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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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der Taille und schleifte ihn ins Gras, wo sie sich gegenseitig laute Schläge verpassten.
    »Schon gut, schon gut«, heulte Rixon und hob kapitulierend die Hände. »Dass ich nicht fühle, wenn du mir die Lippe blutig schlägst, bedeutet noch lange nicht, dass ich den Rest der Nacht damit herumlaufen möchte.« Er zwinkerte. »Das könnte meine Chancen bei den Damen beeinträchtigen.«
    »Und ein blaues Auge nicht?«
    Rixon hob die Finger tastend an sein Auge. »Du hast doch nicht etwa …!«, sagte er und schwang die Faust in Patchs Richtung.

    Ich nahm meine Finger von Patchs Narben. Die Haut in meinem Nacken prickelte, und mein Herz schlug viel zu schnell. Patch sah mich an, einen Schatten von Unsicherheit im Blick.
    Ich musste einsehen, dass jetzt vielleicht nicht der richtige Moment war, um auf die logische Hälfte meines Verstandes zu vertrauen. Vielleicht war es eher einer von jenen Momenten, in denen ich aus dem Spielfeld heraustreten musste. Aufhören, nach den Regeln zu spielen. Das Unmögliche akzeptieren.
    »Dann bist du tatsächlich kein Mensch«, sagte ich. »Du bist wirklich ein gefallener Engel. Einer von den Bösen.«
    Das entlockte ihm ein Lächeln. »Du meinst, ich gehöre zu den Bösen?«
    »Du besetzt anderer Leute … Körper.«
    Er akzeptierte die Feststellung mit einem Nicken.
    »Willst du meinen Körper auch besetzen?«
    »Ich will eine ganze Menge Dinge mit deinem Körper machen, aber das gehört nicht dazu.«
    »Was ist so schlecht an dem Körper, den du hast?«
    »Mein Körper ist ähnlich wie Glas. Wirklich, aber nur nach außen hin, er reflektiert die Welt um mich herum. Du hörst mich, siehst mich, und ich kann dich hören und sehen. Wenn du mich berührst, dann fühlst du es. Aber ich erfahre dich nicht auf dieselbe Weise. Ich kann dich nicht fühlen. Ich erlebe alles wie durch eine Glasscheibe, und die einzige Art, wie ich durch dieses Glas hindurchgreifen kann, ist, indem ich einen menschlichen Körper besetze.«
    »Oder einen teilweise menschlichen.«
    Patchs Mundwinkel verhärteten sich. »Als du meine Narben berührt hast, hast du da Chauncey gesehen?«, riet er.
    »Ich habe gehört, wie du mit Rixon gesprochen hast. Er hat gesagt, dass du jedes Jahr im Cheschwan für zwei Wochen
Chaunceys Körper besetzt. Er sagte, Chauncey wäre auch kein Mensch. Er wäre ein Nephilim.« Das Wort kam als ein Flüstern aus meinem Mund.
    »Chauncey ist ein Zwischending aus einem gefallenen Engel und einem Menschen. Er ist unsterblich wie ein Engel, hat aber all die sterblichen Sinne. Ein gefallener Engel, der menschliche Gefühle erfahren will, kann das im Körper eines Nephilim.«
    »Wenn du nicht fühlen kannst, warum hast du mich dann geküsst?«
    Patch fuhr mit einem Finger mein Schlüsselbein entlang, wanderte dann nach Süden und hielt an meinem Herzen an. Ich fühlte es durch meine Haut schlagen. »Weil ich es hier spüre, in meinem Herzen«, sagte er leise. »Die Fähigkeit, Gefühle zu empfinden, habe ich nicht eingebüßt.« Er sah mich eindringlich an. »Lass es mich so formulieren. Unsere gefühlsmäßige Bindung ist durchaus vorhanden.«
    Keine Panik jetzt , dachte ich. Aber mein Atem ging bereits schneller, flacher. »Du meinst, du kannst Freude fühlen, oder Trauer oder …«
    »Begehren.« Ein fast unsichtbares Lächeln.
    Geh weiter, sagte ich zu mir. Gib deinen eigenen Gefühlen keine Gelegenheit, aufzuholen. Kümmere dich später um sie, wenn du Antworten bekommen hast.
    »Warum bist du gefallen?«
    Patchs Blick hielt den meinen ein paar Sekunden lang. »Begierde.«
    Ich schluckte. »Begierde nach Reichtum?«
    Patch strich sich übers Kinn. Das tat er nur, wenn er verbergen wollte, was er dachte, weil sein Mund seine Gedanken verriet. Er kämpfte gegen ein Lächeln an. »Und nach anderem. Ich dachte, wenn ich fiele, würde ich ein Mensch werden. Die Engel, die Eva in Versuchung geführt hatten,
waren auf die Erde verbannt worden, und es gab Gerüchte, dass sie ihre Flügel verloren und zu Menschen geworden waren. Als sie den Himmel verließen, gab es keine große Zeremonie, zu der wir alle eingeladen worden wären. Es fand im Verborgenen statt. Ich wusste nichts davon, dass ihnen die Flügel ausgerissen worden waren oder dass sie dazu verdammt worden waren, auf der Erde herumzustreifen, hungrig danach, menschliche Körper zu besetzen. Damals hatte niemand auch nur von gefallenen Engeln gehört. Es erschien mir also einleuchtend, dass, wenn ich fiele, ich meine Flügel verlöre

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