Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
Vom Netzwerk:
ich beobachtet wurde, und starrte in die Schatten, die die Schule umgaben.
    Warum brauchte Patch so lange? Ich versuchte mich an ein paar Theorien und wurde von Augenblick zu Augenblick nervöser. Was, wenn Patch Vee nicht finden konnte? Was würde passieren, wenn Patch Elliot fand? Ich glaubte nicht, dass Elliot Patch besiegen konnte, aber irgendetwas konnte immer passieren - besonders, wenn Elliot Patch überraschte. Das Telefon in meiner Tasche klingelte, und ich fuhr vor Angst hoch.
    »Ich kann dich sehen«, sagte Elliot, als ich abnahm. »Wie du draußen im Auto sitzt.«
    »Wo bist du?«
    »Ich beobachte dich aus einem Fenster im zweiten Stock. Wir spielen drinnen.«
    »Ich will nicht spielen.«
    Er legte auf.
    Mein Herz schlug mir bis zum Hals, und ich stieg aus dem Auto. Ich sah zu den dunklen Fenstern der Schule hoch. Wahrscheinlich wusste Elliot nicht, dass Patch drin war. Seine Stimme hatte ungeduldig, aber nicht böse oder irritiert geklungen. Meine einzige Hoffnung war, dass Patch einen Plan hatte und dafür sorgen würde, dass Vee und mir nichts geschah. Wolken hatten sich vor den Mond geschoben, und
unter einem Schatten aus Angst ging ich zur Osttür hinüber.
    Ich trat ins Halbdunkel. Meine Augen brauchten ein paar Sekunden, um im Schein der Straßenlaterne, der durch das Fenster in der oberen Hälfte der Tür fiel, etwas zu erkennen. Die Fliesen schimmerten wachsig. Spinde standen auf beiden Seiten des Flurs aufgereiht wie schlafende Robotersoldaten. Doch statt eines friedlichen, ruhigen Gefühls ging von dem Flur eine versteckte Drohung aus.
    Die Außenlampen leuchteten die ersten paar Meter in den Flur hinein, aber dahinter konnte ich gar nichts sehen. Direkt neben der Tür war eine Reihe Lichtschalter, und ich drückte darauf. Nichts geschah. Da der Strom draußen funktionierte, wusste ich, dass der Strom drinnen von Hand abgeschaltet worden war. Ich fragte mich, ob das zu Elliots Plan gehörte. Ich konnte ihn nicht sehen und Vee auch nicht. Auch Patch konnte ich nicht sehen. Scheinbar würde ich mich durch jeden Raum der Schule tasten müssen, um herauszufinden, ob Patch darin war. Dann erst konnten wir gemeinsam Vee suchen.
    Ich benutzte die Wand, um mich zu leiten, und tastete mich vorwärts. An jedem Wochentag ging ich diesen Flur mehrmals entlang, aber in der Dunkelheit kam er mir plötzlich fremd vor. Und länger. Viel länger.
    An der ersten Kreuzung stellte ich mir in Gedanken meine Umgebung vor. Wenn ich nach links ging, käme ich zu den Proben- und Orchesterräumen und zur Cafeteria. Rechts lagen die Verwaltungsbüros und ein Treppenaufgang. Wenn ich weiter geradeaus ging, würde ich tiefer in die Schule hineingehen, in Richtung der Klassenräume.
    Mein Fuß verfing sich in etwas, und bevor ich reagieren konnte, fiel ich der Länge nach zu Boden. Ein nebliges graues Licht fiel durch ein Oberlicht, als der Mond kurz
zwischen den Wolken hervorbrach und die Züge desjenigen, über den ich gerade gestolpert war, erleuchtete. Jules lag auf dem Rücken und starrte mit leeren Augen zur Decke. Sein langes blondes Haar lag wirr über dem Gesicht, seine Hände schlaff an den Seiten.
    Ich kniete nieder, schlug die Hand vor den Mund, rang nach Luft. Meine Beine zitterten. Ganz langsam legte ich meine Handfläche auf Jules’ Brust. Er atmete nicht, er war tot.
    Hastig sprang ich auf die Füße und stieß einen erstickten Schrei aus. Ich wollte nach Patch rufen, aber das würde Elliot meinen Standort verraten - wenn er den nicht längst kannte. Mit einem Schlag wurde mir klar, dass er nur Meter entfernt sein und mich beobachten konnte, während er anfing, sein böses Spiel zu spielen.
    Das Licht aus dem Oberlicht wurde schwächer, und ich suchte panisch die Halle ab. Noch mehr endlose Flure erstreckten sich vor mir. Die Bibliothek lag eine kurze Treppe hoch links vor mir. Klassenräume begannen auf der rechten Seite. Kurz entschlossen entschied ich mich für die Bibliothek und tastete mich durch die dunklen Flure, um von Jules’ Leichnam wegzukommen. Meine Nase lief, und ich merkte, dass ich lautlos weinte. Warum war Jules tot? Wer hatte ihn getötet? Wenn Jules tot war, war Vee es dann auch?
    Die Bibliothek war nicht abgeschlossen, und ich tastete mich hinein. Hinter den Bücherregalen, am anderen Ende der Bibliothek, gab es drei kleine Studierzimmer. Sie waren schalldicht; wenn Elliot Vee isolieren wollte, wären diese Zimmer ein ideales Versteck.
    Ich wollte gerade dorthin gehen, als ein Mann laut

Weitere Kostenlose Bücher