Engel der Kindheit
bekommen hatte, ein dunkler Flaum bildete sich auf seiner Oberlippe. Überhaupt sah er umwerfend gut aus, vor allem wenn er im Sommer nur eine dreiviertellange Hose und ein weites T-Shirt trug, unter dem man seine festen Muskeln sehen konnte.
Weit weg war Lena in ihren Gedanken, sie hatte Nils angstvolle Augen gesehen, als Philipp sich so drohend vor ihr aufgebaut hatte. Greifbare Angst hatte er gehabt, dass Philipp sie schlagen würde. Genauso würden seine meerblauen Augen immer aussehen, bevor sein Vater ihn schlug. Wie Blei lastete dieses Wissen auf ihrer Seele.
„Hei, Lena! Wie weit möchtest du noch gehen, habe ich gefragt?“ Unter einer Birke, am anderen Ende der Wiese, getrennt durch Unmengen von Handtüchern, tobenden Kindern und händchenhaltenden Teenagern, legten sie ihre Handtücher auf die niedergetretene Wiese.
„Lass uns ins Wasser gehen!“ Bereits wieder bester Laune zog Mareike ihr enges, kurzes T-Shirtkleid über ihren Kopf, unter dem sie einen knappen Bikini trug. Voll ausgebildet waren ihre Brüste, eine schmale Taille und breite Hüften ließen nicht ahnen, dass sie erst dreizehn Jahre alt war.
Über ihre langen, schlanken Beine streifte Lena ihre knappen Short, das weite T-Shirt zog sie schnell über ihre hüftlange, strohblonde Mähne. Darunter trug sie einen enganliegenden, tiefschwarzen Schwimmerbadeanzug. Durch das feste Material wollte sie verhindern, dass jemand ihre sich verändernde Figur sah. Ihre Brustknospen sollten darunter versteckt bleiben, auch die breiter werdenden Hüften und die schmale Taille verdeckte sie am liebsten mit einem T-Shirt.
Nebeneinander rannten sie zu dem großen Wasserbecken, ihre Füße spritzen das kalte Wasser auf, durch das sie gelangen mussten, um an den Beckenrand zu kommen.
Kurz brausten sie sich unter der kalten Dusche ab, bevor sie mit einem gekonnten, langgestreckten Kopfsprung in das tiefe Wasser glitten. Geschmeidig, in weitausholenden Schwimmzügen, schwammen sie bis zum Seil, dass das Schwimmerbecken vom Nichtschwimmerbecken teilte.
Schwungvoll setzten sie sich auf das schaukelnde Seil, ihre Hände griffen nach dem groben Tau, sie versuchten die Balance zu halten, als sie plötzlich von hinten an den Schultern gerissen wurden und unter Wasser getaucht wurden.
Prustend kamen sie an die Wasseroberfläche, holten Luft, als sie erneut unter Wasser gedrückt wurden.
Kichernd und mit spitzen Schreien begleitet, klammerte Mareike sich an Tobias fest, einem Jungen aus ihrer Klasse. In einem Ringkampf bewiesen sie schäkernd ihre Kräfte. Lena, die wusste, wie gewandt sie im Wasser war, tauchte ihrem Verfolger durch die Beine, bis zum Beckenrand.
Unbeholfen schwamm Lukas hinter ihr her, versuchte sie zu erwischen, doch pfeilschnell stieß Lena sich vom Beckenrand ab, schoss unter der Wasseroberfläche ans andere Ende des Beckens. Wasserblasen stiegen trudelnd aus ihrem nixengleichen langen Haar nach oben, sie tauchte auf und kam neben Nils an die Wasseroberfläche.
„Zieh doch endlich dieses alberne T-Shirt aus!“ Ein Mädchen aus seiner Klasse klammerte sich mit Armen und Beinen kreischend an ihm fest, versuchte sein T-Shirt über seinen Körper zu ziehen. Mitfühlend sah Lena den Schmerz in seinen Augen, den die Berührung des Mädchens ihm verursachte. Wie ein Schraubstock umklammerten die Hände des Mädchens seine Schultern, zerrten und zogen an ihm, als Nils den Schmerz nicht länger ertrug. Ohne aufzuschreien versuchte er, sie abzuschütteln, urplötzlich tauchte er unter, sah in diesem Moment Lena neben sich, erfasste ihre Hand, stieß sich vom Beckenrand ab, zog sie mit sich, sah, als er sich umblickte unter Wasser ihre langgestreckten Schwimmzüge, die ihm folgten bis zum gegenüberliegenden Beckenrand.
In Windeseile hoben sie ihre schwerelosen Körper aus dem Wasser und rannten endlos lange zu einer weitentfernten Ecke des überfüllten Bades, an der sie, von Büschen und Sträuchern geschützt, ungestört zu Boden sinken konnten.
Betrübt hockte Nils sich auf den Boden, die langen Beine gekreuzt an seinen Körper gezogen, sein nasses T-Shirt und die Badeshort klebten an seinem dünnen Körper, den Kopf verzweifelt zwischen seinen Knien geborgen.
Sacht streichelte Lena seine zuckenden Schultern. Stumm saß sie neben ihm, allein ihre Anwesenheit tröstete ihn schon so sehr, wie nichts auf der Welt. Um sich zu verstehen benötigten sie keine Worte. Vertraut legte er den Arm um ihre schmalen Schultern, zog sie zu sich und
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