Spielchen ebenfalls durchschaute. Brittas Hartnäckigkeit war bewundernswert, sie würde vermutlich nie aufhören, Frans anzuhimmeln. Der war jedoch nicht ganz unschuldig an ihrer Verliebtheit, denn er schenkte ihr immer ein kleines bisschen Aufmerksamkeit, um ihr hinterher wieder die kalte Schulter zu zeigen. Seiner Meinung nach grenzte Frans’ Verhalten an Grausamkeit, aber er wollte sich nicht einmischen. Etwas anderes machte ihm mehr Kummer. Nach einer gewissen Zeit hatte er herausbekommen, für wen Frans sich wirklich interessierte. Er blickte zu ihr, die ein Stück von ihm entfernt saß, und verspürte einen Stich in der Brust, als er sah, dass sie in diesem Augenblick freundlich mit Frans sprach. Elsy hatte ein so schönes Lächeln. Auch die Augen, die Seele, die hübschen Arme unter den kurzen Ärmeln ihres Hemdblusenkleids, das Grübchen, das sich links von ihrem Mund abzeichnete, wenn sie lächelte – das alles, jedes Detail an ihr, innen und außen, war schön.
    Sie waren nett zu ihm gewesen, Elsy und ihre Familie. Die Miete für das Zimmer war äußerst günstig, und Elof hatte ihm Arbeit auf einem der Boote beschafft. Er wurde oft zum Essen eingeladen, eigentlich sogar fast jeden Abend, und etwas von ihrerWärme und ihrem Zusammenhalt erfüllte auch ihn. Der Krieg hatte seine Gefühle ausradiert, aber nun kehrten sie allmählich zurück. Und Elsy? Er hatte versucht, gegen die Gedanken und Bilder, die ihm abends im Bett durch den Kopf gingen, und die Gefühle, die ihn dann überkamen, anzukämpfen, doch am Ende hatte er eingesehen, dass es sinnlos war. Er musste sich eingestehen, dass er sich hoffnungslos in sie verliebt hatte. Jedes Mal, wenn Frans sie mit dem gleichen Blick ansah wie wahrscheinlich er selbst, schnitt ihm die Eifersucht ins Herz. Und dann war da Britta. Anstatt zu begreifen, wie die Dinge lagen, spürte sie nur, dass weder er noch Frans sich für sie interessierten. Sie stand nicht im Mittelpunkt. Er wusste, dass das an ihr zehrte. Sie war ein selbstsüchtiges, oberflächliches Mädchen, und er konnte eigentlich gar nicht verstehen, warum jemand wie Elsy mit ihr befreundet war. Doch solange Elsy sich mit ihr umgab, musste er sie wohl ertragen.
    Außer Elsy mochte er von seinen vier neuen Freunden Erik am liebsten. Er hatte eine tiefe Ernsthaftigkeit und Altklugheit an sich. Hans mochte es, mit ihm ein bisschen abseits von den anderen zusammenzusitzen und zu reden. Sie sprachen über den Krieg, Geschichte, Politik und Wirtschaft, und Erik hatte mit Entzücken festgestellt, dass er in Hans endlich den ebenbürtigen Gesprächspartner gefunden hatte, den er so lange vermisst hatte. Was Daten und Fakten anging, war er zwar nicht ganz so belesen, aber er hatte von der Welt, ihrer Geschichte und den Zusammenhängen viel begriffen. Sie unterhielten sich stundenlang. Elsy sagte scherzhaft, sie erinnerten an zwei alte Opas auf dem Dorfplatz, aber er merkte, dass sie ihre Freundschaft gut fand.
    Das einzige Thema, das sie nie erwähnten, war Eriks Bruder. Er hatte es nie angesprochen, und Erik hatte es auch nicht wieder getan.
    »Ich glaube, Mutter hat bald das Essen fertig.« Elsy stand auf und klopfte sich den Rock ab. Hans nickte und erhob sich ebenfalls.
    »Am besten komme ich gleich mit, um sie nicht zu verärgern.« Er sah Elsy an, doch die grinste nur spöttisch und stieg den Abhang hinunter. Hans spürte, dass er rot wurde. Er war zwar zwei Jahre älter als sie, siebzehn, aber sie gab ihm immer das Gefühl, ein lächerlicher Schulbub zu sein.
    Er winkte den drei anderen, die ganz ruhig auf dem Berg sitzen blieben, und hastete hinter Elsy her. Sie blickte sich um, bevor sie die Straße überquerte und das Friedhofstor öffnete. So gelangte man am schnellsten nach Hause.
    »Herrliches Wetter heute Abend.« Er merkte selbst, dass er auf einmal nervös wurde, machte sich Vorwürfe deswegen und beschloss, sich nicht wie ein Idiot aufzuführen. Sie ging eilig über den Kiesweg, und er rannte hinterher. Als er sie eingeholt hatte, schlenderte er mit den Händen in den Hosentaschen neben ihr her. Zum Glück ging sie auf seine wenig geistreiche Bemerkung zum Wetter nicht ein.
    Plötzlich empfand er ein tiefes und wahrhaftiges Glück. Er spazierte neben Elsy her, konnte sogar ab und zu einen

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