Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
Vom Netzwerk:
spitzen Haaransatz? Wie groß und schlank er ist? Er könnte sogar für mich groß genug sein.« Vee ist fast 1,80, aber sie hat eine Schwäche für Absätze. Für hohe Absätze. Und eine Abneigung dagegen, mit kleineren Jungs auszugehen.
    »Okay, was ist los mit dir?«, fragte Vee. »Du bist ja vollkommen incommunicado. Hier geht es nicht um den Riss in meiner Windschutzscheibe, stimmt’s? Und wenn du ein Tier überfahren hast? Das hätte doch jedem passieren können. Außerdem wette ich, das Risiko, dass das noch mal passiert, wäre wesentlich geringer, wenn deine Mom und du endlich aus der Wildnis zurückkehren würdet.«
    Ich wollte Vee erzählen, was wirklich geschehen war. Bald. Aber ich brauchte noch ein bisschen Zeit, um die Einzelheiten auseinanderzuklamüsern. Die einzigen Details, an die ich mich noch erinnern konnte, waren bestenfalls lückenhaft. Es war, als hätte ein Radiergummi meine Erinnerungen gelöscht. Wenn ich zurückdachte, dann erinnerte ich mich an den dichten Regen, der über die Fenster des Neons herabströmte und alles draußen verschwimmen ließ. Hatte ich vielleicht wirklich ein Tier angefahren?
    »Mmmm, sieh mal einer an«, sagte Vee. »Mr. Grüner Pullover steht auf. Na, das ist mal ein Body. Der ist bestimmt regelmäßig beim Training. Er kommt definitiv auf uns zu, und seine Blicke mustern die Liegenschaften. Das heißt: deine Liegenschaften.«

    Einen halben Herzschlag später wurden wir mit einem tiefen, angenehmen »Hallo« begrüßt.
    Vee und ich sahen gleichzeitig hoch. Mr. Grüner Pullover stand direkt vor unserem Tisch, die Daumen in die Taschen seiner Jeans eingehakt. Blaue Augen unter einem modisch fransig geschnittenen, in die Stirn gekämmten Pony.
    »Selber hallo«, sagte Vee. »Ich bin Vee. Das ist Nora Grey.«
    Ich warf Vee einen finsteren Blick zu. Es war nicht besonders prickelnd, gleich mit Nachnamen vorgestellt zu werden. Eigentlich hatte ich das Gefühl, es verstieß gegen ein ungeschriebenes Gesetz zwischen Mädchen - ganz zu schweigen zwischen besten Freundinnen - beim Kennenlernen unbekannter Jungs. Ich grüßte ihn mit einem halbherzigen Winken und führte die Tasse an meine Lippen, wobei ich mir sofort die Zunge verbrühte.
    Er zog sich einen Stuhl vom Nebentisch heran und setzte sich umgekehrt darauf, die Arme auf die Lehne gestützt. Dann streckte er mir die Hand hin und sagte: »Ich bin Elliot Saunders.« Ich schüttelte sie, obwohl mir das viel zu förmlich vorkam.
    »Und das ist Jules«, setzte er hinzu, wobei er mit dem Kinn auf seinen Freund wies. Vee hatte tatsächlich untertrieben, als sie ihn als ›groß‹ beschrieben hatte.
    Jules sank auf den Platz neben Vee und ließ den Stuhl zwergenhaft aussehen.
    Sie sagte zu ihm: »Ich glaube, du bist der größte Mann, den ich je gesehen habe. Im Ernst, wie groß bist du?«
    »Zweizehn«, murmelte Jules, sackte in seinem Stuhl zusammen und verschränkte die Arme.
    Elliot räusperte sich. »Ich hole Frühstück. Kann ich euch irgendwas mitbringen?«

    »Für mich nicht, danke«, sagte ich und hob dabei meine Tasse. »Ich habe schon bestellt.«
    Vee trat mich unter dem Tisch gegen das Schienbein. »Sie möchte einen Vanille-Creme-Donut. Mach zwei draus.«
    »So viel zum Thema Diät, was?«, fragte ich Vee.
    »Selber was. Die Vanilleschote ist eine Frucht. Eine braune Frucht.«
    »Eine Hülsenfrucht.«
    »Bist du sicher?«
    War ich nicht.
    Jules schloss die Augen und massierte sich die Nasenwurzel. Anscheinend war er ebenso begeistert davon wie ich, dass wir hier zusammensaßen.
    Als Elliot nach vorn zum Tresen ging, schaute ich ihm nach. Er war definitiv auf der Highschool, aber ich hatte ihn auf der CHS noch nie gesehen. Ich hätte mich erinnert. Er machte einen charmanten, offenen Eindruck. Wenn ich nicht so durcheinander gewesen wäre, hätte ich mich womöglich sogar für ihn interessieren können. Freundschaftlich, vielleicht auch mehr.
    »Wohnst du hier in der Nähe?«, fragte Vee Jules.
    »Mmmh.«
    »Gehst du zur Schule?«
    »Kinghorn Prep.« Ein Hauch von Überheblichkeit schwang in seiner Stimme mit, als er das sagte.
    »Nie gehört.«
    »Privatschule. Portland. Wir fangen um neun an.« Er schob den Ärmel hoch und sah auf die Uhr.
    Vee tippte mit der Fingerspitze in den Schaum ihrer Milch und leckte ihn ab. »Ist die teuer?«
    Jules schaute sie zum ersten Mal direkt an. Seine Augen weiteten sich ein wenig, sodass man das Weiße sah.
    »Bist du reich? Ich wette, du bist es«, sagte sie.

    Jules

Weitere Kostenlose Bücher