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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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beäugte Vee, als hätte sie soeben eine Fliege an seiner Stirn erschlagen. Er schob seinen Stuhl ein wenig zurück, um Abstand zwischen sich und uns zu bringen.
    Elliot kehrte mit einer Schachtel mit einem halben Dutzend Donuts zurück.
    »Zweimal Vanille-Creme, bitte sehr«, sagte er, als er die Schachtel zu mir hinschob, »und vier mit Guss für mich. Schätze, es ist besser, ich esse mich jetzt hier satt, denn ich habe keine Ahnung, wie die Cafeteria an der Coldwater High ist.«
    Vee hätte beinahe ihre Milch ausgespuckt. »Du gehst auf die CHS?«
    »Ab heute. Hab gerade von der Kinghorn Prep gewechselt.«
    »Nora und ich gehen auch auf die CHS«, sagte Vee. »Ich hoffe, du weißt dein Glück zu schätzen. Was auch immer du wissen musst - einschließlich, wen du zum Schulball einladen solltest -, frag einfach. Nora und ich haben noch keine festen Dates … noch nicht.«
    Ganz offensichtlich war es an der Zeit, dass unsere Wege sich trennten. Jules langweilte sich und wirkte reichlich irritiert; außerdem trug seine Gesellschaft nicht gerade dazu bei, meine sowieso schon unruhige Stimmung zu bessern. Mit großer Geste schaute ich auf die Uhr meines Handys und sagte: »Vee, wir gehen jetzt besser zur Schule. Wir müssen noch für den Biotest lernen. Elliot und Jules, es war nett, euch kennenzulernen.«
    »Unser Biotest ist doch erst am Freitag«, sagte Vee.
    Ich krümmte mich innerlich. Äußerlich lächelte ich mit zusammengebissenen Zähnen. »Stimmt. Ich meinte ja auch den Englischtest. Die Werke von … Geoffrey Chaucer.« Alle wussten, dass ich log.
    Irgendwie ärgerte mich meine Unhöflichkeit, besonders
weil Elliot nichts getan hatte, um sie zu verdienen. Aber ich wollte hier keinen Augenblick länger sitzen bleiben. Ich wollte weiter daran arbeiten, Abstand zwischen mich und letzte Nacht zu bringen. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass meine Erinnerung immer verschwommener wurde. Je schneller ich den Zwischenfall vergaß, desto früher würde mein Leben wieder seinen normalen Gang gehen.
    »Ich hoffe, du hast einen super Start an unserer Schule. Vielleicht sehen wir uns ja zum Mittagessen«, sagte ich zu Elliot. Dann zog ich Vee am Ellbogen hoch und dirigierte sie hinaus auf die Straße.
     
    Der Schultag war beinahe vorüber, nur noch Bio, und nach einem kurzen Zwischenstopp an meinem Spind, um die Bücher zu holen, machte ich mich auf den Weg in die Klasse. Vee und ich kamen vor Patch an; sie schob sich auf seinen Platz, tauchte tief in ihren Rucksack und zog eine Schachtel mit Hot-Tamales-Kaubonbons heraus.
    »Eine rote Frucht«, sagte sie und bot mir die Schachtel an.
    »Lass mich raten … Zimt ist eine Frucht?« Ich schob die Schachtel weg.
    »Du hast auch zu Mittag nichts gegessen«, sagte Vee besorgt.
    »Ich habe keinen Hunger.«
    »Lügnerin. Du hast immer Hunger. Ist es wegen Patch? Du machst dir doch nicht ernsthaft Sorgen, dass er dich verfolgen könnte, oder? Das gestern Abend in der Bibliothek sollte ein Witz sein, klar?«
    Ich massierte mit kleinen kreisenden Bewegungen meine Schläfen. Der dumpfe Schmerz, der sich hinter meinen Augen häuslich niedergelassen hatte, flackerte auf, als Patchs Name fiel. »Über Patch mache ich mir noch am wenigsten Sorgen«, sagte ich. Das stimmte nicht ganz.

    »Das ist mein Platz, wenn es dir nichts ausmacht.«
    Vee und ich sahen gleichzeitig auf, als wir Patchs Stimme hörten.
    Er hörte sich nicht unfreundlich an, ließ Vee aber nicht aus den Augen, als sie aufstand und ihren Rucksack über die Schulter warf. Es sah aus, als könnte er es gar nicht erwarten, bis sie endlich verschwunden war; er machte eine weit ausholende Bewegung zum Gang zwischen den Tischreihen, um sie aus dem Weg zu bitten.
    »Gutaussehend wie immer«, sagte er zu mir, während er sich auf seinem Stuhl niederließ. Er lehnte sich zurück und streckte seine langen Beine aus. Ich hatte ja gewusst, dass er ziemlich groß war, hatte aber nie wirklich darüber nachgedacht. Als ich jetzt so auf seine langen Beine schaute, schätzte ich ihn auf über eins achtzig. Vielleicht sogar eins sechsundachtzig.
    »Danke«, antwortete ich ohne nachzudenken. Im nächsten Moment hätte ich es am liebsten sofort wieder zurückgenommen. Danke? Das war ja wohl von allem, was ich hätte sagen können, das schlimmste. Ich wollte nicht, dass Patch dachte, mir gefielen seine Komplimente. Weil dem nicht so war … zumindest meistens. Man brauchte nicht viel Fantasie, um zu ahnen, dass er nur Ärger

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