Engel Der Nacht
Kühlschrank stellen, als ich sie in der Tür zwischen der Küche und der Waschküche stehen sah. Eine kalte, nasse Substanz sammelte sich zu meinen Füßen, und ich merkte, dass ich die Milch ausgegossen hatte. »Dabria?«, fragte ich.
Sie legte den Kopf etwas schief und zeigte gelindes Erstaunen. »Du kennst meinen Namen?« Sie hielt inne. »Ah, Patch.«
Ich wich bis zum Waschbecken zurück, um mehr Abstand zwischen uns zu schaffen. Dabria sah überhaupt nicht aus wie Miss Greene in der Schule. Heute Nacht war ihr Haar verfilzt, nicht glatt, und ihre Lippen glänzten stärker, sahen hungrig aus. Ihre Augen blickten schärfer, von verwischtem Schwarz umrahmt.
»Was willst du?«, fragte ich.
Sie lachte, und es klang wie Eiswürfel, die in einem Glas aneinanderstoßen.
»Ich will Patch.«
»Patch ist nicht hier.«
Sie nickte. »Ich weiß. Ich habe an der Straße darauf gewartet, dass er wegfährt, bevor ich hereingekommen bin. Aber das meine ich nicht, wenn ich sage, dass ich Patch will.«
Das Blut, das in meinen Beinen pulsierte, zirkulierte zu meinem Herz zurück, was mich schwindelig machte. Ich legte eine Hand auf die Anrichte, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. »Ich weiß, dass du mich während der Beratungsgespräche ausspioniert hast.«
»Ist das alles, was du über mich weißt?«, fragte sie und suchte meinen Blick.
Ich erinnerte mich an die Nacht, in der ich so sicher gewesen war, dass jemand in mein Zimmerfenster gesehen hatte. »Du hast mir auch hier nachspioniert.«
»Es ist das erste Mal, dass ich hier bin.« Sie zog mit ihrem Finger den Rand der Arbeitsplatte nach und setzte sich auf einen Hocker. »Nettes Haus.«
»Wenn ich dein Gedächtnis auffrischen darf«, sagte ich, in der Hoffnung, tapfer zu klingen. »Du hast in mein Schlafzimmerfenster gesehen, während ich schlief.«
Ihr Lächeln wurde breiter. »Nein, aber ich bin euch beim Einkaufen gefolgt. Ich habe deine Freundin angegriffen und kleine Hinweise in ihren Kopf gepflanzt, die sie denken ließen, Patch hätte sie überfallen. Das war nicht schwierig; er ist ja nicht unbedingt harmlos. Ich wollte dir so viel Angst wie möglich vor ihm einflößen.«
»Damit ich mich von ihm fernhalte.«
»Das hast du aber nicht getan. Du stehst uns immer noch im Weg.«
»Im Weg wohin?«
»Also, Nora. Wenn du weißt, wer ich bin, dann weißt du auch, was hier los ist. Ich will, dass er seine Flügel zurückbekommt. Er gehört nicht auf die Erde. Er gehört zu mir. Natürlich, er hat einen Fehler gemacht, aber ich werde ihn korrigieren.« Da lag absolut keine Kompromissbereitschaft in ihrer Stimme. Sie verließ den Hocker und kam um die Arbeitsplatte herum auf mich zu.
Ich ging rückwärts den Rand der Anrichte entlang, wahrte den Abstand zwischen uns, während ich mir den Kopf zerbrach, wie ich sie ablenken könnte oder welche Möglichkeit ich sonst hatte, ihr zu entkommen. Sechzehn Jahre hatte ich in diesem Haus gewohnt. Ich kannte den Bauplan, kannte jede geheime Nische und die besten Verstecke. Also befahl ich meinem Verstand, einen Plan zu machen: etwas Spontanes und Brillantes. Mein Rücken stieß gegen die Anrichte.
»Solange es dich gibt, kommt Patch nicht zu mir zurück«, sagte Dabria.
»Ich glaube, du überschätzt seine Gefühle für mich.« Es schien eine gute Idee, unsere Beziehung herunterzuspielen. Dabrias Besitzgier schien ihre Hauptantriebskraft zu sein.
Ein ungläubiges Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Du
glaubst, er hätte solche Gefühle für dich? Du hast die ganze Zeit gedacht …« Sie unterbrach sich lachend. »Er ist nicht hier, weil er dich liebt. Er will dich töten.«
Ich schüttelte den Kopf. »Er wird mich nicht umbringen.«
Dabrias Lächeln wurde hart. »Wenn du das glaubst, dann bist du nur ein Mädchen mehr, das er verführt hat, um zu bekommen, was er will. Er hat ein Talent dafür«, setzte sie verständnisvoll hinzu. »Schließlich hat er mich dazu gebracht, ihm deinen Namen zu nennen. Eine sanfte Berührung von Patch war alles, was dazu nötig war. Ich bin unter seinen Bann gefallen und habe ihm gesagt, dass der Tod dich holen würde.«
Ich wusste, wovon sie sprach. Ich hatte genau den Moment, den sie meinte, in Patchs Gedächtnis gesehen.
»Und jetzt macht er dasselbe mit dir«, sagte sie. »Es tut weh, betrogen zu werden, nicht wahr?«
Ich schüttelte langsam den Kopf. »Nein …«
»Er hat vor, dich als Opfer zu benutzen!«, brach es aus ihr heraus. »Siehst du dieses Mal?« Sie
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