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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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seinem verbissen wirkenden Gesichtsausdruck. Kurzgeschnittene blonde Haare reckten sich streichholzgerade um seine Kopfhaut und er trug einen kurzen Oberlippenbart.
    „Nein! Ich kenne sie seit meiner Kindheit und weiß, dass sie auf mich wartet!“ Blind vertraute er Lena. Das, was zwischen ihnen gewachsen war, war mit nichts zu vergleichen. „Was ist mit dir?“ Feinfühlig sah Nils, wie Sven bei seiner Frage zusammenzuckte.
    „Der neue Mann meiner Mutter hat mich... missbraucht, wie es so schön heißt! Es ist ein mildes Wort für eine brutale Vergewaltigung, die nicht nur einmal stattgefunden hat, findest du nicht?“ Beschämt sah er auf den Boden. „Ich hatte gerade meine erste Freundin, wir spazierten händchenhaltend über das Oktoberfest, schenkten uns die ersten, heimlichen Küsse.“ Schnaubend stieß er die Luft aus. „Nachts kam er angetrunken in mein Zimmer... und dann... dann...!“ Es schnürte ihm den Hals zu, wenn er daran dachte, wie brutal er von hinten in ihn eingedrungen war. Das Gefühl des innerlichen Zerrissenwerdens fühlte er noch heute, als wäre es gestern gewesen. Verlegen wischte er die Tränen aus den Augen. Niemals zuvor hatte er mit jemand darüber gesprochen. „Entschuldige! Du denkst jetzt bestimmt, ich bin eine Heulsuse, aber er hat mein Leben zerstört! Ich konnte seither nie wieder ein Mädchen berühren! Im Hafen stürmen sie auf dich zu, aber ich bin nicht in der Lage eine zu berühren!“ Voller Schmerz hatte sich sein Gesicht verzogen. „Du brauchst auch keine Angst zu habe, von Männern will ich auch nichts wissen, sie ekeln mich an! Ich bin einfach ausgelöscht, tot, versteinert!“ Genauso blickten seine Augen Nils an.
    „Ich denke nicht, dass du eine Heulsuse bist, denn ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man sich nicht wehren kann! Man ist dem Schmerz ausgeliefert, der einem angetan wird!“ Verständnisvoll legte Nils die Hand auf Svens Schulter. „Wenn ich Lena nicht an meiner Seite gewusst hätte, weiß ich nicht, wie ich es überstanden hätte!“ Den letzten Teller räumte Nils in das offene Regal über dem Spülstein. Der Schiffsboden unter ihnen hob und senkte sich beruhigend schaukelnd.
    „Ich bringe dich zu Tom, er ist wirklich in Ordnung! Er ist Offizier und hängt seinen Dienstgrad nicht heraus! Nimm dich vor Mikele in acht, er ist hinterhältig und gemein. Wenn er spürt, dass du verletzbar bist, wird er es ausnützen und keine Gelegenheit verstreichen lassen, dich zu demütigen.“ Warnend hatte er die Augenbrauen hochgezogen. „Es vergeht kein Tag an dem er mir nicht unter die Nase reibt, dass ich im Hafen lieber nach den Schiffen sehe, als nach den Frauen. Sei gewappnet!“ Schwankend schritt Sven vor Nils, zog den Kopf ein, da die Decken auf den Gängen unter Deck niederer waren, als die Körpergröße der Männer.
    Forsch klopfte er vor der Kajütentür des Offiziers an und nahm augenblicklich Haltung an. „Herein!“ Befehlend forderte Toms kräftige Stimme Sven auf, die Türe zu öffnen.
    Kerzengerade stand Sven, die Schulterblätter nach hinten gebogen, in der Türe, meldete Nils in kurzen, abgehakten Worten an, schlug die Haken zusammen und stach an seiner Matrosenmütze ab. Dann entfernte er sich und ließ Nils eintreten.
    Augenblicklich nahm Nils Haltung an, wie er es bei Sven gesehen hatte. Es war ungewohnt so steif vor einem Vorgesetzten zu stehen.
    „Es ist gut, nimm Platz!“ Nickend bot Tom ihm den Stuhl vor seinem Schreibtisch an.
    „Ich bin der Einzige der Offiziere, der dich an Bord kameradschaftlich behandeln wird, aber ich erwarte trotzdem Gehorsam!“ Warnend hoben sich die buschigen Augenbrauen. „Was hast du für Erfahrungen in der Seefahrt?“ Beinahe furchteinflößend war Tom ein Hüne von einem Mann, seine Schultern waren beinahe doppelt so breit, wie die von Nils, die Haare waren mit dem Rasierer bis auf die erneut wachsende Stoppeln abrasiert.
    „Ich habe seit meinem siebten Lebensjahr in der Werft gearbeitet, kann schleifen und schweißen, weiß wie der Schiffsrumpf und die Schraube zu reparieren sind. Auf einem Schiff, oder einem Segelschiff, bin ich noch nie gefahren.“ Leicht zitterte Nils Stimme, er hatte die ungewisse Angst am nächsten Hafen von Bord gehen zu müssen.
    „Du wirst es schnell lernen! Kannst du Seemannsknoten und Segelbegriffe?“ Zufrieden hatte Tom sich in seinem Holzstuhl zurückgelehnt.
    „Ja, ich habe einige von den Werftarbeitern gelernt!“ Direkt erwiderte Nils den offenen

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