Engel beißt man nicht! (German Edition)
blenden zu lassen. Es nahm ihr die gewohnte Objektivität. Eine solche Schwäche hatte sie noch nie an sich bemerkt. Sie musste höllisch aufpassen. Wie es aussah, spielten ihr die weiblichen Hormone einen Streich.
„Fürst der was?“
„Ich habe euch enttarnt.“
Ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. „Wie das?“
„Ich hatte Besuch von einem gewissen Ashton. Er hat versucht mich leer zu saugen. Das hat mich endgültig überzeugt es mit Vampiren zu tun zu haben. Leugnen ist zwecklos.“
„Erstaunlich. Er pflegt keine Überlebenden zurückzulassen.“
„Das sollte dir Grund genug sein, einen erneuten Versuch zu unterlassen. Es fängt an mich zu langweilen. Und es tut verdammt weh.“
Seine Stimme nahm einen bedrohlichen Dracula-Klang an. „Deine Auffassungsgabe ist bewundernswert, ebenso dein Mut. Aber ich kann dich nicht leben lassen.“
Sienna verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum nicht?“
„Befehl ist Befehl.“
„Was, wenn es unmöglich ist , diesen Befehl auszuführen?“
„Dann muss ich dich anderswie aus dem Weg schaffen.“
„Einen solchen Weg gibt es nicht.“
„Sagt wer?“
„Gott.“
Seine rechte Augenbraue schoss in die Höhe. Die Verblüffung stand ihm gut. Sie riss ihn aus der Totenstarre und ließ ihn wie einen fantastisch aussehenden Mann wirken. Sie wollte seine Wange streicheln, mit dem Daumen über seine sinnlichen Lippen fahren, mit den ihren an seiner Unterlippe saugen, sie wollte … mit diesen unsinnigen Gedanken aufhören. Ganz kurz empfing sie Emotionen der Unsicherheit von ihm , dann herrschte wieder Funkstille.
„Lass sie in Ruhe, Julian. Sie sagt höchstwahrscheinlich die Wahrheit. Wie es aussieht haben wir gegen sie keine Chance. Das ist wie der Versuch , ein Stehaufmännchen umzustoßen.“ Alana stand in der Tür, zwei Pizzakartons in den Händen.
Julian schaute zwischen ihnen hin und her. Sienna wollte ihm die Verwirrung aus dem Gesicht küssen. „Würde jemand so nett sein und mich aufklären was hier gespielt wird?“
„Ich sehe das so“, sagte Alana, zwischen zwei Bissen Pizza Mix. „Kannst du deinen Feind nicht besiegen, verbünde dich mit ihm.“
Julian blieb skeptisch. „Was sollte uns das nutzen?“
Alana verdrehte die Augen. „Männer! Denk doch mal nach. Ashton will die Texte, die zum Schwert gehören, weil er ohne sie die Macht des Schwertes nicht aktiveren kann. Also ist er hinter Sienna her. Wenn wir Sienna haben, können wir ihn in eine Falle locken.“
Die Macht des Schwertes musste also erst mal aktiviert werden. Davon hatte Sienna noch nichts gewusst. Langsam war sie es leid, dass keiner ihr etwas erklärte. Und was sollte das überhaupt heißen, wenn wir Sienna haben ? Ihr innerer Rebell erhob Einspruch.
„Für den Rat ist sie aber ein Mensch, und es wird schwer bis unmöglich sein, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Wenn ich sie nicht töte, werden sie mich töten.“
Er sagte dies, als habe er den Wetterbericht gelesen, und nicht von seinem Leben gesprochen. Sienna speicherte die Information, dass Julian einer höheren Instanz diente.
„Man muss immer mit Schwund rechnen“, witzelte Alana.
Julian verzog den Mund, unamüsiert.
„Ich wäre dankbar, wenn ihr aufhört von mir zu reden als sei ich nicht anwesend“, bemerkte Sienna.
„Entschuldigung“, sagte Julian mit sarkastischer Note. „Ich bin es nicht gewohnt, dass menschlich wirkende Engel am Tisch sitzen.“ Alana hatte ihn vor dem Essen kurz über Sienna aufgeklärt. Offensichtlich glaubte er kein Wort. „Menschen bedeuten nicht viel. Sie sind für uns, was das Vieh auf der Weide für einen Bauern ist.“
„Sehr schmeichelhaft“, raunte Sienna. „Dann wird es Zeit , etwas Respekt zu entwickeln für die Milchkühe. Zufällig weiß ich, dass die Quelle alle Lebewesen gleichwertig schätzt. So gesehen bist du nicht mehr wert als ein Fußpilz.“
Alana fing an zu kichern und Julian kniff die Augen zusammen. Sie konnte seine Rage spüren, sie kam aus seinen Poren wie Wasser aus einem Duschkopf. Seltsam, dass er so auf sie reagierte. Sienna hätte sich mehr Selbstkontrolle von einem altem Vampir erhofft. Aber vielleicht reagierte e r instinktiv auf die Frau in ihr, so wie die Frau in ihr auch auf ihn als Mann reagierte. Störend war das, absolut unangebracht.
„Immer mit der Ruhe, Mitstreiter“, versuchte Alana zu schlichten. „Julian, warum stellst du dir Sienna als Mensch vor? Ich sehe sie eher als eine von uns.“ Aufmunternd
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