Engel_der_Elemente-1
gut", piepste der Waschbär und sah ihm nach. Er schüttelte seinen kleinen Kopf und tapste ins Wohnzimmer.
„Du bist knapp dran“, begrüßte Edna Sebastian.
„Verzeihung, ich habe verschlafen", meinte er achselzuckend.
Er brauchte nicht viel Schlaf - doch im Gegensatz zu den meisten Bewohnern hier im Haus musste er seine fünf Stunden am Tag schlafen.
„Okay, da jetzt alle da sind, die Aufstellung für heute. Basti, du fährst heute mit Anthony und Edna. Val, Raven, Steph und Layla machen den Stadtrundgang. Sam fährt mit mir, wir prüfen noch weitere Angestellte von Beausoft “, erklärte Isa.
Vor Kurzem hatten sie sich angewöhnt, ihre Namen abzukürzen. Für Anthony war ihnen allerdings nichts eingefallen außer Toni, wogegen er sich heftig wehrte.
Sebastian hatte sich sehr gut bei den anderen im Haus eingelebt, er fühlte sich, als habe er eine Familie gefunden. Mit seiner Mutter hatte er den Kontakt abgebrochen. Es war nicht weiter tragisch für ihn, da sie eine äußerst distanzierte und kühle Person war. An seinem ersten Tag hier im Haus hatte er mit ihr telefoniert. Dass Sebastian schließlich doch die Wahrheit herausgefunden hatte, brachte sie erst einmal zum Verstummen. Doch dann sagte sie nur noch: mein Sohn, alles, was ich will ist, dass es dir gut geht.
Und jetzt ging es ihm gut. Sehr gut. Er mochte Edna - seine Schwester, Anthony und alle anderen. Er war zu Hause! Außerdem hatte er eine Aufgabe. Etwas, das ihm einen Sinn im Leben gab. Jetzt, wo er wusste, wer er war und was in ihm steckte, war alles leichter. Er hatte trainiert und nutzte seine Gabe. Alles war perfekt, mit der winzigen Ausnahme, dass er der einzige Single im Haus war. Wenn man von den Angestellten mal absah.
Edna stand an den Schreibtisch gelehnt und betrachtete den schweigenden Sebastian. Er passte sehr gut zu ihnen. Seine Gabe hatte sich in der Tat als stark erwiesen. Gepaart mit den Hexenkräften war sein Feuer ganz anders, als das von Edna. Doch auch er konnte, überraschenderweise, die Seelenlosen zur Hölle schicken. Er schoss sein Feuer dabei nicht wie Edna von Auge zu Auge, er setzte gleich die ganze Person in Brand. Und dann war, binnen zwei Sekunden, die seelenlose Hülle bloß noch ein Haufen Asche.
Edna hatte sich schnell daran gewöhnt, einen Bruder zu haben. Heute trug er die lederne Hose und ein schwarzes, eng anliegendes Shirt. Es passte zu ihm, als hätte er nie andere Kleidung gehabt. Seine Arme waren vor der Brust verschränkt, sein großer Körper war kräftiger geworden, denn er hatte in den vergangenen Wochen viel trainiert. Sein rotes Haar war stets zerzaust, seine Haut so blass wie ihre. Über die Brust hatte er ein Halfter gebunden, in dem zwei Glock hingen. An den Hüften, in einem eigens angefertigten Gurt, hatte er die Messer, die Edna für ihn geschmiedet hatte. Er sah aus, als gehöre er zu einer Spezialeinheit – was sie im Grunde ja auch waren. Nur nicht bei der Polizei oder ähnlichen Institutionen.
Alle machten sich fertig für den Einsatz. Die Telefone wurden kontrolliert, anschließend verließen sie nacheinander das Haus.
Bereits am Morgen dieses Tages gab es auf der göttlichen Ebene einen furchtbaren Aufstand.
Lisa stand in dem Zimmer mit dem Spiegelbecken. Tränen liefen über ihre Wangen. Ihre Mutter, Suzanne, stand neben ihr und hielt ihren Arm. Sie hatte ihrer Tochter den Raum gezeigt, zu dem der Zugang sonst verschlossen war. Lisa hatte Stunde um Stunde , Tag um Tag dort verweilt. Das Geschehen auf der Erde verfolgt, ohne den Blick vom Becken zu heben. Sie war erschüttert. Was sie dort sehen konnte, bestürzte sie zutiefst.
„Es tut mir so leid. Wir konnten es dir nicht sagen“, entschuldigte sie sich wiederholt. „Auch Isa weiß es nicht. Die Götter haben abgestimmt, als ihr alle geboren wurdet. Dich ebenfalls auf die Erde zu lassen, hätte das Gleichgewicht erneut gestört. Zumindest waren sie dieser Ansicht.“
„Und heute? Sieh doch nur, wie viele die Engel unterstützen, so viele Leute sind in diesem Haus. Und der Rotschopf, Sebastian, ist der nicht Ednas Bruder? Wenn er bei den Engeln sein kann, warum darf ich es dann nicht?“
„Lisa, ich würde dich sofort lassen. Doch das zu entscheiden, liegt bei deinem Vater und den anderen Göttern.“
Lisa schnaubte und riss sich von ihrer Mutter los. Anschließend lief sie hinaus auf den Hof.
„Ich lasse mich nicht mehr einsperren! Ich will aus diesem Gefängnis heraus!“, rief sie laut
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