Engel der Kindheit
dich! Ich vergehe vor Sehnsucht nach dir, wenn ich nur daran denke, dass ich dich so lange Zeit nicht sehen werde!“ Sanft strich er über ihre widerspenstigen Haare.
„Krischan, wenn ich in den Ferien komme, werde ich Babs bei mir haben!“ Den Kopf hob sie und sah ihn fragend an.
„Das weiß ich, ich möchte, dass wir irgendwann eine Familie werden! Werdet ihr bei mir wohnen, wenn ihr kommt?“ Flehend blickten seine hellblauen Augen sie an. In ihnen konnte Lena all seine Gefühle lesen, die sich darin spiegelten und die in ihren Augen kein Echo fanden.
„Ja! Wenn wir dich nicht stören werden?“ Freundschaftlich fuhr sie ihm über seine runde, glattrasierte Wange. Wie sehr hoffte sie, ein Kribbeln in sich zu spüren, eine Berührung zu empfangen, die sie vollkommen in Ekstase versetzte, aber sie fühlte nichts! Einfach nichts! Es war ihr, wie wenn sie sich von ihrem guten Freund verabschiedete und nicht von ihrem Liebhaber.
„Ihr stört nie! Mein Haus ist auch dein Haus!“ Kummervoll sah Krischan den Mercedes ihres Vaters in die Einfahrt fahren. Die Zeit des Abschiednehmens war gekommen!
„Paps!“ So schnell sie konnte, rannte Lena ihrem Vater entgegen, wartete ungeduldig, bis er aus dem Wagen gestiegen war und warf sich stürmisch in seine Arme. Überglücklich wirbelte er seine schlanke Tochter durch die Luft, drehte sich mit ihr und hatte Tränen in den Augen. Bedrückt verfolgte Krischan die Szene und wünschte sich Lena so leidenschaftlich, wenn er sie in seinen Armen hielt. Deutlich spürte er, dass sie ihn nicht so liebte, wie er sie, gab aber die Hoffnung nicht auf, dass er ihre Liebe erwecken konnte.
„Lena, Engelchen! Endlich habe ich dich wieder!“ Ein Stück hielt Georg sie von sich und betrachtete ihr Gesicht, das wieder ein wenig voller geworden war. Noch immer sah sie zart und verletzlich aus, aber ihre Haut schimmerte frisch und gesund, ihr gebräunter Teint verriet, dass sie viel Zeit an der frischen Luft zugebracht hatte.
„Krischan, grüß dich! Das ist aber nett, dass du dich um Lena gekümmert hast! So hatte sie wenigstens Unterhaltung!“ Hatte er sich beim Herfahren getäuscht oder hatten sie ihn engumschlungen erwartet?
„Für Lena würde ich alles tun!“ Schweren Herzens wartete Krischan darauf, dass sie wieder in seine Arme kam, doch Lena hatte den Ellenbogen ihres Vaters mit beiden Armen fest umschlungen.
„Müssen wir noch etwas von deinem Zimmer holen oder ist das alles?“ Fragend deutete Georg auf den Koffer und die Reisetasche seiner Tochter.
„Das ist alles! Ich bin startklar!“ Zum ersten Mal seit Monaten erreichte Lenas Strahlen wieder ihre Augen.
„Ah, ist es soweit?“ Leichten Schrittes kam Doktor Erhardt über den geschotterten Weg auf Lena zu und reichte ihr herzlich die Hand.
„Frau Johle, Sie wissen, dass Sie Ihr Asthmaspray immer bei sich tragen müssen? Damit ist nicht zu spaßen! Ich hoffe, dass Ihr Anfall eine einmalige Angelegenheit war, aber es kann durchaus sein, dass Sie lernen müssen, mit Asthma zu leben. Oft nach solch schweren Lungenerkrankungen bleibt ein Asthma bronchiale zurück!“ Zwingend sah er ihr in die Augen, sie schien den einmaligen Anfall auf die leichte Schulter zu nehmen, er hoffte, dass sie den Ernst der Lage erkannte.
„Danke, Doktor Erhardt! Ich werde daran denken! Vielen Dank für alles!“ Leicht küsste Lena ihn zum Abschied auf die Wange.
Seine Mundwinkel umspielte ein bedauerndes Lächeln. Eine ganz zauberhafte Patientin war sie gewesen, in die er sich sicherlich hätte verlieben können, wenn Krischan sie nicht bewacht hätte, wie einen kostbaren Edelstein.
„Krischan!“ Fügsam ließ Lena sich von ihm in die Arme ziehen, hungrig küsste er sie, verhalten erwiderte sie seinen Kuss. Sanft schob sie ihn von sich und fuhr durch sein Lockenhaar.
„Ich liebe dich! Wenn du nur hier bleiben könntest!“ Traurig hatte Krischan die Arme um sie geschlungen, streichelte ihren schmalen Rücken, tief sog er ihren süßlich blumigen Duft ein, genau prägte er sich ihr Lächeln, ihre sanften, liebevollen Züge ein.
Ein letztes Mal strich Lena über sein Gesicht, sanft hauchte sie ihm einen zarten Kuss auf die Lippen, dann wand sie sich aus seinen Armen, lief zu ihrem Vater, nickte ihm zu und setzte sich auf den Beifahrersitz.
Dankend verabschiedete Georg sich von Krischan und Doktor Erhardt, setzte sich neben seine Tochter, startete den Wagen, wendete und fuhr über die flachen, leicht gebogenen Straßen zur
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