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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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würde gerne meine Mutter mitnehmen, aber das kann ich nur, wenn er weiß, wohin sie abends geht.“ Unschlüssig sah er Lena an, die sich solche Sorgen um ihn machte.
    „Dann nimm sie nicht mit, bitte! Bitte, Nils, ich habe solche Angst, dass er dich irgendwann umbringt! Bitte, Nils, tu es nicht!“ Ungestüm presste sie ihren Kopf an seine Brust, lauschte den harten Schlägen seines Herzen und umarmte ihn zärtlich.
    Alles in ihm kämpfte gegen seine aufsteigende Erregung, die ihre Berührungen in ihm auslöste. Tief durchatmend schloss er die Augen, strich ihr über die rauen, vollen Haare und hielt sie liebevoll im Arm.
    „Kommst du zur Abschlussfeier?“ Leise, um diesen Zauber nicht zu stören, fragte er sie. Nichts wünschte er sich mehr, als Lena in seiner Nähe zu wissen.
    „Ja, aber nur nachdem es heute einen riesigen Krach darum gegeben hat.“ Ganz genau erzählte Lena Nils von Philipps Ängsten.
    „Wie können zwei Geschwister nur so unterschiedlich sein?“ Lange war es her, dass Philipp und er etwas zusammen unternommen hatten. Vollkommen hatte er sich von seiner Klasse zurückgezogen, da er oft nicht in der Lage gewesen war, an den Unternehmungen der anderen teilzunehmen. Wenn wieder eine seiner Rippen gebrochen war, kostete es ihn genug Anstrengung am nächsten Tag zur Schule zu gehen. Bei einer schweren Gehirnerschütterung hatte Lena ihn über zwei Wochen gepflegt, weil er vor Schwindel nicht aufstehen konnte. Der Freibadbesuch war das Letzte gewesen, was er mit Philipp unternommen hatte. Inzwischen hatte Philipp sich zu einem Egoisten entwickelt, mit dem er keine gemeinsame Basis mehr fand.
    In den Pausen lehnte er meist gegen einen Baum, aß in Ruhe sein Pausenbrot und sah Lena zu, die bei ihren Freundinnen stand.
    „Es ist mir gleichgültig, ob ich dabei bin, wenn Philipp sein Abiturzeugnis überreicht bekommt, aber ich möchte dabei sein, wenn du es bekommst.“ Ehrlich und offen blickte sie zu ihm auf, nur um ihren Kopf wieder an seine Brust zu legen. Ihre samtig weiche Haut an ihrer Wange hatte den Staub seiner Latzhose aufgesogen, sie sah wunderschön aus. Obwohl er sich dagegen sträubte, spürte er viel zu deutlich die Rundungen ihrer Brüste, die sich an ihn pressten, ihren schmalen Rücken, den er umarmte. Ungezwungen hatte sie ihr langes Bein über sein Bein geschoben, sie saßen da wie ein Liebespaar und doch traute er sich nicht, sie zu küssen, da er zu große Angst hatte, ihre Freundschaft auszunützen und zu zerstören.
    „Ich möchte dich auch dabeihaben! Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben!“ Eng zog er sie an sich, versuchte ruhig zu atmen und sich seine Erregung nicht anmerken zu lassen. „Ich muss weiter, kommst du mit?“ Am Ende seiner Selbstbeherrschung zog Nils sie auf die Beine, strich ihr den Staub von der Wange, Lena klopfte ihre Jeansshort und ihr rosafarbenes T-Shirt ab, bevor sie seine ausgestreckte Hand ergriff und ihm zu seinem alten Fahrrad folgte.
    Wie immer setzte sie sich auf den klapprigen Gepäckträger, umfing Nils Oberkörper und lehnte den Kopf gegen seinen Rücken.
    „Was ist das? Kannst du mir sagen, was das ist? Du Hurensohn! Du Drecksack! Hinter meinem Rücken! Ich habe es verboten!“ Erdbebengleich brüllte die versoffene, lallende Stimme ihm die Worte entgegen. Wie aus dem Lauf einer Panzerfaust schlug die geballte Hand seines Vaters auf Nils ein, gezielt in seinen Magen, gerade als er die knarrende Eingangstüre hinter sich zugezogen hatte.
    „Du Weichling! Du unnützer Regenwurm! Du erbärmliche Kreatur! Mein Sohn soll arbeiten, soll mit seinen Händen das Geld verdienen und nicht studieren! Wir sind keine Familie in der wir einen Studierten brauchen! Wir sind einfache Leute und gehören nicht zu diesen Schnöseln, zu diesen Emporkömmlingen!“ In der linken Hand hielt sein Vater die Bestätigung seines Studienplatzes. Wild fuchtelte er damit herum, ehe ihn der nächste Schlag traf.
    Maßlose Wut ballte sich in Nils zusammen, schier unbezähmbar und doch war er nicht in der Lage zurückzuschlagen.
    Eben noch hatte er die weichen Arme von Lena um seinen Körper gespürt, jetzt drosch sein Vater wie von Sinnen auf ihn ein. Lange schon kugelte er sich nicht mehr wie früher zusammen, meist ließ der die Schläge im Stehen über sich ergehen, bis sein Vater von ihm abließ oder er die Möglichkeit hatte zu flüchten.
    `Ich bringe ihn um! Ich bringe ihn um! Ich bringe ihn um!´ Nur dieser Gedanke kreiste in seinem Kopf, wieder und

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