Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
Vom Netzwerk:
Punkt.

    »Patch!«, flüsterte Vee so laut sie konnte. »Verfolgst du Nora?«
    Ich schlug meine Hand vor ihren Mund. »Hör sofort auf damit. Ich mein’s ernst.« Dazu setzte ich ein entsprechend strenges Gesicht auf.
    »Ich wette, er verfolgt dich«, sagte Vee, nachdem sie meine Hand weggeschoben hatte.
    »Und ich wette, es ist nicht das erste Mal. Vermutlich hat er schon eine einstweilige Verfügung. Wir sollten mal ins Schulbüro schleichen und nachsehen. Das müsste doch alles in seiner Schülerakte stehen.«
    »Wir werden nicht ins Schulbüro schleichen.«
    »Ich könnte sie ablenken, das kann ich gut. Niemand sieht, wie du reingehst. Als wären wir Spione.«
    »Wir sind keine Spione.«
    »Weißt du seinen Nachnamen?«, fragte Vee.
    »Nein.«
    »Weißt du überhaupt irgendwas über ihn?«
    »Nein. Und ich würde es auch gern dabei belassen.«
    »Ach, hör schon auf. Du liebst doch einen guten Krimi, und besser als so kann es gar nicht mehr werden.«
    »In den besten Krimis kommt auch eine Leiche vor. Wir haben keine Leiche.«
    »Noch nicht!«, quietschte Vee begeistert.
    Ich schüttelte zwei Eisenpillen aus der Flasche aus meinem Rucksack und schluckte sie herunter.
     
    Vee schaukelte den Neon kurz nach halb zehn in ihre Auffahrt. Sie schaltete den Motor aus und ließ die Schlüssel vor meiner Nase baumeln.
    »Du fährst mich nicht nach Hause?«, fragte ich. Überflüssigerweise.
    »Es ist neblig.«

    »Ach?«
    Vee grinste. »O Mann! Ich sehe schon, du denkst nur noch an ihn. Nicht, dass ich es dir vorwerfen könnte. Ich für meinen Teil hoffe ja, dass ich heute Nacht von ihm träume.«
    Hrmpf.
    »Außerdem wird der Nebel bei eurem Haus meistens noch dichter«, fuhr Vee fort. »Da drehe ich glatt durch, so allein im Dunkeln.«
    Ich schnappte mir die Schlüssel. »Vielen herzlichen Dank.«
    »He, gib nicht mir die Schuld. Sag deiner Mom, sie soll näher an die Stadt ziehen. Sag ihr, dass es da diesen neuen Club namens Zivilisation gibt; ihr solltet ihm endlich mal beitreten.«
    »Ich nehme an, du erwartest, dass ich dich morgen vor der Schule abhole?«
    »Halb acht wäre schön. Frühstück geht dann auf mich.«
    »Ich hoffe für dich, dass es was Gutes gibt.«
    »Sei nett zu meinem Baby.« Sie tätschelte das Armaturenbrett des Neons. »Aber nicht zu nett. Er soll nicht denken, dass es irgendwo da draußen was Besseres für ihn gibt.«
    Auf der Heimfahrt erlaubte ich meinen Gedanken, kurzzeitig zu Patch abzuschweifen. Vee hatte recht - er hatte etwas wirklich Verführerisches an sich. Und gleichzeitig etwas Beängstigendes. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr war ich davon überzeugt, dass irgendetwas an ihm … nicht stimmte. Die Tatsache, dass er mich gern ärgerte, war ja nicht gerade superneu, aber es bestand immer noch ein Unterschied dazwischen, mich in der Klasse aufzuziehen oder möglicherweise so weit zu gehen, mir bis in die Bibliothek zu folgen. So viel Aufwand würden nicht viele Leute betreiben … es sei denn, sie hätten einen sehr guten Grund.
    Auf halbem Weg jagte ein heftiger Wolkenbruch die
zarten Nebelfetzen, die über der Straße geschwebt hatten, auseinander. Während ich auf die Straße starrte, versuchte ich gleichzeitig aus den zahlreichen Bedienelementen am Lenkrad die Scheibenwischer herauszufinden.
    Über meinem Kopf flackerten die Straßenlampen, und ich fragte mich, ob ein größeres Unwetter im Anzug war. So nah am Meer schlug das Wetter immer wieder um, und ein Wolkenbruch konnte sich jederzeit zu einer Sintflut auswachsen. Ich gab Gas.
    Draußen flackerten die Lichter wieder. Ein eiskaltes Gefühl kroch meinen Nacken hinauf, und die Härchen auf meinen Armen flirrten. Mein sechster Sinn löste Alarmstufe Rot aus. Ich fragte mich, ob ich verfolgt wurde. Im Rückspiegel waren keine Scheinwerfer zu sehen. Vor mir auch keine Autos. Ich war vollkommen allein. Kein besonders tröstlicher Gedanke. Ich jagte den Wagen auf 55 Meilen pro Stunde hoch.
    Dann fand ich den Schalter für die Scheibenwischer, aber selbst auf höchster Stufe konnten sie den prasselnden Regen nicht bewältigen. Die Ampel vor mir wurde gelb. Ich rollte langsam aus, sah genau nach rechts und links, ob die Kreuzung frei war, und gab Gas.
    Ich hörte den Aufprall, bevor ich den dunklen Umriss auf der Motorhaube des Wagens sah.
    Mit einem Aufschrei trat ich auf die Bremse. Der Umriss knallte mit einem splitternden Krachen gegen die Windschutzscheibe.
    Instinktiv riss ich das Lenkrad nach rechts. Das Heck

Weitere Kostenlose Bücher