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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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lauschen, während sie saubermachte, also fällte ich eine Entscheidung. »Wie wäre es mit Delphic Seaport? Elliot und Jules gehen hin. Sie wollten uns mitnehmen.«
    »Treffer, versenkt! Weitere Details unterwegs, Nora. In einer Viertelstunde hol ich dich ab.« Dann hörte ich nur noch das Freizeichen.
    Ich ging nach oben und zog einen kuscheligen weißen Kaschmirpullover aus dem Schrank, dunkle Jeans und dunkelblaue
Mokassins. Dann wickelte ich das Haar, das mein Gesicht umrahmte, um den Finger, wie ich es immer tat, um meine Naturlocken zu bändigen … voilà! Einigermaßen anständige Korkenzieher. Ich machte einen Schritt zurück, kontrollierte mein Spiegelbild noch einmal und ordnete mich selbst irgendwo zwischen sportlich und beinahe sexy ein.
    Exakt fünfzehn Minuten später schaukelte Vee den Neon in die Einfahrt und hupte Stakkato. Ich brauchte zehn Minuten, um von mir zu ihr zu fahren, aber normalerweise beachtete ich die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Vee kannte das Wort Geschwindigkeit, aber Begrenzung gehörte nicht zu ihrem Wortschatz.
    »Ich fahre mit Vee zum Delphic Seaport«, rief ich Dorothea zu. »Wenn Mom anruft, wärst du so nett, ihr das auszurichten?«
    Dorothea watschelte aus dem Badezimmer. »Bis zum Delphic raus? So spät noch?«
    »Viel Spaß auf der Tagung!«, rief ich und floh zur Tür hinaus, bevor sie Protest einlegen oder meine Mom anrufen konnte.
    Vees blondes Haar war zu einem hoch angesetzten Pferdeschwanz frisiert, aus dem dicke fette Locken quollen. Große goldene Ringe baumelten von ihren Ohren. Kirschroter Lippenstift. Schwarze, wimpernverlängernde Mascara.
    »Wie hast du das denn geschafft?«, fragte ich. »Du hattest nur fünf Minuten, um dich fertig zu machen.«
    »Allzeit bereit.« Vee grinste mich an. »Ich bin der Traum eines jeden Pfadfinders.«
    Sie musterte mich kritisch.
    »Was?«, fragte ich.
    »Wir treffen uns gleich mit zwei Jungs.«
    »Was du nicht sagst.«

    »Jungs mögen Mädchen, die aussehen wie … Mädchen.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Und wonach seh ich aus?«
    »Als wärst du gerade aus der Dusche gestiegen und hättest beschlossen, dass das allein schon reicht, um als präsentabel durchzugehen. Versteh mich nicht falsch. Die Klamotten sind gut, das Haar ist okay, aber der Rest … Hier.« Sie griff in ihre Tasche. »Als deine beste Freundin leihe ich dir meinen Lippenstift. Und meine Mascara, aber nur, wenn du schwörst, dass du keine ansteckende Augenkrankheit hast.«
    »Ich habe keine Augenkrankheit.«
    »Reine Routinefrage.«
    »Ich verzichte.«
    Vee verzog den Mund, halb spöttisch, halb ernst. »Du musst dich doch nackt fühlen ohne Make-up!«
    »Und? Ist das nicht der Look, den du magst?«, sagte ich.
    Ehrlich gesagt hatte ich gemischte Gefühle, was das Make-up anging. Nicht, weil ich mir ohne auch nur im Geringsten nackt vorkam, sondern weil Patch mir diesen Floh vom natürlichen Look ins Ohr gesetzt hatte. Dann sagte ich mir, dass es hier schließlich nicht um meine Würde ging. Oder meinen Stolz. Mir hatte jemand etwas vorgeschlagen, und ich war aufgeschlossen genug, um es auszuprobieren. Was ich nicht wahrhaben wollte, war, dass ich es ausgerechnet an einem Abend ausprobierte, an dem ich Patch nicht treffen würde.
     
    Eine halbe Stunde später fuhr Vee durch die Tore des Delphic Seaport. Wir mussten am entlegensten Ende des Parkplatzes parken, so voll war es am Wochenende der Neueröffnung. Da es direkt an der Küste liegt, ist Delphi nicht gerade bekannt für sein mildes Wetter. Der sanfte Wind, der aufgekommen
war, wirbelte Popcorn-Tüten und Bonbonpapierchen um unsere Knöchel, während Vee und ich auf die Kassen zugingen. Die Bäume hatten längst ihre Blätter verloren, und ihre Äste ragten drohend über uns wie missgestaltete Finger. Delphic Seaport florierte den ganzen Sommer mit seinem Vergnügungspark, Maskeraden, Wahrsagern, Zigeunermusikern und einer Freakshow. Ich konnte nie sagen, ob die menschlichen Missbildungen darin echt oder Illusion waren.
    »Ein Erwachsener bitte«, sagte ich der Frau am Kartenschalter. Sie nahm mein Geld und schob ein Armband unter dem Fenster hindurch. Dann lächelte sie, wobei sie ein weißes Vampirgebiss aus Plastik enthüllte, das mit rotem Lippenstift verschmiert war.
    »Viel Spaß«, sagte sie kurzatmig. »Und vergessen Sie nicht, unser neu umgebautes Fahrgeschäft zu probieren.« Sie tippte ans Seitenfenster und zeigte auf einen Stapel Pläne und einen mit Handzetteln.
    Ich nahm mir von

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