Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel der Finsternis (German Edition)

Engel der Finsternis (German Edition)

Titel: Engel der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Brothers
Vom Netzwerk:
sie nie wiedersehen.
    Als sie hörte, was geschehen war, nahm sie im ersten Moment an, Balam hätte seine Meinung geändert. Schnell wurde ihr jedoch klar, es musste ein anderer Engel gewesen sein. Genau wie Balam gesagt hatte. Um ihr einen Gefallen zu tun, hatte er gegen die Gebote Gottes verstoßen. Wenn sie jetzt ein Wort zu viel sagte, würde Franziska dem anderen Engel davon berichten und Balam würde sich am Ende von Walburga abwenden, weil sie ihn verraten hatte. Sie musste unbedingt mit ihm reden. Womöglich wusste er noch gar nichts von dem anderen Engel. So wenig wie Franziska von Balam.
    „Wie geht es Vater?“, wechselte Franzi das Thema. Obwohl sie nicht die Absicht hatte, ihre Schwester in ihr eigenes Verderben laufen zu lassen, hielt sie es für besser, momentan nicht mehr auf sie einzureden. „Haben euch die Weiber in der letzten Nacht in Ruhe gelassen? Ich habe gehört …“
    „Was glaubst du wohl, wie es ihm geht?“, fauchte Walburga. „Wenn du gehört hast, was im Dorf los war, wieso fragst du mich dann überhaupt?“ Wutschnaubend stampfte Walburga an den Tisch zurück und nahm wieder das Messer in die Hand. Sie wollte nicht mehr mit ihr reden. Dass ihre Stiefschwester noch lebte, machte sie so wütend, dass sie glaubte, die Beherrschung verlieren zu müssen. Aber noch war nichts verloren.
    Zwei andere Mägde hatten sich darüber unterhalten, dass Franziska nun unter der Obhut des Kaplans stand. Das bedeutete, sie würde sich nicht mehr in Konrads Nähe aufhalten. Und außerdem hatte Balam ihr versichert, die Weiber würden Franziska holen - koste es, was es wolle.
     

13. Kapitel
    „Du kannst es nicht mehr verhindern.“ Agreas` grimmige Entschlossenheit erzielte nicht die gewünschte Wirkung. Meresin zeigte sich wie stets gelassen und unbeeindruckt.
    Die beiden Engel standen vor dem Marienaltar unweit der Brücke, die über die Schussen führte. Zwischen zwei Tannen hatte Konrads Vater vor langer Zeit einen Steinsockel errichten lassen, auf dem eine Muttergottes thronte, die ein Jesuskind in Armen hielt. Die Statue war bereits stark von der Witterung angegriffen worden. Dem Kind fehlten Teile des Gesichts und der Maria war die Nase abgebrochen. Dadurch erhielt die einstmals so beeindruckende und respekteinflößende Skulptur ein grotesk anmutendes Äußeres, das Agreas jedes Mal, wenn er davor stand, zum Lachen brachte.
    Dieses Mal war ihm aber nicht nach Spott zumute. Der Moment war gekommen, seinen Widersacher herauszufordern. Er hatte endlose Jahre auf diesen Moment gewartet. Seit Meresin aufgetaucht war, hatten sie um die Macht gekämpft. Nun schien der Sieg zum Greifen nahe. Agreas war nicht bereit, sich diese Chance entgehen zu lassen.
    „Wir sind keine Schutzengel“, fügte er hinzu und verzog sein Gesicht zu einem brutalen Grinsen. „Auch wenn diese dummen Weiber uns für genau das halten. Du kennst unseren Auftrag. Also halte dich daran!“
    Meresins Schweigen schürte seinen ohnehin unbändigen Zorn. Agreas kam sich vor wie ein bockiger, kleiner Junge neben dem gelassen dastehenden Meresin. Seine Ruhe schien auf den zweiten Blick jedoch nur äußerlich, denn seine Augen flackerten und seine Wangenknochen bewegten sich auf und ab. Provozieren ließ er sich dennoch nicht. Meresin war noch immer ganz der Wächterengel, der er einst gewesen war. Nichts brachte ihn aus der Ruhe und gerade dadurch war er vollkommen unberechenbar. Man musste sich vor ihm in Acht nehmen. Aber nicht in dieser Situation.
    „Entweder du tust es oder wir kümmern uns um dieses Bauernmädchen“, stellte Agreas Meresin vor die Wahl. Der drehte langsam den Kopf und fixierte seinen Rivalen mit festem Blick.
    „Ich dachte, du willst sie den Weibern überlassen?“
    „Das habe ich auch vor. Aber erst hinterher.“
    „Hinterher?“ Meresin verstand ihn aber auch so und war kaum mehr in der Lage, seinen Zorn zu verbergen. „Warum? Walburga hat den Weibern doch bereits den Auftrag erteilt, sie zu holen. Genügt das nicht?“
    „Offenbar nicht. Immerhin hast du sie daran gehindert. Dürfte ich wissen warum?“ Endlich zeigte der Wächterengel, dass er getroffen war. Und Agreas hatte vor, genau diesen Umstand auszukosten.
    Meresin wandte sich ab und sah hinunter zum Fluss, wo gerade drei Bauern erschienen. Die Männer trugen lange Äxte über den Schultern und zogen schwere Seile in einem Handkarren hinter sich her durch den Schnee. Offenbar sollten sie losgeschickt Brennholz besorgen. Meresin und Agreas

Weitere Kostenlose Bücher