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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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sie die dunkelrot lackierte Holztür auf und trat leise in den kleinen Flur, dessen Dielenbretter knarrten, als sie darauf trat.
    Mucksmäuschenstill, sofern das mit dem Dielenboden möglich war, ging sie durch die Ferienwohnung zu ihrem Zimmer, in dem Babs friedlich in ihrer Wiege schlummerte. Andächtig stand sie vor ihrer kleinen Tochter, berührte ihre weiche Wange und wünschte sich sehnlichst Nils an ihre Seite.

11. Kapitel                 
    Vor einem Jahr waren sie in Sydney angekommen. Es war kurz vor Weihnachten, der Hochsommer legte sich angenehm warm über die Hauptstadt Australiens. Die verschwenderisch blühenden, unterschiedlichsten Pflanzen zeigten sich in ihrer gesamten Pracht.
    Nils und Sven arbeiteten bis zum Umfallen.
    Die Klausuren an der Universität waren allesamt ausnehmend sehr gut ausgefallen, worüber sich Nils selbst wunderte, da er oft kaum die Augen offen halten konnte und mehr Konzentration darauf verwendete, nicht einzuschlafen, als den Vorlesungen zu folgen.
    Rund die Hälfte der unterschiedlichen Abteilungen in der Werft hatte er durchlaufen. Überall hatte er großes Lob geerntet, das Samuel Rodney stets von seinen Abteilungsleitern zugetragen wurde.
    Aus dem Jungen würde er etwas machen! Zäh war er, er konnte kämpfen und er hatte genügend Biss um sich an die Spitze eines Unternehmens zu arbeiten.
    Ihm sollte es Recht sein, immerhin hatte der Junge sich vertraglich verpflichtet, nach seinem Abschluss weitere fünf Jahre für ihn tätig zu sein. Während dieser Zeit sollte er die Entwicklungsabteilung leiten. Peter Westend würde in zwei Jahren in den Ruhestand überwechseln, da bot sich ein Mann wie dieser Nils Keller an. Der würde neuen Wind, zu seinen Gunsten, in das eingefahrene Unternehmen wehen lassen, würde seine vielversprechenden Ideen für ihn verwirklichen, somit würde die Konkurrenz weit hinter Samuel Rodney zurückbleiben.
    Teuflisch rieb Samuel Rodney sich die sehnigen Hände, er saß hinter seinem wuchtigen Schreibtisch und ließ seinen Blick durch die Vollverglasung seines Büros, durch die er nahezu die gesamte Werft im Blickfeld hatte, gleiten.
    Diskutierend stand Nils Keller vor der `Charlotte´, die heute vom Stapel laufen würde. Ein reicher Industriekaufmann, zusammen mit seiner Geliebten, würde zur Jungfernfahrt an das Great Barriereriff aufbrechen.
    Niemals zuvor hatte sich ihm ein Arbeiter oder Angestellter in den Weg gestellt. Auch wenn sein Anliegen damals anmaßend und ungerechtfertigt gewesen war, hatte er ihm trotz allem Respekt gezollt. Er war keiner dieser Duckmäuser, die lieber eine lebende Maus verschlucken würden, bevor sie nicht seine Meinung teilen würden.
    „Daddy! Die `Charlotte´ läuft vom Stapel! Ich möchte dabei sein!“ Steif trat Marie-Luise, den Kopf in einer geraden Linie zu ihrem aufrechten Rücken, in sein Büro. Wie immer war sie eine Augenweide in ihrem schmal geschnittenen schwarzen Nadelstreifenkostüm und den figurbetonenden, hohen Pumps, die ihre rehschlanken, gebräunten Beine bis zum Ansatz ihrer festen Schenkel vortrefflich zur Geltung brachten. Jede einzelne Franse ihres rabenschwarzen Haares war vollendet in ihr puppenhaftes Gesicht gelegt, wodurch ihre hohen Wangenknochen gekonnt betont wurden und der Blick von ihrem herrschsüchtigen, eckigen Kinn abgelenkt wurde.
    Seine Tochter wusste was sie wollte und sie bekam stets ihren Willen. Vor über zehn Jahren war seine Frau, die deutscher Abstammung gewesen und mit ihren Eltern nach Australien ausgewanderte war, an Krebs gestorben. Seither war Marie-Luise sein ein und alles. Jeden Wunsch las er ihr von den Augen ab, da er den Verlust der damals Zehnjährigen auf diese Weise lindern wollte. Sie war, wie er selbst, unbeherrscht, egoistisch und über alle Maße herrschsüchtig. Aber sie waren in einer Position, in der sie sich diese Eigenschaften durchaus leisten konnten. Sein Unternehmen gehörte zu den reichsten in ganz Australien.
    „Ich komme!“ Fest griffen seine Hände nach den Lehnen des Ledersessels. Sicher stand er auf.
    Gerade schritt er neben seiner Tochter zu der Anlegestelle. Alles war arrangiert und sie warteten mit dem Beginn der Zeremonie nur auf ihn und seine Tochter.
    Die Geliebte von Herrn Arnold, in knappen weißen Shorts gekleidet, die den Ansatz ihres Pos zeigte, einem aufreizenden hellblauen Top, das ihr wunderbares Dekolleté betonte und weißen Sportschuhen, hielt die Sektflasche in der Hand, sprach die Taufworte und warf die

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