Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
Vom Netzwerk:
ein Stück Pizza?“ Ganz zwanglos schob Sven Alison seinen Teller zu, auf dem die in Dreiecke geteilte Pizza zur Hälfte gegessen war.
    „Gerne!“ Munter griff sie nach einem Stück und biss hungrig hinein. Liebevoll lächelte sie Sven zu, der ein halbvolles Glas Rotwein vor sie auf den Tisch stellte. Ungezwungen setzte er sich neben Alison, nahm selbst ein Stück Pizza in die Hand und konnte seine Augen nicht von ihrem fröhlichen Gesicht abwenden, das so ungekünstelt und natürlich aussah.
    Seit Beginn des Frühjahrs kam Alison oft an den Abenden zu ihnen. Nachdem sie von Sven keine Ablehnung gegen sie spürte, aber auch keine Ermunterung, die auf eine Ausweitung ihrer Beziehung hindeutete, hatte sie sich entschlossen, die Sache selbst in Angriff zu nehmen. Immerhin war er so entgegenkommend, dass er sich wirklich zu freuen schien, wenn er sie sah. Zu mehr hatte sie ihn bisher nicht bewegen können.
    „Meint ihr, dass die `Charlotte´ wieder gut im Heimathafen ankommt?“ Fragend sah sie in das verschlossene Gesicht von Nils, der versuchte den Gedanken an die `Charlotte´ so weit wie möglich zu verdrängen.
    „Es wird nicht gleich zu einer Katastrophe kommen, aber das Schiff ist zu unsicher, vor allem wenn es sich um einen unerfahrenen Kapitän handelt, der nur zum Spaß auf dem Meer herum schippert. Ich würde Käpt’n Rodney, dem Bruder von Samuel Rodney, durchaus zutrauen, das Schiff blind zu steuern, aber nicht einer Landratte wie diesem Arnold! Wenn ich mir dann noch vorstelle, dass seine Puppe ans Ruder darf, ist das Kentern vorprogrammiert!“
    „Weißt du eigentlich, dass Marie-Luise dich nicht aus den Augen lässt, wenn sie dich sieht? Du scheinst ihr zu gefallen!“ Mehrmals schon war Alison der interessierte Blick der Reederstocher aufgefallen.
    „Es ist mir vollkommen gleichgültig, wie sie mich ansieht! Sie interessiert mich in keiner Weise! Ich habe mein Mädchen, alle anderen sind mir vollkommen egal! Übrigens ist Lena dir sehr ähnlich!“ Sehnsuchtsvoll blickte Nils an den weiten Himmel. Jede Woche erhielt er einen Brief von Lena, die ihn zu nichts drängte, aber er spürte zwischen ihren Zeilen, wie sehr sie darauf wartete, endlich bei ihm zu sein. Für ihn würde sie ohne zu zögern ihr Elternhaus hinter sich lassen um ihr Leben mit ihm zu teilen.
    „Wer ist Lena?“ Neugierig sahen Alisons muntere Augen ihn an, während sie ihre nackten Füße unter Svens Schenkel schob.
    „Lena ist das Mädchen, das ich in Hamburg zurückgelassen habe! Sie ist der Engel meiner Kindheit gewesen! Ich glaube, wir sollten hier endlich mal über das reden, was uns früher angetan worden ist, dann würdest du Sven besser verstehen können!“ Vollkommen ignorierte Nils den bösen Blick, der ihn von Svens Augen traf und fing an von sich zu erzählen.
    Aufmerksam hörte Alison ihm zu. Als er geendet hatte, hatte sie Tränen in den Augen. Während Nils Erzählung hatte sie Svens verschlossenes Gesicht beobachtet, der seinen Kopf zur Brust gesenkt hatte und die Augen geschlossen hielt.
    „Kannst du jetzt verstehen, dass mir alle anderen Frauen gleichgültig sind? Ich möchte nur Lena bei mir haben!“
    Fest, ohne den geringsten Zweifel im Blick, sah er Alison an, die von ihm zu Sven blickte, der verschlossener, wie jemals zuvor, ihnen gegenüber saß.
    „Ja! Ich bewundere dich, dass du in der Lage bist, darüber zu sprechen, was dir angetan worden ist und ich bewundere deine Lena! Ich kann mir vorstellen, wie schwer dir das gefallen ist und ich denke, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast, als du damals gegangen bist!“ Ganz sacht berührte Alison Svens Hand, die verkrampft in seinem Schoß lag.
    „Ich werde jetzt lernen!“ Etwas schwerfällig, noch gefangen genommen von seinen Gedanken, erhob Nils sich, nahm sein Glas in die Hand und ging in sein Zimmer, um den Kopf auf die verschränkten Arme zu legen. Außer mit Lena und Sven hatte er noch mit niemandem über seine Kindheit gesprochen. Mühsam hatte er versucht, sie zu verdrängen, doch heute Abend hatte er gespürt, dass er darüber reden musste, um seinem Freund zu helfen, der endlich Alison berichten musste, was ihm angetan worden war, bevor sie aufgeben würde, sich um Sven zu bemühen.
    Wie Sven, so litt auch er noch immer darunter. Zweifel nagten an ihm, ob er je in der Lage sein würde, Kinder großzuziehen, ohne ihnen dasselbe anzutun, was ihm angetan worden war.
    Würde er nicht das nachleben, was er erfahren hatte? Hatte sein

Weitere Kostenlose Bücher