Engel aus Eis
Per schien es zu gefallen, dass er vor seinem Vater nun ein Geheimnis hatte.
Etwas ruhiger fügte Frans hinzu: »Ich weiß, dass du für diese Dummheit in der letzten Woche wahrscheinlich irgendeine Form von Strafe bekommen wirst. Aber jetzt hör mir mal zu!« Er zwang Per, ihm in die Augen zu sehen.
»Du nimmst die Strafe an. Vermutlich wird man dich in den Jugendarrest stecken. Du gehst Ärger von nun an aus dem Weg, du hältst dich von jeglicher Scheiße fern, du sitzt deine Strafe ohne Zicken ab und machst keinen Unsinn mehr. Hast du mich verstanden?« Er sprach langsam und deutlich. Jedes Mal, wenn Per ihm mit flatternden Lidern ausweichen wollte, suchte er wieder seinen Blick.
»Mein Leben willst du nicht haben, merk dir das! Mein Lebenwar beschissen, von Anfang bis Ende. Du und dein Vater wart die Einzigen, die mir je etwas bedeutet haben, auch wenn er mir das nie glauben wird. Aber es ist wahr. Versprich mir, dass du keinen Mist mehr baust!«
»Ja, ja.« Per rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her, doch er schien zuzuhören und sich die Worte zu Herzen zu nehmen.
Frans hoffte, dass es reichte. Er wusste ja, wie schwer es war, einen einmal eingeschlagenen Pfad zu verlassen, doch mit ein wenig Glück war er so weit an den Jungen herangekommen, dass er ihm zumindest einen Schubs in die richtige Richtung gegeben hatte. Mehr konnte er im Moment nicht tun.
Frans stand auf. »Das war alles, was ich zu sagen hatte. Hier sind alle Angaben, die du benötigst, um an das Geld heranzukommen.« Er legte ein Blatt Papier vor Carina auf den Küchentisch.
»Willst du nicht noch ein bisschen bleiben?« Wieder überkam sie diese innere Unruhe.
Frans schüttelte den Kopf. »Hab zu tun.« In der Tür drehte er sich noch einmal um und sagte nach kurzem Zögern leise: »Passt auf euch auf.« Dann winkte er und ging hinaus.
Carina und Per blieben in der Küche sitzen. Sie spürten beide, dass dies ein Abschied war.
»Das hat ja langsam Tradition«, sagte Torbjörn Ruud trocken, der an Patriks Seite die makabre Arbeit verfolgte. Da Anna sich als Babysitterin zur Verfügung gestellt hatte, war Erica ebenfalls dabei und beobachtete die Grabungen mit kaum verhohlener Spannung.
»Es kann nicht leicht für Mellberg gewesen sein, die Genehmigung zu bekommen«, lobte Patrik seinen Chef, was selten vorkam.
»Soweit ich weiß, hat der Typ von der Staatsanwaltschaft ihn zehn Minuten lang angebrüllt.« Torbjörn wandte den Blick nicht von der Erde, die aus der Grube geschaufelt wurde.
»Müssen wir alles ausgraben?«, fragte Patrik schaudernd.
Torbjörn schüttelte den Kopf. »Wenn eure Theorie stimmt,müsste der Kerl, den ihr sucht, ganz oben liegen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich jemand die Mühe machen würde, ihn unter die anderen zu befördern«, sagte er ironisch. »Wahrscheinlich befindet er sich auch nicht in einem Sarg und wir können bereits an den Kleidern erkennen, ob wir den Richtigen erwischt haben.«
»Wie schnell können wir einen vorläufigen Bericht über die Todesursache bekommen?«, wollte Erica wissen. »Falls wir ihn finden«, fügte sie sicherheitshalber hinzu, schien aber felsenfest davon überzeugt zu sein, dass die Exhumierung beweisen würde, dass sie recht hatte.
»Mir wurde zugesagt, dass wir ihn schon übermorgen bekommen, also am Freitag«, sagte Patrik. »Heute früh habe ich mit Pedersen gesprochen, und die haben unseren Fall jetzt ganz oben auf der Liste. Er kann gleich morgen anfangen und gibt uns am Freitag Bescheid. Allerdings ohne Gewähr, betonte er. Aber zumindest die Todesursache sollten wir erfahren.«
»Wir haben etwas gefunden«, rief einer der Techniker. Torbjörn ging zu ihm. Eine Weile steckten sie die Köpfe zusammen und diskutierten. Dann stellte sich Torbjörn neben Patrik und Erica, die sich nicht näher heranwagten.
»Es sieht so aus, als würde direkt unter der obersten Bodenschicht jemand liegen, der sich nicht in einem Sarg befindet. Wir machen jetzt etwas vorsichtiger weiter, damit wir keine Spuren zerstören. Es wird also ein bisschen dauern, den Typen auszugraben.« Er machte eine Pause. »Du hattest anscheinend recht.«
Erica nickte und holte erleichtert Luft. Weiter hinten sah sie Kjell näher kommen. Er wurde jedoch von Martin und Gösta aufgehalten, die Unbefugte vom Schauplatz fernhalten sollten. Sie eilte zu ihnen.
»Es ist in Ordnung. Er ist in alles, was hier vor sich geht, eingeweiht.«
»Keine Presse und keine Unbefugten, hat Mellberg
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