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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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Flasche schwungvoll gegen den Bug. Unbeschädigt traf die Flasche auf den spitzen Steinen auf, zerschellte unter dem auf Balken gelagerten Rumpf.
    Wortlos starrte Nils, der die Taufzeremonie verfolgte, Samuel Rodney scharf an. So gut wie sein Arbeitgeber wusste er, dass es einem Schiff Unglück bringen würde, wenn die Flasche nicht an dem Rumpf zerschellte.
    Eine beängstigende Stille hatte sich über das Geschehen gelegt, gebannt blickten die Augenpaare aller Anwesenden auf Samuel Rodney, der wütend eine weitere Flasche ergriff und sie selbst kräftig an den Bug des Schiffes warf, ohne ein weiteres Mal die Taufworte gesprochen zu haben, wo sie beim Auftreffen in tausend Teile zerschellte. Der prickelnde Sekt perlte an dem lackierten Schiffsstahl hinunter, das Schiffstau wurde gelöst und die `Charlotte´ tauchte in das aufspritzende Salzwasser ein.
    Stolz drückte Marie-Luise ihre Schultern nach hinten, hob ihre Hände, reckte das ohnehin hochgetragene Kinn und begann laut zu klatschen. Allmählich löste sich die Erstarrung der anderen Beteiligten und sie fielen ebenfalls in das hallende, überlaute Klatschen ein, außer Nils, der mit zusammengekniffenen Augen seinen Arbeitgeber und dann das unglücksselige Schiff scharf musterte.
    So einer Taufe hatte er noch nie beigewohnt. Die Flasche war von Samuel Rodney in unbeherrschter Wut, mit hasserfüllt blickenden Augen, ohne die nochmals gesprochenen Taufworte gegen das Schiff geschleudert worden. Es konnte nur Unglück bedeuten! So wie er es von Anfang an hatte kommen sehen! Die Masten waren in der himmelkratzenden Höhe gebaut worden, wie Samuel Rodney bestimmt hatte, das Großsegel würde zu viel Wind in sich aufnehmen, bei einer Böe würde das Schiff wie eine Nussschale ergriffen werden, um über die Kronen der Wellen zum Kentern gebracht zu werden.
    Arrogant erwiderte Samuel Rodney den Blick des jungen Mannes, der ihn warnend betrachtete.
    Selbstsicher schritt Samuel Rodney auf Oliver Arnold zu, reichte ihm die Hand und gratulierte ihm zu dieser windschnittigen, pfeilschnellen Segeljacht, die sein Eigentum geworden war.
    Aufgeregt, wie ein kleines Kind am Weihnachtsabend, hing Marissa, die Geliebte Oliver Arnolds, an seinem Arm, zog ihn zu der Segeljacht, um sie endlich betreten und ihren mehrtägigen Ausflug beginnen zu können. Seit Stunden war ihr Gepäck in der Kajüte untergebracht, sie mussten lediglich über die Reling an Bord des Schiffes steigen, um aufbrechen zu können.
    Überschwänglich verabschiedete Oliver Arnold sich von Samuel Rodney, dankte ihm tausendfach und ließ sich von seiner jungen Geliebten an Bord ziehen.
    Alison, die neben Nils und Sven stand, sah in Nils Augen die Gefahr, in die sich das Paar begeben würde, aber sie alle waren nicht befugt, eine Warnung auszusprechen.
    „Ist es gefährlich?“ Leise flüsterte sie Sven die Worte zu.
    „Ich habe davon keine Ahnung, aber Nils ist nach wie vor der Meinung!“ Bedauernd zuckte Sven die Schultern, drehte dem Schiff den Rücken zu und betrat die Konstruktionshalle, wo eine Menge Arbeit auf ihn wartete. Stumm folgten Nils und Alison ihm. Wie gewohnt setzte Alison sich an ihren Platz auf der unterteilenden Mauer, zog die Beine zu sich heran und legte das Kinn auf ihre Knie, während Sven unter den Rumpf des unfertigen Schiffes kroch und mit routinierten Handgriffe an dem Ruder montierte.
    Eine Halle weiter schritt Nils, der zur Zeit den Innenausbau einer Jacht lernte, sprang an Bord des fast fertigen Schiffes, nahm sein Werkzeug in die Hände und versuchte seine Wut zu unterdrücken, die in ihm brodelte, wie ein Vulkan.
    Die wärmenden Strahlen der sich im Westen dem Meer zuneigenden Sonne blendeten Nils, als er mit Sven auf der Terrasse saß und sie ihre mitgebrachte Pizza aßen.
    Schützend kniff er die Augen zusammen, schwenkte den rotschillernden Wein in dem hohen Kelch und trank einen Schluck davon.
    „Hallo, störe ich? Ich bin gerade mit dem Fahrrad unterwegs gewesen und dachte, ich schau mal bei euch vorbei!“ Beinahe jeden Abend tauchte Alison ohne bestimmten Grund bei ihnen auf und strahlte jedes Mal über das ganze Gesicht, wenn sie die erfreuten Augen Svens betrachtete.
    „Du störst nie! Ich muss nachher sowieso noch lernen!“ Hinter seiner Hand hindurch, die er wegen der tiefstehenden Sonne zum Schutz vor  die Augen gehalten hatte, betrachtete Nils die Reaktion seines Freundes, der sich schnell erhob und Alison ein Glas aus der Küche holte.
    „Möchtest du von mir

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