Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
Vom Netzwerk:
ab und eilte zu den Aktenschränken, fuhr mit den Fingern an
den Schubladen entlang. Ich fand CAR-CUV. Beim ersten Zug ratterte die Schublade auf. Die Reiterchen auf den Akten waren von Hand beschriftet, was die Frage aufwarf, ob die Coldwater High womöglich die letzte Schule im ganzen Land war, die noch nicht auf Computer umgestellt hatte.
    Mein Blick streifte den Namen ›Cipriano‹.
    Ich wand die Akte aus der vollgestopften Registratur. Einen Augenblick lang hielt ich sie einfach nur in Händen und versuchte mich selbst davon zu überzeugen, dass nichts an dem, was ich da gerade tat, falsch war. Was war schon dabei, wenn persönliche Informationen in der Akte waren? Als Patchs Biologie-Nachbarin hatte ich ein Recht, diese Dinge zu erfahren.
    Draußen im Flur erklangen Stimmen.
    Ich fummelte die Akte auf und blinzelte verwirrt. Sie ergab keinen Sinn.
    Die Stimmen kamen näher.
    Rasch schob ich die Akte irgendwo in die Schublade zurück und gab ihr einen Schubs, sodass sie wieder zurückratterte. Als ich mich umdrehte, erstarrte ich. Auf der anderen Seite des Fensters blieb der Direktor wie angewurzelt stehen, sein Blick blieb an mir hängen.
    Was immer er gerade zu der Gruppe von Leuten sagen wollte, die wahrscheinlich aus allen hohen Tieren des Lehrkörpers der Schule bestand, blieb unausgesprochen. »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick«, hörte ich ihn sagen. Die Gruppe eilte weiter. Er nicht.
    Er machte die Tür auf. »Zu diesem Bereich haben Schüler keinen Zutritt.«
    Ich versuchte es mit einem hilflosen Gesichtsausdruck. »Tut mir leid. Ich war auf der Suche nach dem Sprechzimmer der Krankenschwester. Die Sekretärin hat gesagt,
dritte Tür rechts, aber ich muss mich wohl verzählt haben.« Resigniert hob ich die Hände. »Ich habe mich verlaufen.«
    Bevor er antworten konnte, zog ich den Reißverschluss an meinem Rucksack auf. »Ich soll die hier registrieren lassen. Eisentabletten«, sagte ich. »Ich habe Eisenmangel.«
    Er musterte mich einen Moment lang, seine Augenbrauen wanderten nach oben. Ich konnte förmlich sehen, wie er seine Möglichkeiten abwog: hierbleiben und sich mit mir herumärgern oder sich mit einer Bombendrohung befassen. Schließlich zeigte er mit dem Kinn zur Tür. »Sie müssen das Gebäude unverzüglich verlassen.«
    Er riss die Tür weit auf, und ich tauchte unter seinem Arm hindurch, während mein Lächeln in sich zusammenbrach.
    Eine Stunde später setzte ich mich in eine Ecknische in dem mexikanischen Restaurant Ecke Drake und Beech. Ein Keramikkaktus und ein ausgestopfter Kojote hingen an der Wand über mir. Ein Mann mit einem Sombrero, der breiter war als hoch, kam angeschlendert. Während er mich mit Akkorden auf seiner Gitarre beklampfte, legte die Bedienung die Speisekarte auf den Tisch. Angesichts des Schriftzugs auf dem Umschlag runzelte ich die Stirn. The Borderline. Auch wenn ich hier noch nie gegessen hatte, hörte sich irgendetwas an dem Namen vertraut an.
    Vee tauchte hinter mir auf und ließ sich auf den Platz gegenüber fallen. Unser Kellner folgte ihr auf dem Fuß.
    »Vier Chimichangas, extra Sourcream, eine Portion Nachos und eine Portion schwarze Bohnen«, bestellte Vee, ohne einen Blick auf die Speisekarte zu werfen.
    »Einen roten Burrito«, sagte ich.
    »Getrennte Rechnungen?«, fragte er.
    »Ich zahle nicht für sie«, erklärten wir beide unisono.
    Nachdem unser Kellner gegangen war, bemerkte ich:
»Vier Chimis. Bin gespannt, wie du das als Frucht deklarieren willst.«
    »Damit fange ich gar nicht erst an. Ich sterbe vor Hunger. Ich habe seit heute Mittag nichts mehr gegessen.« Sie schwieg kurz. »Außer man zählt die Zimtbonbons mit, was ich aber nicht vorhabe.«
    Vee ist verfressen, skandinavisch blond und auf eine unorthodoxe Weise unglaublich sexy. Es hatte Tage gegeben, an denen nur unsere Freundschaft zwischen mir und dem blanken Neid stand. Im Vergleich zu Vee sind meine langen Beine der einzige Pluspunkt, den ich anführen kann. Und vielleicht mein Stoffwechsel. Aber ganz bestimmt nicht meine Haare.
    »Hoffentlich bringt er bald die Chips«, sagte Vee. »Ich krieg noch einen Ausschlag, wenn ich nicht innerhalb der nächsten fünfundvierzig Sekunden irgendwas Salziges zu essen bekomme. Und im Übrigen verrät dir der dritte Buchstabe im Wort ›Diät‹, was ich davon halte.«
    »Salsa wird aus Tomaten gemacht«, bemerkte ich. »Das wäre etwas Rotes. Und Avocados sind eine Frucht. Glaube ich.«
    Ihr Gesicht hellte sich auf. »Und dann

Weitere Kostenlose Bücher