Engel der Finsternis (German Edition)
Henkersknechte und Soldaten ausgeliefert. Aber nicht nur sie sabberten und geiferten vor Erregung bei ihrem Anblick. Auch der Graf konnte sich kaum beherrschen.
Er saß an einem grob gezimmerten, kleinen Tisch im Hintergrund und trank einen Becher Bier nach dem anderen. Hieronymus redete leise auf Konrad ein. Aber der war schon so betrunken, dass er kaum noch etwas von dem mitbekam, was der Kaplan ihm zuflüsterte.
Ein anderes Gesicht tauchte in Franzis Blickfeld auf - Agreas. Direkt vor ihr stand er und versperrte die Sicht auf die Männer.
„Sie sehen mich nicht“, meinte er lächelnd, als er bemerkte, wie Franzi einen ängstlich Blick auf die Männer hinter ihm warf. „Sie bewundern deinen wunderschönen Körper. So wie ich es tue.“ Agreas` Zunge flatterte zischend zwischen seinen Lippen, als er seine Augen an ihrem Körper nach unten gleiten ließ. Er folgte mit einer Hand den Konturen ihrer Brüste, streichelte sanft über ihre Rippen und befühlte voller Verlangen ihre runden Hüften. „Ich bin sicher, diese Kerle würden genau das auch sehr gerne tun. Ganz zu schweigen vom Grafen. Was glaubst du wohl, woran er gerade denkt? Kannst du verstehen, worüber Hieronymus und er sich unterhalten? Nicht? Nun, sie beratschlagen gerade über die weitere Vorgehensweise. Mit anderen Worten, es geht darum, ob man dir zuerst die Brustwarzen abreißen oder den Unterleib öffnen soll. Unser frommer, tugendhafter Herr Kaplan tendiert ganz entschieden zu letzterem. Kannst du dir vorstellen, was das bedeutet?“
Agreas spielte mit ihrem Unterleib und Franzi schluchzte. Nicht wegen der Demütigung, die es bedeutete, in dieser Weise von diesem Scheusal berührt zu werden, sondern weil sie sich so unvorstellbar vor dem fürchtete, was nun kam. Mit einem Mal war sie nicht mehr sicher, ob sie der Folter tatsächlich standhalten würde.
Franzi zuckte zusammen und biss die Zähne aufeinander. Schmerz durchzuckte sie wie ein Peitschenhieb.
„Das ist nur ein Finger“, flüsterte Agreas in ihr Ohr. Sie spürte seinen heißen Atem an ihrem Hals und sein Gesicht an ihrer Wange. „Gefällt es dir? Nein? Dann überlege dir gut, was du jetzt sagst. Ich mache dir nur einmal dieses Angebot.“ Er blickte ihr mitten ins Gesicht. Agreas war so nahe bei ihr, dass ihre Nasenspitzen sich beinahe berührten. „Wenn du mich zu Meresin führst, rette ich dein Leben. Du weißt, dass es für mich ein Leichtes ist, dich aus diesem Loch herauszuholen. Du brauchst nur zu nicken. Also was sagst du?“
Tränen rannen über ihre Wangen, als Franzi den Kopf zur Seite drehte und die Augen schloss.
„Was hat sie?“, wollte der Kaplan wissen.
Der Henker zuckte mit den Achseln. „Los, fangen wir an!“ Der kleine, stämmige Scharfrichter packte die Keule und schwang sie einige Male durch die Luft wie eine Streitaxt. Dann drehte er sich noch einmal zu Hieronymus um.
„Tu es!“, befahl der Kaplan und der Henker näherte sich ihr langsam.
Agreas trat zur Seite, ohne jedoch den Blick von Franzi zu nehmen. „Du kannst es dir noch immer überlegen. Ich bleibe in deiner Nähe. Oder hast du es dir bereits anders überlegt? Ein Wort von dir und ich reiße diesem kleinen Wicht vor deinen Augen den Kopf ab und stopfe ihn dem Kaplan in sein verlogenes Maul. Was meinst du? Wäre das ein Anblick?“
Franzi hatte nur Augen für die Keule in der Hand des Henkers. Was sollte sie nur tun? Sie überlegte, ob es eine Möglichkeit gab, Agreas zu überlisten, ihn auszutricksen. Er könnte sie befreien, sie mit sich nehmen an einen Ort, der weit weg war von Meresins Versteck. Und dort könnte sie dann versuchen zu fliehen. Oder sie könnte sich das Leben nehmen. Er würde sicher irgendwann nicht aufpassen. Das war es! Sie könnte sich hier im Folterkeller losreißen und es hinter sich bringen, ehe er etwas dagegen tun konnte. Er rechnete ja nicht damit, dass sie so etwas tun könnte. „Agreas! Hilf mir!“
„Was hat sie gesagt?“, fragte der Kaplan, der dem Henker gefolgt war.
„Sie hat den Namen Agreas erwähnt“, antwortete der Henker und zuckte die Schultern.
„Agreas? Nicht Meresin?“
Der Henker konnte nicht mehr antworten. Die Keule fiel vor seinen Füßen zu Boden. Sein zuckender, kopfloser Körper kippte vornüber - direkt vor Franzi. Das blutige Haupt des Scharfrichters traf den Kaplan mitten ins Gesicht. Sein Genick brach mit lautem Knacken und Hieronymus sackte in sich zusammen. Alles ging blitzschnell.
Der einzige, der sich nicht vor dem
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