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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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aufstöhnte. Ich blieb stehen.
    Die Lichter im Flur erwachten zum Leben und leuchteten auch in die Dunkelheit der Bibliothek. Elliots Körper lag ein
paar Schritte entfernt, sein Mund offen, seine Haut aschfahl. Seine Augen rollten in meine Richtung, und er griff nach mir. Mit einem Aufschrei warf ich mich herum und rannte zur Tür der Bibliothek, wobei ich Stühle aus meinem Weg schob und trat. Renn! , befahl ich mir. Finde einen Ausgang!
    Ich wankte zur Tür hinaus, und dann gingen die Lichter im Flur wieder aus und tauchten alles in Schwärze.
    »Patch!«, versuchte ich zu schreien. Aber meine Stimme blieb hängen, und ich erstickte an seinem Namen.
    Jules war tot. Elliot war fast tot. Wer hatte sie getötet? Wer war noch am Leben? Ich versuchte zu verstehen, was geschehen war, aber alle Vernunft hatte mich verlassen.
    Ein Stoß in den Rücken brachte mich aus dem Gleichgewicht. Der nächste ließ mich seitwärts fliegen. Mein Kopf schlug gegen einen Spind, und ich konnte mich nicht mehr bewegen.
    Ein schmaler Streifen Licht kam in mein Blickfeld, und ein Paar schwarzer Augen hinter einer Skimaske erschien. Das Licht kam von einer Stirnleuchte, die an der Maske befestigt war.
    Ich stand auf und versuchte wegzurennen. Einer seiner Arme schoss vor und versperrte mir den Fluchtweg. Er hob den anderen Arm und drückte mich gegen den Spind.
    »Dachtest du, ich wäre tot?« Ein höhnisches, eiskaltes Lächeln lag in seiner Stimme. »Ich konnte die Gelegenheit, mit dir zu spielen, einfach nicht verstreichen lassen. Bring mich zum Lachen. Wer dachtest du, wäre der Böse? Elliot? Oder hast du gedacht, dein bester Freund könnte so etwas getan haben? Ich bin nah dran, oder? So ist das mit der Angst. Sie bringt das Schlechteste in uns zum Vorschein.«
    »Du bist es.« Meine Stimme zitterte.
    Jules riss sich die Lampe und die Maske vom Kopf. »Höchstpersönlich.«

    »Wie hast du das gemacht?«, fragte ich, immer noch mit bebender Stimme. »Ich hab dich doch eben da liegen sehen. Du hast nicht geatmet, du warst tot.«
    »Du überschätzt mich. Das warst du, Nora. Wenn dein Verstand nicht so schwach wäre, hätte ich überhaupt nichts machen können. Fühlst du dich jetzt schlecht? Ist es entmutigend zu wissen, dass von allen Gehirnen, in die ich mich eingeschlichen habe, deines das am einfachsten zu manipulierende war? Und das amüsanteste?«
    Ich leckte meine Lippen. Mein Mund war trocken, klebrig. Ich konnte die Angst in meinem Atem riechen. »Wo ist Vee?«
    Er schlug mich auf die Wange. »Wechsle nicht das Thema. Du solltest lernen, deine Angst unter Kontrolle zu halten. Angst beeinflusst das logische Denken und bietet Leuten wie mir alle möglichen Gelegenheiten zur Einflussnahme.«
    Es zeigte sich eine Seite von Jules, die ich noch nicht kannte. Er war immer so still gewesen, so träge, hatte ein so absolutes Desinteresse an allem ausgestrahlt. Stets war er im Hintergrund geblieben und hatte wenig Aufmerksamkeit, wenig Verdacht erregt. Sehr schlau von ihm, dachte ich.
    Er packte meinen Arm und zog mich hinter sich her.
    Ich kratzte ihn und wand mich aus seinem Griff, aber er schlug mich mit der Faust in den Magen. Ich stolperte rückwärts und rang nach Luft. Mit dem Rücken rutschte ich an einem Spind hinunter, dann sank ich auf dem Boden zusammen. Ein dünner Luftstrom rann meine Kehle herunter, und ich verschluckte mich daran.
    Jules berührte die Spuren, die meine Fingernägel in seinen Unterarm gegraben hatten.
    »Dafür wirst du mir bezahlen.«
    »Warum hast du mich hierhergelockt? Was willst du von mir?« Ich konnte die Hysterie nicht aus meiner Stimme heraushalten.

    Hart riss er mich am Arm hoch und schleifte mich weiter den Flur entlang. Er trat eine Tür auf und stieß mich hinein, ich fiel, und meine Handflächen trafen auf den harten Boden. Die Tür knallte hinter mir zu. Das einzige Licht kam von der Stirnleuchte, die Jules in der Hand hielt.
    In der Luft hing der bekannte Geruch von Kreidestaub und Chemikalien. Poster vom menschlichen Körper und Querschnitte menschlicher Zellen dekorierten die Wände. Ein langer schwarzer Granittresen mit einem Spülbecken befand sich vorn im Raum, und genau gegenüber waren dazu passende Granittische aufgereiht. Wir waren in Coach McConaughys Biologieraum.
    Ein Aufblitzen von Metall erregte meine Aufmerksamkeit. Auf dem Boden, halb unter dem Mülleimer, lag ein Skalpell. Der Hausmeister und Coach mussten es beide übersehen haben. Ich hob es auf und ließ es in den

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