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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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schlampig gestrichen und blätterten ab.
    Über mir zeigte ein neongrünes Schild den Weg zum Ausgang. Ich folgte dem Pfeil den Flur entlang und um die Ecke. Der Jeep hielt auf der anderen Seite der Hintertür, und ich stürzte hinaus und sprang auf der Beifahrerseite hinein.
    Kein Licht brannte, als Patch bei unserem Haus vorfuhr. Mein Magen krampfte sich schuldbewusst zusammen, und ich fragte mich, ob meine Mutter umherfuhr und nach mir suchte. Der Regen hatte aufgehört, und Nebel hing wie Weihnachtslametta in den Büschen. Die Bäume, die die Auffahrt säumten, waren vom ständigen Nordwind verbogen und verformt. Alle Häuser wirken ohne Licht nachts nicht besonders einladend, aber das Farmhaus mit seinen schmalen Fensterschlitzen, dem bogenförmigen Dach, der höhlenartigen Veranda und seinem wilden Gestrüpp sah verwunschen aus.
    »Ich geh erstmal alleine durch«, sagte Patch und stieg aus.
    »Meinst du, dass Dabria drinnen ist?«
    Er schüttelte den Kopf. »Aber nachsehen kann nicht schaden.«
    Ich wartete im Jeep, und ein paar Minuten später kam Patch zur Haustür heraus. »Alles in Ordnung«, sagte er zu mir. »Ich fahre zur Highschool und komme hierher zurück, sobald ich ihr Büro durchsucht habe. Vielleicht hat sie ja was Nützliches dagelassen.« Er klang nicht besonders überzeugt.
    Ich nahm den Sicherheitsgurt ab und befahl meinen Beinen, mich schnell den Weg hoch zu tragen. Als ich die Klinke
herunterdrückte, hörte ich, wie Patch rückwärts aus der Ausfahrt fuhr. Die Verandabretter knarrten unter meinen Füßen, und ich fühlte mich plötzlich sehr allein.
    Ohne Licht zu machen, schlich ich Zimmer für Zimmer durch das Haus, fing im ersten Stock an und arbeitete mich dann hoch. Patch hatte das Haus bereits durchsucht, aber ich dachte, dass ein Extrapaar Augen nicht schaden konnte. Nachdem ich sicher war, dass sich niemand unter den Möbeln, hinter den Duschvorhängen oder in den Schränken versteckt hielt, zog ich Levi’s und einen schwarzen Pullover mit V-Ausschnitt an. Ich fand das Notfallhandy, das meine Mutter im Erste-Hilfe-Kasten unter dem Badezimmerwaschbecken aufbewahrte, und rief sie an. »Hallo? Nora, bist du das? Wo bist du? Ich bin ganz krank vor Sorge!«
    Ich tat einen tiefen Atemzug und betete, dass ich die richtigen Worte fände und sie mir helfen würden, mich herauszureden.
    »Also das war so …«, fing ich mit meiner aufrichtigsten und zaghaftesten Stimme an.
    »Die Cascade Road war überschwemmt, sie haben sie gesperrt. Ich musste umdrehen und ein Zimmer in Milliken Mills nehmen - da bin ich jetzt. Ich habe versucht, zu Hause anzurufen, aber es scheint, als ob die Telefonleitungen nicht funktionieren. Ich hab’s auch auf deinem Handy versucht, aber du hast nicht abgenommen.«
    »Warte. Du bist die ganze Zeit in Milliken Mills gewesen?«
    »Was hast du denn gedacht?«
    Ich gab einen hörbaren Seufzer der Erleichterung von mir und setzte mich auf den Badewannenrand. »Ich wusste es nicht. Ich konnte dich auch nicht erreichen.«
    »Von welchem Telefon aus rufst du an?«, fragte Mom. »Ich kenne die Nummer nicht.«

    »Das Notfallhandy.«
    »Und wo ist deins?«
    »Das hab ich verloren.«
    »Was! Wo?«
    Ich kam zu dem schwierigen Schluss, dass eine Notlüge der einzige Ausweg war. Ich wollte sie nicht beunruhigen. Ich wollte aber auch nicht für unendlich lange Zeit unter Hausarrest stehen. »Ich hab’s wohl eher verlegt. Wahrscheinlich taucht es bald wieder irgendwo auf.« Am Körper einer toten Frau zum Beispiel.
    »Ich rufe dich sofort an, wenn sie die Straßen wieder freigeben«, sagte sie.
    Dann rief ich Vee auf ihrem Handy an. Nach fünfmaligem Klingeln wurde ich weitergeleitet zum Anrufbeantworter.
    »Wo bist du?«, sagte ich. »Ruf mich so schnell wie möglich unter dieser Nummer an.«
    Ich klappte das Handy zu und steckte es in die Tasche, während ich versuchte, mich selbst davon zu überzeugen, dass mit Vee alles in Ordnung war. Aber ich wusste, das war gelogen. Der unsichtbare Faden, der uns verband, warnte mich schon seit Stunden, dass sie in Gefahr schwebte. Wenn überhaupt, dann wurde dieses Gefühl mit jeder Minute, die verging, schlimmer.
    In der Küche sah ich meine Flasche mit Eisentabletten auf der Anrichte und ergriff sie, öffnete den Verschluss und schluckte zwei davon mit einem Glas Kakao. Ich stand einen Moment lang da, spürte, wie mein System das Eisen aufnahm und mein Atem tiefer und langsamer wurde. Ich wollte gerade den Milchkarton zurück in den

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