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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
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Mann war Sänger der Gruppe Leffes, und Patrik konnte sich gut vorstellen, wie anstrengend es sein musste, Tanzkapellenwitwe zu sein.
    »Ihr habt doch hoffentlich keine ernsthaften Probleme?«
    »Dafür sehen wir uns zu selten«, lachte Karin, doch ihr Lachen klang verbittert und unecht. Patrik spürte, dass das nicht die ganze Wahrheit war, wusste aber nicht, was er sagen sollte. Es erschien ihm ein wenig seltsam, mit seiner Exfrau über Beziehungsprobleme zu sprechen. Zum Glück klingelte in diesem Augenblick sein Handy.
    »Patrik Hedström.«
    »Hallo, hier ist Pedersen. Ich rufe wegen der Obduktion von Erik Frankel an. Ihr bekommt den Bericht natürlich auch gefaxt, aber ich dachte, du möchtest das Wichtigste bestimmt so schnell wie möglich telefonisch erfahren.«
    »Klar …«, sagte Patrik gedehnt, nachdem er Karin einen Blick zugeworfen hatte. Sie ging nun langsamer, damit er nicht den Anschluss verlor. »Aber ich bin momentan im Erziehungsurlaub …«
    »Tatsächlich? Glückwunsch! Du hast eine herrliche Zeit vor dir. Ich war bei beiden Kindern ein halbes Jahr zu Hause, und das waren bestimmt die besten Monate meines Lebens.«
    Patrik fiel die Kinnlade herunter. Das hätte er von dem höchstprofessionellen, zurückhaltenden und etwas kühlen Rechtsmediziner gar nicht erwartet. Plötzlich sah er vor seinem inneren Auge, wie Pedersen in voller Arztmontur im Sandkasten saß und mit Bedacht, Sorgfalt und enormer Präzision perfekte Sandkuchen buk. Er lachte lauthals, woraufhin es barsch aus dem Hörer tönte: »Was ist daran so lustig?«
    »Nichts.« Patrik gab Karin zu verstehen, dass er ihr das Ganze später erklären würde.
    »Du«, fuhr er nun in ernstem Ton fort, »kannst du mir nicht einen kurzen Bericht erstatten? Ich war vorgestern auch am Tatort und möchte gerne auf dem Laufenden bleiben.«
    »Selbstverständlich«, antwortete Pedersen noch immer distanziert. »Eigentlich ist es ganz einfach. Erik Frankel hat einen schweren Gegenstand auf den Kopf bekommen. Wahrscheinlich aus Stein, denn wir haben Spuren davon in der Wunde gefunden, was bedeutet, dass es sich um einen porösen Gegenstand gehandelt haben muss. Er starb unmittelbar, nachdem ihn der Schlag an der rechten Schläfe getroffen hatte, an einer starken Hirnblutung.«
    »Kann man erkennen, aus welcher Richtung der Schlag kam? Von hinten? Von vorne?«
    »Meines Erachtens stand der Täter vor ihm und war höchstwahrscheinlich Rechtshänder, die schlagen meistens von rechts zu. Für einen Linkshänder wäre das äußerst schwierig.«
    »Und der Gegenstand? Worum könnte es sich handeln?« Patrik war in seinem Element.
    »Das müsst ihr herausfinden. Schwerer Gegenstand aus Stein. Der Schädel scheint jedoch von keiner scharfen Kante getroffen worden zu sein, es sieht eher nach einer Quetschwunde aus.«
    »Okay, da haben wir einige Anhaltspunkte.«
    »Wir?«, fragte Pedersen mit sarkastischem Unterton. »Du bist doch im Erziehungsurlaub!«
    »Ja, natürlich.« Patrik machte eine kleine Pause. »Ruf die Dienststelle an und gib ihnen diese Informationen.«
    »Unter den gegebenen Umständen werde ich das wohl tun müssen«, erwiderte Pedersen belustigt. »Soll ich den Stier bei den Hörnern packen und Mellberg anrufen, oder hast du einen besseren Vorschlag?«
    »Martin«, sagte Patrik automatisch. Pedersen gluckste.
    »Darauf wäre ich selbst gekommen, trotzdem danke für den Tipp. Übrigens – willst du eigentlich gar nicht wissen, wann er gestorben ist?«
    »Doch, sicher, wann ist er gestorben?« Wieder war Patrik Feuer und Flamme. Karins Neugier nahm stetig zu.
    »Das ist schwer zu sagen. Die Leiche hat sich zu lange in warmer Umgebung befunden. Aber nach meiner ungefähren Schätzung müsste der Tod vor zwei bis drei Monaten eingetreten sein. Das wäre irgendwann im Juni.«
    »Genauer kannst du es nicht sagen?« Patrik wusste die Antwort auf die Frage bereits.
    »Wir sind hier keine Zauberer, und wir haben auch keine magische Kristallkugel. Juni. Eine präzisere Antwort wirst du im Moment nicht bekommen. Sie beruht einerseits auf der Art der vorkommenden Fliegen und andererseits auf der Anzahl der Generationen von Fliegen und Larven, die wir gefunden haben. Auf dieser Grundlage und in Anbetracht des Verwesungsstadiums bin ich zu dem Schluss gekommen, dass er vermutlich im Juni gestorben ist. Es ist eure Aufgabe, den Zeitpunkt seines Todes näher zu bestimmen. Oder besser gesagt, es wird die Aufgabe deiner Kollegen sein.« Pedersen lachte aus

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