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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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des Neons schleuderte herum und ließ mich kreiselnd über die Kreuzung trudeln. Der Umriss rollte über den Rand der Motorhaube und verschwand.
    Ich hielt den Atem an, umklammerte das Lenkrad so fest, dass meine Fingerknöchel weiß wurden. Dann nahm ich die Füße von den Pedalen. Der Wagen bockte und ging aus.

    Er kauerte ein paar Meter entfernt und blickte mich an. Und er sah überhaupt nicht … verletzt aus.
    Da er vollkommen schwarz gekleidet war, schien er mit der Nacht zu verschmelzen. Man konnte kaum feststellen, wie er aussah. Zuerst dachte ich, ich könnte keine Gesichtszüge ausmachen, doch dann erkannte ich, dass er eine Skimaske trug.
    Der Fremde erhob sich und kam auf mich zu. Er stützte seine Handflächen auf das Fenster an der Fahrerseite, und unsere Blicke trafen sich durch die Löcher in der Skimaske. Ein tödliches Lächeln lag in seinen Augen.
    Er drückte etwas fester, und das Glas zwischen uns begann zu vibrieren.
    Ich ließ den Motor an, versuchte, die Kupplung zu treten und gleich in den ersten Gang zu schalten, drückte das Gaspedal herunter und ließ die Kupplung kommen. Der Wagen heulte auf, bockte erneut, und dann erstarb der Motor wieder.
    Ich startete und startete immer wieder, wurde aber abgelenkt durch ein metallisches Ächzen. Entsetzt beobachtete ich, wie sich die Tür einzubeulen begann. Er zog daran - er zog sie ab!
    Hastig legte ich den ersten Gang ein. Meine Füße glitten über die Pedale, der Motor heulte auf, die Nadel der Drehzahlanzeige flog in den roten Bereich.
    In einer Explosion aus Glas fuhr seine Faust durch das Fenster. Seine Hand wanderte über meine Schulter, umklammerte meinen Arm. Ich stieß einen heiseren Schrei aus, trat mit aller Kraft aufs Gaspedal und ließ die Kupplung los. Der Neon setzte sich quietschend in Bewegung. Er ließ nicht los, hielt meinen Arm noch immer umklammert, rannte noch einige Meter neben dem Wagen her, bis er zurückfiel.

    Im Adrenalinrausch raste ich los. Immer wieder sah ich in den Rückspiegel, um sicherzugehen, dass er mir nicht folgte, dann drehte ich den Spiegel ganz weg. Ich musste meine Lippen fest aufeinanderpressen, damit ich nicht anfing zu schluchzen.

VIER
    I ch flog die Hawthorne entlang, fuhr an unserem Haus vorbei, drehte um, kürzte ab über die Beech und fuhr zurück in Richtung Zentrum. Hastig wählte ich Vees Nummer.
    »Es ist was passiert. Ich … er … es … einfach so, aus dem Nichts. Der Neon…«
    »Du bist ja ganz aufgelöst. Was ist los?«
    Zitternd wischte ich mir mit dem Handrücken über die Nase. »Er kam einfach so aus dem Nichts.«
    »Wer?«
    »Er …« Ich versuchte meine Gedanken einzufangen und in Worte zu fassen. »Er ist mir vors Auto gesprungen!«
    »O Mann. O Mannomann, o Mannomann! Du hast ein Reh angefahren? Bist du okay? Was ist mit dem Bambi?« Halb jammerte sie, halb stöhnte sie. »Der Neon?«
    Ich machte den Mund auf, aber Vee schnitt mir das Wort ab.
    »Vergiss es. Ich bin versichert. Sag mir nur, dass nicht überall Tierfetzen über meinem Baby verteilt sind … Keine Tierteile, oder?«
    Wie auch immer die Antwort lautete, die ich eigentlich hatte geben wollen, sie entglitt mir. Mein Verstand war mir ständig zwei Schritte voraus. Wild. Vielleicht konnte ich das Ganze als Wildunfall darstellen. Ich wollte mich gern Vee anvertrauen, aber ich wollte nicht, dass sie mich für verrückt hielt. Wie sollte ich denn erklären, dass ich gesehen hatte, wie der Kerl aufgestanden war und anfing, die Autotür abzureißen?
Ich verdrehte den Hals nach hinten. Keine roten Flecken, wo er mich gepackt hatte, so weit ich sehen konnte …
    Plötzlich kam ich wieder zu mir. Dachte ich tatsächlich gerade darüber nach zu verleugnen, was passiert war? Ich wusste doch, was ich gesehen hatte. Das hatte ich mir nicht eingebildet.
    »Heilige Scheiße«, sagte Vee. »Du sagst ja gar nichts. Das Reh klebt an meinen Scheinwerfern, oder? Du fährst in der Gegend herum und hast es wie einen Schneepflug vor dem Auto kleben.«
    »Kann ich bei dir schlafen?« Ich wollte endlich von der Straße runter. Raus aus der Dunkelheit. Mit Schrecken erkannte ich, dass ich, um zu Vee zu kommen, wieder über die Kreuzung musste, wo ich ihn angefahren hatte.
    »Ich bin unten in meinem Zimmer«, sagte Vee. »Weißt ja, wie du reinkommst. Bis gleich.«
    Beide Hände fest am Lenkrad, jagte ich den Neon durch den Regen, betete darum, dass die Ampel an der Hawthorne grün sein würde. Sie war es, und ich jagte über die Kreuzung,

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