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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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und zum Menschen werden würde. Zu dieser Zeit war ich verrückt nach einem Menschenmädchen, und es schien mir das Risiko wert zu sein.«
    »Dabria hat gesagt, dass du deine Flügel zurückbekommen kannst, wenn du ein Menschenleben rettest. Sie sagte, du würdest dann ein Schutzengel. Willst du das nicht?« Es war mir nicht klar, warum er so dagegen war.
    »Das ist nichts für mich. Ich will ein Mensch sein. Ich will es mehr als alles andere auf der Welt.«
    »Was ist mit Dabria? Wenn ihr zwei nicht mehr zusammen seid, warum ist sie dann noch hier? Ich dachte, sie sei ein gewöhnlicher Engel. Will sie auch zum Menschen werden?«
    Patch erstarrte, alle Muskeln in seinem Arm verhärteten sich. »Dabria ist immer noch auf der Erde?«
    »Sie hat einen Job an der Schule. Als Schulpsychologin, Miss Greene. Ich habe ein paar Mal mit ihr gesprochen.« Mein Magen zog sich heftig zusammen. »Nach dem, was ich in deinem Gedächtnis gesehen habe, dachte ich, sie hätte den Job angenommen, um dir näher zu sein.«
    »Was genau hat sie dir gesagt, als du mit ihr gesprochen hast?«
    »Ich sollte mich von dir fernhalten. Sie hat auf deine dunkle und gefährliche Vergangenheit hingewiesen.« Ich
hielt inne. »Irgendwas stimmt hier nicht, richtig?«, fragte ich und fühlte, wie ein rätselhaftes Prickeln meine Wirbelsäule entlanglief.
    »Ich muss dich nach Hause bringen. Dann fahre ich zur Highschool und gehe ihre Akten durch, um zu sehen, ob ich etwas Nützliches finden kann. Besser ich weiß, was sie im Schilde führt.« Patch zog die Bettwäsche ab. »Wickle dich darin ein«, sagte er und hielt mir das Bündel trockener Laken hin.
    Mein Verstand arbeitete schwer daran, die Informationsbröckchen sinnvoll zusammenzusetzen. Plötzlich wurde mein Mund ein bisschen trocken und klebrig. »Sie hat immer noch Gefühle für dich. Vielleicht will sie mich aus dem Weg räumen.«
    Unsere Blicke trafen sich. »Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, sagte Patch.
    Ein eisiger, verstörender Gedanke war die letzten paar Minuten in meinem Kopf herumgegeistert und hatte versucht, meine Aufmerksamkeit zu erregen. Jetzt schrie er mich plötzlich an und sagte mir, Dabria könnte der Kerl mit der Skimaske sein. Die ganze Zeit über hatte ich gedacht, dass die Person, die ich mit dem Neon angefahren hatte, männlich gewesen sei, ebenso wie Vee dachte, dass ihr Angreifer männlich gewesen war. Jetzt war ich an einem Punkt angelangt, wo ich Dabria durchaus für imstande hielt, uns beide zu täuschen.
    Nach einem schnellen Gang ins Badezimmer tauchte Patch wieder auf, bekleidet mit seinem nassen T-Shirt. »Ich gehe den Jeep holen«, sagte er. »In zwanzig Minuten bin ich am Hinterausgang; bleib bis dahin im Motel.«

FÜNFUNDZWANZIG
    N achdem Patch gegangen war, legte ich die Kette vor. Ich schleppte einen Stuhl quer durch den Raum und rammte ihn unter die Türklinke. Dann kontrollierte ich, nur so zur Sicherheit, ob die Fensterschlösser an ihrem Platz waren. Ich wusste zwar nicht, ob Schlösser Dabria aufhalten würden - genau genommen wusste ich nicht einmal, ob sie wirklich hinter mir her war -, aber ich beschloss, dass es besser war, auf Nummer sicher zu gehen. Nachdem ich ein paar Minuten lang durch den Raum getigert war, probierte ich das Telefon auf dem Nachttisch aus. Immer noch kein Freizeichen.
    Meine Mutter würde mich umbringen.
    Ich hatte mich hinter ihrem Rücken aus dem Haus geschlichen und war nach Portland gefahren. Und wie sollte ich die ganze ›Ich habe mit Patch in einem Motel eingecheckt‹-Situation erklären? Ich hatte Glück, wenn sie mich nicht für den Rest des Jahres unter Hausarrest stellte. Nein. Ich hatte noch Glück, wenn sie nicht ihren Job aufgab und als stellvertretende Lehrkraft anheuerte, bis sie einen Vollzeitjob vor Ort gefunden hatte. Wir würden das Farmhaus verkaufen müssen, und ich würde die einzige Verbindung zu meinem Vater verlieren, die ich noch hatte.
    Nach ungefähr einer Viertelstunde spähte ich durch den Spion. Nichts außer Schwärze. Ich schloss die Tür auf und wollte sie gerade einen Spalt weit öffnen, als hinter mir die Lichter angingen. Ich wirbelte herum, fast in der Erwartung,
Dabria zu sehen. Der Raum war still und leer, aber wir hatten wieder Strom.
    Die Tür öffnete sich mit einem lauten Klick, und ich trat auf den Flur. Der Teppich war blutrot, in der Mitte des Flurs völlig abgenutzt und mit unbestimmbaren dunklen Flecken übersät. Die Wände waren neutral gehalten, aber

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