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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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die Augen starr nach vorn gerichtet, und doch blickte ich aus den Augenwinkeln immer wieder in die Schatten an der Straße. Keine Spur von dem Typen mit der Skimaske.
    Zehn Minuten später parkte ich den Neon in Vees Auffahrt. Der Schaden an der Tür war heftig, ich musste meinen Fuß dagegenstemmen und sie auftreten, um herauszukommen. Dann rannte ich zur Haustür, schloss auf und eilte über die Treppe nach unten.
    Vee saß im Schneidersitz auf dem Bett, das Notebook zwischen die Knie geklemmt, Ohrstöpsel eingesteckt, den iPod auf voller Lautstärke. »Will ich den Schaden heute Abend noch sehen oder sollte ich warten, bis ich wenigstens sieben Stunden geschlafen habe?«, rief sie über ihre Musik hinweg.

    »Vielleicht lieber Möglichkeit Nummer zwei.«
    Vee klappte das Notebook zu und zog die Stöpsel aus den Ohren. »Bringen wir’s hinter uns.«
    Als wir nach draußen kamen, starrte ich den Neon lange an. Es war keine warme Nacht, aber das Wetter war nicht der Grund, warum ich eine Gänsehaut auf den Armen bekam. Kein eingedrücktes Fenster auf der Fahrerseite. Keine Beule in der Tür.
    »Irgendwas stimmt da nicht«, sagte ich. Aber Vee hörte mich nicht. Sie war vollauf damit beschäftigt, jeden Quadratzentimeter des Neons zu inspizieren.
    Ich trat vor und piekte mit dem Finger an das Fenster der Fahrerseite. Festes Glas. Ich schloss die Augen. Als ich sie wieder aufschlug, war das Fenster immer noch intakt.
    Schließlich ging ich ums Heck des Wagens. Erst als ich beinahe einmal ganz herum war, blieb ich stehen.
    Ein feiner Riss zerteilte die Windschutzscheibe.
    Vee sah ihn zur selben Zeit. »Bist du sicher, dass es kein Eichhörnchen war?«
    Vor meinem geistigen Auge blitzten die tödlichen Augen hinter der Skimaske auf. Sie waren so schwarz, dass ich die Pupillen nicht von der Iris unterscheiden konnte. Schwarz wie … Patchs.
    »Sieh mich an, ich heule vor Freude«, sagte Vee und warf sich dabei quer über die Motorhaube, um ihn zu umarmen. »Ein winzig kleiner Riss. Das ist alles!«
    Ich brachte ein Lächeln zustande, aber mein Magen rebellierte. Vor fünf Minuten war das Fenster noch herausgeschlagen und die Tür verbeult gewesen. Wenn man den Wagen jetzt ansah, schien das unmöglich. Nein, es schien verrückt. Aber ich hatte doch gesehen , wie seine Faust die Scheibe durchschlug, und ich hatte doch gefühlt , wie seine Fingernägel sich in meine Schulter gruben.

    Oder etwa nicht?
    Je angestrengter ich versuchte, mich an den Unfall zu erinnern, desto weniger wollte es mir gelingen. Es fehlten immer mehr kleine Erinnerungsstückchen. Die Einzelheiten verschwammen. War er groß? Klein? Dünn? Massig? Hatte er irgendetwas gesagt?
    Ich konnte mich nicht erinnern. Das war das Beängstigendste daran.
     
    Am nächsten Morgen verließen Vee und ich um Viertel nach sieben das Haus und fuhren zu Enzo’s Bistro für ein Frühstück, das ausschließlich aus aufgeschäumter Milch bestand. Die Hände um meine Porzellantasse gelegt, versuchte ich, das tiefe Frösteln in meinem Inneren wegzuwärmen. Ich hatte geduscht, mir eine Camisole und einen Cardigan aus Vees Kleiderschrank geborgt und etwas Make-up aufgelegt, aber ich konnte mich kaum daran erinnern.
    »Schau jetzt nicht hin«, sagte Vee, »aber Mr. Grüner Pullover guckt die ganze Zeit zu uns herüber und schätzt deine langen Beine durch die Jeans hindurch … Oh! Jetzt hat er mich gegrüßt. Das ist kein Witz. Ein kleiner, militärischer Gruß mit zwei Fingern. Göttlich.«
    Ich hörte nicht zu. Der Zwischenfall von gestern Abend hatte sich in meinem Kopf wieder und wieder abgespielt, und an Schlaf war nicht zu denken gewesen. Jetzt waren meine Gedanken verworren, meine Augen trocken und schwer, und ich konnte mich nicht konzentrieren.
    »Mr. Grüner Pullover scheint ganz normal zu sein, aber sein Begleiter sieht übel aus«, sagte Vee. »Er hat diese klassische ›Leg dich nicht mit mir an‹-Aura. Findest du nicht auch, dass er aussieht, als wäre er mit Dracula verwandt? Sag mir, dass ich mir das nur einbilde.«
    Ich hob meine Augen nur so weit, dass ich einen Blick auf
ihn werfen konnte, ohne dass er es bemerkte, und musterte sein fein geschnittenes, hübsches Gesicht. Blondes Haar fiel ihm bis auf die Schultern. Hellgraue Augen. Unrasiert. In ein maßgeschneidertes Jackett gekleidet, das er über einem grünen Pullover zu einer dunklen Designerjeans trug. Ich sagte: »Du bildest dir das nur ein.«
    »Hast du die tiefliegenden Augen nicht gesehen? Den

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