Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
Vom Netzwerk:
abwenden, doch sie hielt ihn festumschlungen, presste ihren Kopf an seine Schulter und lauschte dem unregelmäßigen Herzschlag in seiner Brust.
    „Ich habe mich in dich verliebt, seit ich dich das erste Mal gesehen habe! Ich werde nicht gehen! Bitte, lass mich bei dir sein! Lass uns den Schmerz gemeinsam tragen, bitte, Sven!“ Bettelte sie, da sie spürte, wie ernst es ihm war.
    „Alison! Es ist so schwer für mich, das auszusprechen, was mir angetan worden ist.“ Fortgezogen wurde er und versank für Minuten in der Hölle, der er entkommen war.
    „Ich wurde von meinem Stiefvater missbraucht, aber es war mehr als das!“ Kriechend kam er in die Wirklichkeit zurück. „Er hat mich damit ausgelöscht, zerstört, alles in mir!“ Wie Espenlaub zitterte er, seine Zähne schlugen aufeinander, ihm war bitterkalt, trotz der angenehmen Wärme, die sie umhüllte.
    „Komm, wir setzen uns in den Sand!“ Beruhigend zog Alison ihn mit sich an den inzwischen menschenleeren Strand. Sie setzten sich nebeneinander in den weichen Sand, der noch aufgewärmt war von der Sonne.
    „Ich werde dir alles sagen, denn nur so kannst du entscheiden, ob du bei mir bleiben möchtest!“ Sanft legte er den Arm um ihre Schultern, sie schmiegte ihren Blondschopf in seine Armbeuge.
    Stockend, abgehackt, begann er zu erzählen, was sein ganzes Leben verändert hatte.
    „Er kam nachts angetrunken in mein Zimmer, ich war in der ersten Zeit meiner Pubertät. Ohne dass ich es bemerkte, legte er sich hinter mich, berührte mich und brachte mich zum Höhepunkt. Ich schlief so tief und bekam nur am Rande, unwirklich mit, was mit mir geschah. Morgens konnte ich mich am Anfang nicht mehr daran erinnern, aber er kam nahezu jede Nacht. Aus Angst mich zu wehren lag ich schweißgebadet im Bett und ließ seine Berührungen über mich ergehen. Er verlangte von mir, ihn ebenfalls zu berühren und ihn zum Orgasmus zu bringen. Ich ekelte mich vor ihm und vor mir selbst. Vor mir selbst, weil mein Körper sich von ihm erregen ließ, ohne dass meine Gefühle davon ergriffen wurden. Ich begann, meinen Körper zu hassen, abgrundtief! Ich versuchte mich innerlich dagegen zu wehren, aber es war mir nicht möglich, keine Erektion zu bekommen. Über ein Jahr gab er sich damit zufrieden, sich mit der Hand an mir zu vergehen. Irgendwann presste er sein Geschlechtsteil von hinten an mich und drang in mich ein, ich hatte das Gefühl innerlich auseinandergerissen zu werden. Diesen Schmerz wünsche ich nicht meinem ärgsten Feind! Noch heute höre ich sein Stöhnen, wie er sich an mich presste, wenn er in mir zum Gipfel kam. Mich ekelte alles so maßlos an und doch spürte ich, wie mein Körper davon erregt wurde. Das war das Allerschlimmste von allem! Immer wieder sagte mein Stiefvater mir, dass er merkte, wie sehr es mir gefallen würde. Ich war vollkommen machtlos dagegen, mein Körper und ich trennten sich voneinander, ich war gespalten und doch in mir gefangen! Den würgenden Ekel, den ich empfand und der jede Nacht erneut in mir geweckt wurde, das Gefühl der Ohnmächtigkeit, das wehrlose Ausgeliefertsein, niemand kann das nachempfinden, wenn er es nicht selbst erlebt hat! Nie zuvor hatte ich etwas wie Zärtlichkeit oder Liebe mit einem Mädchen ausgetauscht. Ich zog mich vollkommen zurück, begonnene Freundschaften gingen in die Brüche, ich wurde zum Einzelgänger, der sich vor sich selbst in Grund und Boden schämte. Meine Noten verschlechterten sich rapide. Niemand war da, der mir helfen konnte. Ob meine Mutter von dem Ganzen etwas mitbekam, weiß ich nicht! Auf jeden Fall unternahm sie nichts dagegen!“ Angespannt inhalierte er den Rauch einer Zigarette ein, die er sich angesteckt hatte. „In der Zwischenzeit war ich sechzehn, alt genug um zu wissen, dass ich mich nicht weiterhin vergewaltigen lassen wollte! Ich packte meine wichtigsten Sachen zusammen, ging wie jeden Morgen aus dem Haus, fuhr mit dem Zug nach Hamburg und hatte Glück, dass die Santa Barbara im Hafen lag. Ich heuerte an, kam an Bord und seither habe ich nichts mehr von meiner Mutter gehört. Die quälenden Gedanken daran, verfolgen mich bis heute. Ich habe Angst, nicht in der Lage zu sein, Zärtlichkeit zu geben und zu nehmen. Meine schlimmste Befürchtung ist, nur mit Brutalität und Gewalt zur Befriedigung zu kommen! Ich möchte nie Kinder bekommen, da ich Angst hätte, ihnen dasselbe anzutun! Verstehst du jetzt, warum du gehen solltest? Du kannst diese Last nicht mit mir tragen, ich selbst

Weitere Kostenlose Bücher