Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel der Finsternis (German Edition)

Engel der Finsternis (German Edition)

Titel: Engel der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Brothers
Vom Netzwerk:
der Männer, welche den Brand mit ihren Füßen und ihren Hemden gelöscht hatten, und das Heulen des Sturmes, der an den Holzläden der Kapelle zerrte. Einige Frauen stießen wegen des Klapperns der Holzläden leise Schreie aus, weil sie glaubten, das Wilde Heer versuche sich Eintritt zu verschaffen. Andere starrten furchtsam auf die erloschene Fackel, die niemand mehr anzufassen wagte. Um die Stelle, wo sie lag, bildete sich eine Lücke. Alle wichen möglichst weit zurück. Nur Hieronymus ging entschlossen mit dem Kreuz in der Hand auf das Stück Holz zu, schnappte es und brach es über seinem Knie in zwei Teile. „Fürchtet euch nicht!“, rief er. „Der Herr ist mit uns!“
    Genau in diesem Moment löschte Agreas die Kerzen links und rechts neben der aufgebahrten Leiche. Nun gerieten nicht nur die Bauern und Handwerker, sondern auch die Edlen in Panik.
    „Sie sind hier!“, schrie die Frau des Gutsverwalters hysterisch. „Oh mein Gott, sie sind hier!“
    Agreas gab das vereinbarte Zeichen. Die Weiber des Wilden Heeres materialisierten sich. Aber niemand konnte sie wirklich sehen. Sie bewegten sich zu schnell, um von den Menschen erkannt werden zu können. Man sah sie nur schemenhaft wie Nebelschwaden. Ihre Bewegungen muteten an wie ein fernes Wetterleuchten. Ihre schrillen, krächzenden Schreie klangen wie Vogelstimmen hoch oben am Himmel.
    Die Donnerstimme des Kaplans hallte durch die Kapelle. „Zeigt euch, ihr verdammten Seelen! Ich fürchte euch nicht!“ Er reckte das Kreuz in die Höhe.
    Eine einzige Handbewegung von Agreas reichte aus, um die Weiber in der Finsternis des Kapellendaches verschwinden zu lassen. Der Dämon ging ganz langsam auf den Kaplan zu, den die Wirkung seiner Worte offenbar selbst überraschte. Nach einem kurzen Moment der Verunsicherung verlangte er gebieterisch Ruhe und kehrte zurück an seinen Platz neben der Leiche. Er zündete die Kerzen wieder an. Agreas konnte deutlich sehen, wie sehr seine Hand dabei zitterte. Hieronymus war wohl doch nicht ganz so furchtlos, wie es den Anschein gehabt hatte. Allerdings hatte er es auch noch nie mit einem der gefallenen Engel zu tun gehabt. Die von ihm getöteten Wesen waren keine Dämonen gewesen.
    Hieronymus hatte damals bei seiner Ankunft in der Burg fünf Frauen aus dem Gefolge von Berchta getötet und Agreas damit sogar noch einen Gefallen getan.
    Berchta und ihr Gefolge hatten bis zur Ankunft der gefallenen Engel über das Wohlergehen ihrer Nachkommen gewacht und ihre schützende Hand über die Bauern in dieser Gegend gehalten, so wie sie es seit Jahrhunderten taten. Daran hatten auch die Mönche und Priester nichts ändern können. Sie verteufelten Berchta und die anderen Frauen, machten aus ihnen das Wilde Heer. Aber die Menschen beteten weiter zu ihnen und erflehten ihren Schutz. Das hatte sich erst geändert, als Agreas und Balam aufgetaucht waren. Sie machten vom ersten Tag an Jagd auf Berchta und die anderen Frauen und taten alles, um den Glauben zu schüren, dass sie blutrünstige Dämonen waren. Nach und nach traten die verdammten Seelen der verführten Frauen an die Stelle von Berchta und ihrer Schar und verbreiteten nun in deren Namen Angst und Schrecken.
    Eigentlich hätten Agreas und Balam dem Kaplan dankbar sein müssen, doch der bärbeißige alte Mann war nicht ganz so dumm, wie sie gedacht hatten. Eines Tages würden sie ihn töten müssen, so viel war sicher. Aber im Augenblick war er ihnen nützlicher, wenn sie ihn am Leben ließen.
    Agreas stellte sich direkt vor den Kaplan und sah ihm ins Gesicht. Hieronymus, der ihn weder sehen noch hören konnte, redete wild gestikulierend zu den verängstigten Männern und Frauen in der Kapelle. Er forderte sie auf, sich niederzuknien und zu beten.
    Meresin schritt langsam an der Wand entlang nach vorne zum Altar. Er konnte sehen, wie die Flügel von Agreas zitterten. Ein untrügliches Zeichen dafür, wie erregt er war. Es würde ihm zweifellos die größte Freude bereiten, dem Geistlichen auf der Stelle mit bloßen Händen den Kopf abzureißen. Nicht weil er ihn hasste, sondern einzig und allein weil es ihn danach verlangte, den Menschen, die Hieronymus folgten, jede Hoffnung zu nehmen. Agreas war voller Abscheu und Hass auf all jene, die auf den Beistand der Engel und Heiligen vertrauten und den Worten von Männern wie Hieronymus glaubten. Sie zu entmutigen war ihm ein ganz besonderes Vergnügen.
    Agreas winkte Katharina zu sich heran. „Sieh sie dir an. Wie sie um dich

Weitere Kostenlose Bücher