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Engel beißt man nicht! (German Edition)

Engel beißt man nicht! (German Edition)

Titel: Engel beißt man nicht! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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geworden?“, erkundigte sie sich lächelnd mit samtweicher, klangvoller Stimme.
    Auch ein Dämon verfügt nach Belieben über ein gekonntes Lächeln und Gabriel konnte dessen Neigung verstehen, vorwiegend in weiblicher Gestalt zu erscheinen. Schon im Schö p fungsmythos war es eine Frau, die zu Bösem verführte.
    „Er starb im gereiften Alter von 95 Jahren mit der Bibel in der Hand“, entgegnete er gela s sen.
    „Nachdem er die Menschheit mit guten Taten hinreichend gelangweilt hat, nehme ich an“, set z te sie hinzu, ganz in ihrer alten Tradition stets das letzte Wort zu haben.
    „Und was hast du inzwischen erlebt?“, erkundigte er sich ohne wirkliches Interesse.
    Sie reckte stolz den Hals, faltete die Hände vor dem Bauch, überdachte diese Geste und legte sie schließlich flach auf ihren um etwa zehn Zentimeter zu kurzen schwarzen Rock.
    „Die Einführung des Euro in Europa, das Inszenieren diverser Naturkatastrophen, und die E r findung des Game-Boys hielten mich in Atem“, erklärte sie.
    Er nickte verständnisvoll. Für ihre Verhältnisse war das gute Arbeit und er hätte spielend eine lange Liste seiner Errungenschaften im Dienste des Lichts dagegenhalten können, aber die nötige engelhafte Bescheidenheit verbot ihm ein solch egozentriertes Verhalten.
    Ein wenig gedanke n verloren blickte er auf das an der Wand angebrachte christliche Kreuz, das ihm an diesem Ort irgendwie fehl-design e d vorkam und bemerkte, dass Luzifer es ebenfalls betrachtete. Ihr schöner geschwungener Mund war von einem verächtlichen Grinsen entstellt. Gabriel räu s perte sich.
    „Selbst dem Teufel dürfte es ein schlechtes Gewissen verursachen, wenn ein Unschuldiger verurteilt und hingerichtet wird“, sagte er und appellierte damit an ihren nur rudimentär vorhandenen Sinn für Gerechtigkeit. „Außerdem ist er ohnehin kein Fall für die Hölle . “
    „Das spielt doch keine Rolle, Gabriel.“
    Sie sprach ihn stets mit seinem himmlischen Namen an, was er irgendwie rührend pe r sönlich fand. Er hingegen war froh um ihre Ersatznamen, denn so umging er das Benennen des Für s ten der Hölle, was fast einer Anrufung gleichkam.
    „Wie ist dein Name zu dieser Zeit?“, wollte er bei dieser Gelegenheit wissen.
    Ein schelmisches Grinsen erschien auf ihrem hübschen, ach so unschuldige n Gesicht. „Lucy. Lucy Hades.“
    Gabriel unterdrückte ein Lachen.
    „ Wie kreativ. Bitte erkläre mir warum du dich für Davenport so engagierst, wenn auch in negativem Sinne.“
    „Ach Gabriel, du alter Langweiler, was wäre das Leben auf Erden ohne die Würze des B ö sen?“
    „Himmlisch?“
    „Ja und genauso öde wie der s elbe“, stellte sie lakonisch fest und schüttelte den Kopf bei di e ser für Dämonen wirklich grausamen Vorstellung.
    „Der Himmel ist nicht öde“, sagte Gabriel beleidigt.
    „Doch, schließlich kenne ich ihn sehr gut und habe mich aus lauter Langeweile davong e macht . “
    Wie könnte er das vergessen. Luzifer, Gottes gefallener Engel, hatte eine unliebsame Aufgabe übernommen. Er brachte der Erde die Polarität, hell und dunkel, schwarz und weiß, Gut und Böse. Und nun mussten alle damit zurechtkommen, ob sie wollten oder nicht.
    „In Ordnung, Lucy. In diesem Fall aber bitte ich dich um Einsicht und deine Ränk e spiele zu unterlassen, damit dieses lächerliche Urteil aufgehoben wird.“
    Der Dämon grinste selbstgefällig und sah sich nach der angehenden Witwe um, die ins Leere stierte und ein Taschentuch zwischen ihren Fingern erwürgte.
    „Wusstest du, dass Davenport seine Frau schlägt?“, streute Lucy betont gleichgültig ein.
    Er seufzte. Mit diesem Einwurf hatte er gerechnet und wäre enttäuscht gewesen, wenn sie es unerwähnt gelassen hätte. „Das steht auf einem anderen Blatt, und darum kümmere ich mich später.“ Er hielt ihrem Blick stand, bis sie die Achseln zuckte und sich erhob.
    „Wie du willst, Engelchen“, zischte sie leise in bester Dämonenmanier und ging zu ihrem Platz zurück, wo man sie nicht eine Minute vermisst hatte. Zeit war ein kompliziertes Konzept, mit dem man die Menschen so leicht täuschen konnte.
    Als jemand mit einem Handy den Raum betrat und freudestrahlend verkündete, dass das Todesurteil wegen Auftauchens neuer Unschuldsbeweise vorerst aufgehoben wurde, lächelte Lucy verschwör e risch und Gabriel hatte das unangenehme Gefühl, einen Pakt mit dem Teufel g e schmiedet zu haben. Im Laufe des Tages wurde ihm jedoch klar, dass dieser nicht seiner

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