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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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lachte brüllend über seinen Witz.
    „Es ist mir egal, was es zum Essen gibt, Hauptsache, ich werde satt!“ Hektisch beeilte Nils sich mit dem Schälen, obwohl es fast unmöglich war, diese Berge Kartoffeln in einer Stunde zu bewältigen.
    Tatsächlich waren sie nach einer Stunde fertig mit den Kartoffeln. Zu zweit trugen sie den schweren Topf auf die Gasflamme, warfen die Schalen über Bord und halfen den anderen die Schiffsplanken zu bürsten.
    Beim Essen traf sich nahezu die gesamte Mannschaft in der engen Kombüse, die beinahe aus den Nähten platzte, als alle an dem langen ausgelaugten und ramponierten Holztisch Platz nahmen. Der Kapitän, der ersten Steuermann und die meisten Offizieren aßen in einer gesonderten Kombüse.
    Vor und hinter dem Tisch war eine schmale Holzbank, auf der jeder dichtgedrängt neben dem anderen saß. Eine hängende Gaslampe schaukelte beruhigend über dem Tisch.
    „Na, warst du schon mal auf so einem Schiff, Junge?“
    „Nein, noch nie, aber es war schon immer mein Traum!“ Nils, der sich angesprochen fühlte, antwortete auf die Frage, die der breitschultrige Seemann an ihn gerichtet hatte.
    „Ich bin Tom und dein direkter Vorgesetzter! Alle Matrosen unterstehen mir! Wenn du fleißig bist und alles zu meiner Zufriedenheit erledigst, werden wir gut miteinander auskommen, nicht Jungs?“ Tom sprach mit einer tiefen, sympathischen Stimme.
    Die Köpfe der Matrosen nickten einstimmig.
    „Ich bin Nils! Ich bin mir sicher, dass ich alles geben werde, was in meinen Kräften steht!“ Selbstsicher blickte Nils seinem Vorgesetzten in die Augen.
    „Du gefällst mir, komm nachher zu mir, ich möchte wissen, was du schon alles für Erfahrungen hast! Ich bin in meiner Kajüte. Sven soll dich zu mir bringen!“ Ohne seine Erwiderung abzuwarten, erhob Tom sich, trug seinen Teller zum Spülstein, nickte seinen Kameraden zu und verließ die Kombüse. Wie auf Kommando erhoben sich die anderen ebenfalls und Smutje ordnete Nils und Sven an, den Abwasch zu erledigen.
    „Ich habe vor zwei Jahren in Hamburg angeheuert! Eigentlich komme ich aus München, aber ich wollte schon immer die Welt sehen, deshalb habe ich die Schule geschmissen und mich auf den Weg nach Hamburg gemacht. Ich wäre auch auf einem Containerschiff mitgefahren, Hauptsache weg!“ Betreten sah Sven zu Boden, gab vor, das Geschirr zu spülen, das Nils abtrocknete.
    „Was war los?“ Behutsam tastete Nils sich weiter, er spürte genau, dass Sven nicht einfach so abgehauen war. Ganz deutlich fühlte er etwas tief Verstecktes, in seiner ganzen Art, wie er sich bewegte und wegschaute, eine unsichtbare Mauer um ihn herum.
    „Warum bist du hier? Woher hast du deine krumme Nase?“, konterte Sven geschickt mit einer Gegenfrage, sie unterhielten sich in Deutsch.
    „Mein Vater! Seit ich vier Jahre alt war, bis vor einer Woche!“ Außer mit Lena hatte Nils mit keiner Menschenseele darüber gesprochen, aber er wusste, dass Sven sonst nichts von sich preisgeben würde.
    „Lass sehen!“ Misstrauisch blickte Sven sich um, aber sie waren allein in der dunklen, engen Kombüse.
    Kurz die Augen schließend, umfasste Nils seine Matrosenuniform, drehte sich um und schlüpfte halb heraus, damit er seinen Rücken und seine gebrochenen Rippen zeigen konnte.
    „Das Schwein! Ich sag’ dir, ich habe eine solche Wut auf alle Väter dieser Welt! Nie werde ich heiraten und Kinder bekommen, schon aus Angst, ihnen das Gleiche anzutun!“ Verbittert kniff er die Augen zu Schlitzen zusammen. „Wie hast du das so lange Jahre ausgehalten, warum bist du nicht schon früher abgehauen?“ Mitgefühl und verschworene Einigkeit lag in seinem Blick.
    „Ich war gut in der Schule, habe gerade eben das Abitur bestanden und ich hatte ein Mädchen, das mir geholfen hat! Ich liebe sie! Es ist das Schlimmste, dass ich sie zurücklassen musste, aber ich hätte sonst meinen Vater umgebracht! Ich werde sie zu mir holen, sobald ich in Australien einen Job gefunden habe!“ Verträumt verschleierte sich Nils Blick, als er an Lena dachte.
    „Das Mädchen, das dich heute Morgen begleitet hat?... Sie ist hübsch! Hast du keine Angst, dass sie dir ein Anderer wegschnappt?“ In Svens Stimme schwang eine tiefe Melancholie mit. Beinahe die gleiche Größe wie Nils hatte er, auch ihr Körperbau ähnelte sich, sie waren zwar muskulös, aber gegen die Seemänner, die hier an Bord waren, die reinsten Fliegengewichte. Hellgraue, verletzt blickende Augen standen im Gegensatz zu

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