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Engel der Finsternis (German Edition)

Engel der Finsternis (German Edition)

Titel: Engel der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Brothers
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in Panik zu versetzen, machte Meresin misstrauisch. Dennoch folgte er dem Wilden Heer nicht zum Dorf, sondern blieb in Franzis Nähe. Er wollte wissen, wohin man sie brachte.
    „Zum Grafen!“, kommandierte der Page. „Los, beweg dich, du Bauerntrampel! Oder soll ich dir Beine machen?“
    „Aber … junger Herr …“, widersprach Franzi schüchtern, „… ich muss mit den anderen zurück ins Dorf. Es ist schon dunkel und ich kann doch nicht allein …“
    „Noch ein Wort und ich sorge dafür, dass du eine Tracht Prügel bekommst, du unverschämtes Weibsstück! Du kannst von Glück sagen, dass ich mir an so etwas wie dir nicht die Finger schmutzig machen will.“
    Franzi sah sich hilfesuchend nach Heidrun und Walburga um, die einige Schritte von ihr abgerückt waren, als der Page auftauchte. Nun standen sie da und starrten Franzi und den Jungen mit offenen Mündern an. Sie wirkten beide vollkommen sprachlos.
    Gerade eben hatte Heidrun Walburga noch erklärt, dass es keinen Sinn hatte, darauf zu hoffen, Konrad könnte nach ihr verlangen. Und nun stand dieser Page vor ihnen und sagte, der Graf wolle die Nacht mit Franziska verbringen!
    Er hatte es natürlich nicht offen und direkt gesagt. Aber alle wussten, warum er sie zu sich bringen ließ. Mit einem unterwürfigen Lächeln trat Heidrun vor und sprach den Pagen an. „Junger Herr, dieses Mädchen ist meine Stieftochter. Sie fühlt sich nicht wohl. Seht sie nur an, wie blass und krank sie aussieht. Wenn Ihr erlaubt, nehme ich sie mit ins Dorf. Meine Tochter Walburga wird an ihrer Stelle …“
    „Halt dein ungewaschenes Maul!“, wies der Junge Heidrun scharf zurecht. Dann stieß er Franzi vor sich her und aus der Kapelle hinaus.
    Als Walburga und Heidrun im Dorf ankamen, war Grimbert bereits damit beschäftigt, das Feuer zu schüren und alles für die Räucherungen vorzubereiten. Er erhob sich und schaute sich suchend um. „Wo ist Franzi?“
    „Der Graf hat sie bei sich behalten.“ Heidrun vermochte nicht, die Wut in ihrer Stimme zu unterdrücken.
    „Und du hast sie ihm einfach so überlassen?“, schrie Grimbert aufgebracht.
    „Was hätte ich denn tun sollen? Glaubst du etwa, ich bin froh darüber, dass er Franziska zu sich geholt hat und nicht …“ Sie hielt abrupt inne.
    Grimbert sah sie mit funkelnden Augen an. „Was ist passiert? Ich habe gehört, die Gräfin ist tot. Warum sind alle so aufgeregt?“ Er deutete mit dem Daumen auf die Tür des Hauses. Man hörte die Stimmen von Männern und Frauen. Kinder schrien. Wegen des Sturmes konnte man nicht deutlich verstehen, worüber geredet wurde. Aber es war nicht zu überhören, dass die Menschen Angst hatten.
    „Die nachtfahrenden Weiber wollten die Seele der Gräfin holen. Der Kaplan hat sie in die Flucht geschlagen.“
    Grimbert bekreuzigte sich eilig. „Das Wilde Heer ist in der Burg und ihr habt Franzi dort zurückgelassen?“ Seine Stimme klang wütend und resigniert zugleich.
    „Sie ist dort wahrscheinlich sicherer als wir hier im Dorf!“
    Womit Heidrun nicht ganz Unrecht hatte, denn die nachtfahrenden Weiber waren inzwischen vollzählig in Mahrweiler angekommen und schlichen zu zweit oder zu dritt um die Häuser herum und belauerten die verängstigten Menschen. Grimbert drückte Heidrun und Walburga je ein qualmendes Holzscheit in die Hand und befahl ihnen, sich zu beeilen. Jeder der drei ging mit der rußigen Fackel in der Hand im Haus umher und schwenkte sie mit langsamen Bewegungen durch die Luft. So wie es die Menschen schon immer getan hatten in der Nacht vom einundzwanzigsten auf den zweiundzwanzigsten Dezember. Dieses Räuchern sollte die Weiber des Wilden Heeres abhalten und Unheil vom Haus abwenden.
    Der beißende Qualm verzog sich sofort wieder durch die zahllosen Ritzen in den Wänden und die unzähligen Löcher im Dach, so dass Grimbert und die beiden Frauen es schließlich aufgaben und sich neben dem Feuer auf den Boden legten. Keiner von ihnen tat ein Auge zu. Nicht nur, weil die Tiere im Stall nebenan keine Ruhe gaben, sondern mehr noch, weil die Geräusche des Sturmes sie immer wieder erschrocken auffahren ließen. Überall im und am Haus rumpelte und raschelte es, die morschen Balken knackten, das Feuer knisterte, die Holzteller klapperten. Irre Schreie hallten durch die Nacht. Hin und wieder hörte man Stimmen aus den Nachbarhäusern. Kurz nach Mitternacht wurde es endlich still. Der Sturm legte sich, die Tiere verstummten und die Menschen widerstanden nicht länger der

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