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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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Kopfschüttelnd nahm Nils ihr den Schlüssel aus der Hand. „Ich werde fahren!“
    Widerspruchslos nickte Lena, lief um ihren Wagen und setzte sich auf den Beifahrersitz. Umsichtig scherte Nils aus der Parklücke aus, ordnete sich sicher in den fließenden Verkehr ein und fuhr über die Stadtautobahn zum Flughafen.
    In der siebten Etage des Parkdecks fand er einen Parkplatz.
    Stürmisch warf sich Lena, die mühevoll versuchte die Tränen zurückzuhalten, an seine Brust. Erschüttert riss Nils sie an sich, presste seine Lippen auf ihren weichen Mund. Beide spürten sie schmerzvoll, dass die Trennung, die sie für immer auseinanderreißen würde, bevor stand.
    Alle Kraft aufbringend, riss Nils sich mühsam von ihr los, stieg aus, nahm seine Tasche vom Rücksitz und wartete, bis Lena sich mit einem Taschentuch die Augen halbwegs getrocknet hatte. Unsicher stieg sie aus dem Wagen. Wackelig, wie ihre Beine waren, konnten sie beinahe nicht ihr leichtes Körpergewicht tragen.
    Eng umschlungen liefen sie zu dem Terminal, an dem Nils einchecken musste. Zum ersten Mal wurde sein Flug bereits aufgerufen.
    Gleichgültig warf er seine Tasche auf die schwarzglänzenden, spiegelnden Platten der Abfertigungshalle und riss Lena unbeherrscht in die Arme. Zu einem Teil schienen ihre Lippen ineinander zu verschmelzen, ihre Gefühle peitschten sich zum Himmel, haltlos klammerte Lena sich an Nils, so fest er konnte hielt er sie umfangen.
    Monoton wurde Nils Flug zum zweiten Mal aufgerufen.
    „Ich will mein Leben nicht ohne dich verbringen! Ich liebe dich so sehr!“ Flüsternd schluchzte Lena die Sätze heraus, die ihr auf der Seele brannten und sich nicht mehr zurückhalten ließen. „Werden wir uns jemals wiedersehen?“ Inständig bettelnd sah sie in seine vertrauten, weißgesprenkelten Augen, die sie in ihren Bann zogen, dem sie niemals entfliehen konnte.
    Erstarrt schüttelte Nils den Kopf, seine Augen drückten all die Trauer, seinen Verlust und seine Verzweiflung aus, die er empfand. „Ich wünsche dir alles Glück der Welt! Werde glücklich! Ich werde nie aufhören, dich zu lieben!“ Stockend brachte er die Worte heraus, die sein Herz sprengten. „Hab Dank für alles, was du mir Gutes getan hast!“ Gehetzt hob er seine Tasche auf, ein letztes Mal nahm er Lena in seine Arme, schluchzte unter Tränen auf, als er sich von ihr loseiste und rannte, wie auf der Flucht, zu dem langen Schalter. Erst, als er den gläsernen Durchgang passierte, drehte er sich zu Lena um, die die Hände vor den Mund geschlagen hatte, zitternd und verlassen an dem Fleck stand, an dem er sie zurückgelassen hatte.
    Ein allerletztes Mal versanken ihre Blicke ineinander, von den anderen Passagieren wurde Nils weitergedrängt, fortgezogen von ihr und er entschwand ihrem Blickfeld.
    Entschlossen drehte Lena sich um, sie konnte und wollte nicht warten, bis seine Maschine startete, das ging weit über ihre Kräfte. Es war nicht wie im Film, bei dem genau in dem Moment, wenn sich die Gangway schloss, der Geliebte es sich anders überlegte, sich die Flugzeugtür wieder öffnete und er strahlend zu seiner wartenden Freundin gelaufen kam. Dazu war Nils viel zu verantwortungsbewusst.
    Auf Beinen, wie aus Gummi, rannte sie zu ihrem Wagen und barg schluchzend den Kopf an dem Lenkrad.
    Ganz genau wusste sie, was sie nun zu erledigen hatte. In einem klar gezeichneten Weg lag ihr Leben vor ihr. Unendlich dankbar musste sie sein, dass sie diese Nacht geschenkt bekommen hatte, die so ausgefüllt gewesen war mit purer Liebe, Leidenschaft und tiefem Gefühl, dass sie für den Rest ihres Lebens davon zehren konnte.
    Nach über einer halben Stunde startete Lena den Wagen, fädelte sich zwischen den rasant fahrenden Autos ein, suchte an den Landungsbrücken einen Parkplatz und parkte ihren VW Beatle.
    Zum wiederholten Mal putzte sie sich die Nase, überprüfte kurz ihr Aussehen, stellte fest, dass sie einfach schrecklich, verheult und todtraurig aussah, klappte den Spiegel nach oben und stieg aus. Leichtfüßig ging sie zu dem altertümlichen Haus des Notars, betrat die hohe Außentreppe, ging durch das Treppenhaus in den ersten Stock. Einmal atmete sie durch, bevor sie anklopfte und die Türklinke herunterdrückte.
    Eine ältere Sekretärin in korrektem, schwarzem Kostüm und weißer Bluse saß hinter einer aus schwarzem Kirschbaumholz gebauten Anmeldung.
    „Sie wünschen?“ Kritische Blicke musterten Lenas Erscheinung vom Scheitel bis zur Sohle.
    „Nils Keller war vor

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